Siebenundvierzigster Tag - Sonntag, 19.09.2021
Letzter Vormittag in Moldau
Erstes Ziel heute war Wasserfassen an einem der zahlreichen Brunnen im ganzen Land. Hier ist der Wohnmobilfahrer in einem Land, in dem zumindest das Auffüllen des Wassertanks eine leichte Aufgabe ist. Überall im Land an großen und kleinen Straßen, in Städten und Dörfern, gibt es funktionierende Brunnen, wo man sich jederzeit bedienen kann. Oft auch gibt es, zumindest an größeren Straßen, Toilettenhäuschen, allerdings eher nur überdachte Löcher, über denen man lieber nicht lange verweilen möchte. Sie eignen sich aber auch gut, um die Toilettenkassette zu leeren.
Nimmt man konsequent biologisch abbaubares Spülmittel und entsprechende Zahnpasta, ist es auch kein Problem, das Abwasser in Gullies und Abwasserkanäle am Straßenrand zu entleeren.
Dann ging es bei grauem Himmel und leichtem Regen über Drochia, vorbei an der gestern Abend besuchten Kirche, zum moldauisch – rumänischen Grenzübergang bei Stefanesti.
Grenzübertritt Moldawien - Rumänien
Die Zufahrt zum Grenzübergang in Moldau war ziemlich eng und mit schlechtem Straßenbelag versehen. Naja, verabschieden wir uns von Moldau so wie uns das Land begrüßt hat.
Wir mussten nur kurz vor der Schranke halten, dann konnten wir zur Grenzabfertigung einfahren. Vorher aber musste ich noch 40 Lei an einem Häuschen entrichten, wofür, weiß ich nicht. Dann die Pässe und den Fahrzeugschein abgegeben, ein Zollbeamter schaute nur kurz ins Fahrzeug, dann schon gab es die Dokumente zurück und es hieß, gute Fahrt. 15 Minuten hatte das ganze gedauert.
Nun ging es durchs „Niemandsland“ über den Damm eines Stausees, der in den 70er Jahren von Rumänien und der Sowjetunion gemeinsam gebaut wurde. Am rumänischen Ende des Dammes der Einreisegrenzposten. Auch hier ging es schnell, kurze Frage nach Alkohol und Drogen, Papiere überprüft, kein Interesse für die Impfnachweise, dann durften wir passieren. Hat alles zusammen knapp 45 Minuten gedauert und wir waren wieder in Rumänien.
Wie nun weiter
Wir berieten, wie es nun in Rumänien weitergehen soll. Ich hatte noch einige Besichtigungspunkte parat, doch das Wetter wurde schlechter und schlechter und verdarb die Lust, heute die ausgesuchten „Moldauklöster“ in der Bukowina aufzusuchen. Also fuhren wir bis zur Stadt Suceava und berieten erneut, wohin wir weiterfahren sollten. Da wir schon fast 180 Kilometer hinter uns hatten, wollten wir trotz der noch frühen Tageszeit nicht sehr viel weiter fahren. So peilten wir beim Kloster Dragomirna eine Parkplatz an, auf dem wir stehen konnten.
Im Verlauf des Tages sank die Temperatur auf nur noch 9°, noch vorgestern schwitzte ich bei 26° und ziemlicher Schwüle, jetzt frieren wir und müssen die Heizung im Wohnmobil einschalten.
Kloster Dragomirna
Wir schauten uns nach der Ankunft auf dem Parkplatz noch das Kloster an, dessen Kirche von mächtigen Festungsmauern mit Türmen umgeben ist. Gerade war dort auch wieder eine Messe im Gange, der wir eine zeitlang beiwohnten. Im angeschlossenen Klosterladen erstanden wir noch ein mit einer speziellen Technik bemaltes Ei, das für die Handwerkskunst der Bukowina so typisch ist. Die Kälte trieb uns zurück in Wohnmobil, wo wir mit der Hoffnung auf besseres Wetter den Abend verbrachten.
Gefahrene Kilometer: 191 km
Fazit Moldau:
Moldau ist ein landschaftlich sehr schönes Land ohne hohe Berge. Es wird manchmal als Toskana des Ostens bezeichnet, hin und wieder konnte ich dem zustimmen. Es gibt viele Kulturdenkmale zu sehen, alle gut ausgeschildert und leicht zu finden.
Die Städte haben wie alle Städte des ehemaligen kommunistischen Machtbereichs sehr gelitten, die Wohnblöcke und Häuser recht heruntergekommen.
Der Straßenzustand ist etwas schlechter als in Rumänien, es gibt viele schlechte bis sehr schlechte Straßen, aber auch gut ausgebaute Strecken.
Wein ist eines der großen Produktionsgüter, es gibt viele Weinkeller, u.a. die zwei größten der Welt in Cricova und Milestii Mici. Der Wein ist hervorragend und wirklich sehr billig.
Moldau erschien uns insgesamt sauberer als Rumänien, natürlich gibt es hier auch vielen einfach in die Landschaft entsorgten Müll.
Das Land ist für den Individualtouristen gut zu bereisen, überall im Land gibt es Pensionen und Hotels oder Privatzimmer.
Der Reiseverkehr funktioniert gut mit Kleinbussen, die alle wichtigen Orte miteinander verbinden. Wer mit dem Auto reist, hat selbst in der Hauptstadt Chisinau keinerlei Parkplatzprobleme, auch ist das Verkehrsaufkommen insgesamt nicht so hoch wie bei uns. Benzin und Diesel sind billig, knapp oder unter einem Euro der Liter.
Für den Wohnmobiltouristen ist das Land ideal, es gibt zwar ganz wenige Campingplätze, dafür kann man überall wo es möglich ist stehen und wird von niemandem gestört. Die Wasserversorgung ist überhaupt kein Problem, überall im Land gibt es Brunnen mit klarem Trinkwasser.
Der abtrünnige Landesteil Transnistrien oder Pridnestrowje ist einen Abstecher wert, die Einreise inzwischen auch mit dem eigenen Fahrzeug recht unproblematisch. Landschaftlich dem übrigen Moldau gleich, die Hauptstadt Tiraspol im Zentrumsbereich jedoch eine saubere, junge, aufstrebende und moderne Stadt, schöner als Chisinau.
Wer also Rumänien bereist sollte auf einen Abstecher nach Moldau nicht verzichten.