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Monastery Blagoveštenje Gornjačko

Wir fahren über’s Land, über’s Land

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Vierter Tag, Donnerstag, 10.04.2025

Recht ruhig war es auf unserem großen Schotterparkplatz, auf dem wir gestern Abend hinter einem Bus versteckt einen Übernachtungsplatz gefunden hatten.

Um halb fünf hörte ich dann den Motor des Busses starten und nach einer Weile Gebrumme im Leerlauf entfernte er sich. Alles war wieder still.

Doch schon gegen halb sieben waren Beate und ich wach. Draußen schien es nicht so schön zu sein, eine Wolkendecke hatte das herrliche blau der letzten Tage verdeckt. Nun, die Wettervorhersage hatte es vorhergesagt.

Immer weiter ostwärts

Wir verließen heute früher als sonst unseren Nächtigungsplatz und nahmen zunächst die Autobahn Richtung Belgrad und nördlich um Belgrad herum. Dann ging es nur noch über bekannt schlechte Landstraßen weiter.

Ziemlich eben und eintönig zeigte sich die Landschaft ringsum, nichts Interessantes gab es zu sehen. Kein Wunder, dass aus dem früheren Jugoslawien und sicher aus diesen östlichen Gegenden viele Gastarbeiter nach Deutschland gekommen sind, hier gab und gibt es wohl wenig zu verdienen.

Auffällig in Serbien ist die gemischte Schreibweise von Ortsnamen, Werbetafeln und sonstigen Beschriftungen. Obwohl offiziell kyrillisch geschrieben wird, ist vieles zweisprachig oder aber nur jeweils entweder kyrillisch oder mit lateinischen Buchstaben. Man ist hier also gut beraten, auch die kyrillischen Schriftzeichen zu kennen, um sich orientieren zu können.

Aufwärts, hoch in die Berge

Der Himmel blieb grau und vereinzelt regnete es sogar, sodass diese Gegend noch trostloser aussah. Am Horizont zeichneten sich düster und geheimnisvoll die Berge ab, denen wir uns mehr und mehr näherten.

Vor uns tat sich ein enges Tal auf, in das die Straße hineinführte. Es ging hinauf, kurvenreich. Dann links in den Felsen ein Bauwerk, wir hielten an. Hier hatten vor langen Jahren irgendwann Mönche ein Kloster in die Felsenhöhlen gebaut und hier gelebt. (Monastery Blagoveštenje Gornjačko)

Wir stiegen ein paar Stufen hoch und waren schon innerhalb der verfallenen Mauern. Überall kleine Nischen, in die Gläubige Kerzen abgebrannt und Geld niedergelegt hatten. Manche der Münzen waren schon total dunkel und oxidiert, die holt wohl niemand ab. Auch Geldscheine lagen dort in Felsspalten eingeklemmt, wer da wohl kommt und diese Almosen einsammelt?

Die Straße führte weiter hinauf und durch den Wald, sie wurde schlechter und schlechter, nur gut, dass unser Wohnmobil solche Straßen schon zur Genüge gefahren und somit gewohnt ist. Wir sind es auch, hatten wir derartige Rüttelstrecken, die mit Schlaglöchern übersät sind, doch schon 2021 auf unserer Balkantour kennen gelernt.

Der Regen nahm zu, es wurde kälter und kälter, hinunter bis drei Grad ging das Thermometer. Hier oben in den Bergen war eine außerordentliche Bautätigkeit festzustellen, viele LKW kamen uns entgegen, überall sah man Baumaschinen und Baustelleneinrichtungen. Was da gewerkelt wird vermochten wir nicht zu erkennen.

Wir kommen wieder in die EU

Schließlich erreichten wir irgendwann nach diesem Schlaglochmarathon die serbische Grenze zu Bulgarien. Der Grenzer war recht freundlich, schaute einmal in unser Fahrzeug hinein, ob sich nicht doch noch jemand Verborgenes dort drin aufhält und wünschte uns nach der Frage unseres Fahrzieles eine gute Weiterreise.

Etwas später dann der bulgarische Grenzübergang, auch hier das gleiche Procedere, bloß Stempel gab es nicht in die Pässe. Dann waren wir in Bulgarien und wieder in der EU. Unser fünftes Land auf dieser Reise war erreicht.

Bulgarien gilt als ärmstes Land der EU, dennoch sieht man hier auf den Höfen riesige Landmaschinen, im Gegensatz zu Serbien, wo die Traktoren klein und die Felder groß waren.

Könnten hierfür die EU – Fördergelder für die Landwirtschaft verantwortlich sein?

Die Straße von der Grenze bis zu unserem heutigen Ziel war schmal und abenteuerlich. Ein, zwei Autos begegneten uns, sonst fuhr hier niemand. Die Dörfer schmucklos und man sah die Armut. Obwohl wir die Uhr eine Stunde vorstellen mussten, schien hier auf dem Land die Zeit stehengeblieben zu sein.

Auf dem Parkplatz der Maguratahöhle, eine der größten Höhlen Bulgariens, stellten wir unser Fahrzeug zur Nacht ab. Hier, ziemlich einsam im Wald war außer einer scheinbar verlassenen Baustelle nichts.

Lediglich der Mond zeigte sich wieder.

Morgen soll es besser werden.

Gefahrene Kilometer: 364,3 km

Landkarte: Belgrad nach Bulgarien

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Sieker-Hoppmann, Ruth

    In Belgrad habt Ihr also nicht Station gemacht?
    Serbien wird für grössere Unternehmen immer attraktiver. STIHL hat dort auch ein Werk gebaut. Vlt. gerade, weil nicht EU…, weniger Vorschriften und Administration.

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