Vierzehnter Tag, Sonntag, 19.02.2023
Schlechtes Wetter
Heute morgen erstmals ganz schlechtes Wetter, schlechte Sicht, alles diesig und vom Himmel fiel leichter Schneegriesel. Als erstes gingen mal Geburtstagsgrüße raus an unseren Sohn, dann, nach dem Frühstück zur Tankstelle in Lakselv, um neben Diesel auch Wasser zu tanken. Dann nämlich sind wir bereit für das Reststück zum Nordkap. Heute sah man nicht viel von der Landschaft, leider, denn unsere Strecke wurde gesäumt von teilweise sehr hohen Bergen. Nur wenige kleine Ansiedlungen am Weg, keine, wo man hätte aussteigen müssen. In einer langgestreckten Siedlung taten wir es doch, der Reiseführer wies auf eine nette kleine Kirche hin, in der vor langer Zeit ein Priester arbeitete, der nebenbei ein norwegisch-samisches Wörterbuch schrieb, was dem Bischoff überhaupt nicht gefiel. Der Pfarrer wurde daraufhin versetzt.
Das kleine Holzkirchlein war recht hübsch anzusehen, aber nicht spektakulär.
Die Kassettentoilettenreinigungsanlage
Je weiter nach Norden wir kamen, umso schlechter wurde das Wetter. Richtung Nordosten sah es tief dunkel aus, vom Westen her wehte ein eisiger Wind und trieb leichten Schnee vor sich her. Wir hielten immer Ausschau nach offenen WCs für unsere Kloentleerung, leider sind hier in Norwegen im Gegensatz zu Schweden fast alle WC-Anlagen auf öffentlichen Rastplätzen im Winter geschlossen. Einen Rastplatz erreichten wir allerdings, wo das WC-Schild nicht durchgestrichen war. Wir hielten und hier war auch ein wunderbarer Automat installiert, eine automatische Kassettentoilettenreinigungsanlage. Ganz toll, hatte ich noch nie gesehen. Man öffnet eine Klappe, stellt die Toilettenkassette hinein, drückt den Startknopf und dann wird die Kassette automatisch entleert, gereinigt und mit einem Sanitärzusatz gegen üble Gerüche versehen. Heraus kommt eine frische, saubere und gut riechende Toilettenkassette. Das Beste daran, alles kostenlos.
Tunnelblicke
Weiter ging es, immer am Ufer des Porsangenfjordes entlang. Irgendwann dann ein Tunnel, über sechs Kilometer lang durch ein Felsmassiv. Etwa auf halben Weg trauten wir unseren Augen nicht, ein kleines rotes Lichtlein im Halbdunkel des Tunnels. Kann es möglich sein? Ja, es war möglich, „unser“ Radler war wieder unterwegs. Hatte er uns doch gestern gesagt, er wolle heute das Nordkap erreichen. Das einzige, was wir tun konnten, war ein freundliches „Hallo“ beim Überholen aus dem offenen Fenster, im Tunnel war ja kein Halten möglich. Bei dem Wetter und der Strecke, die noch vor ihm liegt, na Mahlzeit.
Weitere Tunnel folgten, kurze und noch ein vier Kilometer langer. Dann passierten wir die Siedlung Kafjord, von der aus bis 1999 die Fähren nach Honningsvag auf der Insel Mageröy fuhren. Auch ich nutzte eine dieser Fähren auf meiner Nordkaptour 1978. Jetzt braucht man keine mehr, es gibt den Nordkaptunnel, den mit 6,8 Kilometern nördlichsten Unterseetunnel der Welt und drittlängsten Unterseetunnel Europas. Seine tiefste Stelle liegt 212 Meter unter dem Meeresspiegel, was bedeutet, dass man zunächst recht steil hinunter fahren muss und dann ab der Mitte wieder 212 Höhenmeter hinauf. Mit Bedauern dachten wir an den Radfahrer, der das ja auch alles treten muss.
Nach der Ausfahrt aus dem Tunnel wurde das Wetter immer schlechter, aber wir wollten ja auch Schnee und Sturm haben, so richtiges nordisches Winterwetter.
Das nördlichste Städtchen Europas, Honningsvag ließen wir erstmal rechts liegen, wir kommen ja auf der Rückfahrt nochmal dran vorbei.
Nun ging es 9% bergauf und dass auf vereister Straße, Hier mussten nun unsere Reifen zeigen was sie taugen. Beate durfte halt nicht den Schwung verlieren und musste rechtzeitig runter schalten. Der Wagen schaffte aber die lange, eisige Strecke spielend und dann waren wir auf der sturmumtosten Hochfläche. Die Straße war teilweise kaum zu sehen, viel herüber gewehter Schnee lag auf der Fahrbahn, zum Glück markieren in geringem Abstand stehende rote Stangen die Ränder.
Tagesziel erreicht
Irgendwann dann in der Einsamkeit der Abzweig links zum Nordkap, rechts zum Fischerdorf Skarsvag, unserem heutigen Ziel. Die Schranke an der Nordkapstraße war offen, d.h. man kann jederzeit auch ohne Kolonnenführungsfahrzeug zum Kap. Andernfalls geht das nämlich nur um 11 und um 12 Uhr.
Früh wird es nun schon dunkel, viertel nach drei setzte die Dämmerung ein und wir bezogen unseren Standplatz mit Blick auf die im Hafen dümpelnden Fischerboote. Eigentlich hatten wir vor, auf einen Campingplatz zu gehen, doch alle drei hier vorhandenen befinden sich in Winterruhe. Vertraue also nie blind aufs Internet.
Nach einem Spaziergang im eisigen Wind, der die eigentlich moderaten minus ein Grad wie minus 10 Grad anfühlen ließ, kehrten wir zurück ins mummelig warme Wohnmobil. Mal sehen, ob wir schon morgen ans Nordkap kommen.
Gefahrene Kilometer: 186 km
Endlich seid ihr am Nordkap und liefert phantastische Bilder. Aber wann kommt der nächste Reisebericht?
Wie lang ist der Tunnel?
Der Hafenblick mit den Fischerbooten ist sehr schön 😻
Um 15h dunkel ist schon ne Challenge, bin froh, dass es hier schon wieder bis halb sechs hell ist. ☺️
Hallo Ruth,
Der Tunnel ist 6,8 km lang.
Gruß Beate