Waldeinsamkeit und die neuen Handschuhe

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Zehnter Tag, Mittwoch, 15.02.2023

Wir verließen unseren Stellplatz wieder erst um halb zehn morgens, obwohl wir doch früher aufbrechen wollten, weil die Tage zum Abend hin immer kürzer werden. Aber irgendwie nehmen das Frühstück und die anschließenden Hausarbeiten doch soviel Zeit in Anspruch, dass es einfach nicht früher werden will.

Heute kamen zudem für Beate noch umfangreiche Enteisungsarbeiten hinzu, weil das Thermometer minus acht Grad zeigte und damit die Scheiben auch von innen angefroren waren.

Bei herrlichstem Sonnenschein und blauem Himmel ging es weiter Richtung Norden. Überall nur noch rein weißer Schnee, nicht der Dreck und Matsch aus südlicheren Regionen.

An einer einsam gelegenen Tankstelle füllten wir noch einmal unseren Dieselvorrat auf und ich fragte den Tankstellenbesitzer nach Wasser. Er bot mir sofort an, Wasser aus dem Hahn in der kleinen Küche im Verkaufsraum zu entnehmen, so ich denn eine Kanne hätte. Hatte ich und so wanderten zwei Kannen in unseren Tank. Das reichte erstmal. Zum Dank überreichte ich ihm eine Flasche des guten Weilheimer Bockbieres mit über acht Prozent Alkohol. Für Schweden ein extrem starkes Bier, sind die hier wohl gar nicht gewöhnt.

Schon wieder der Sigmaringer

Auf der Straße kaum Verkehr, fast ganz allein waren wir unterwegs, nur in der Ferne ein einsames Auto.

Sowohl Beate als auch ich hatten kurzzeitig den Gedanken, es könnte der Sigmaringer von gestern morgen sein, was aber wohl unmöglich wäre, da er ja sicher kurz hinter Östersund Richtung Norwegen abgebogen ist.

Wir holten auf und zu unser beider Überraschung, man fasst es kaum, ein Volvo mit Sigmaringer Kennzeichen. Ich gab Lichthupensignal, doch anscheinend registrierte der Fahrer es nicht. Also nochmal aufgeblendet und beim nächsten Parkplatz fuhr er rechts ran. Vielleiche mit bösen Ahnungen wartete er auf mich, denn als ich vor seinem Wagen stand, dauerte es ein wenig, bis er mich erkannte. Das war ein ziemliches Hallo, welch ein Zufall, zum dritten Mal in der Weite Schwedens getroffen.

Nach ein paar freundlichen Worten ließ er uns vorfahren und wir verloren ihn aus den Augen.

Polarkreis in Schweden
Polarkreis in Schweden
Am Polarkreis verewigt
Polarkreis in Schweden

Am Polarkreis

Wenige Kilometer vor unseren Etappenziel, der Stadt Jokkmokk, erreichten wir den Parkplatz am Polarkreis. Hier war natürlich nichts los, der kleine Kiosk geschlossen und auch sonst fast niemand da. Nur ein Schweizer aus dem Kanton Aargau mit seinem VW Bus. Wir sprachen ihn an, fragten nach seinen weiteren Reiseplänen und setzten dann, nachdem ich noch vier Kannen Wasser aufgefüllt hatte, unsere Fahrt fort.

Polarkreistaufe
Polarkreistaufe

Jokkmokk, Stadt der Samen

Kurze Zeit später fuhren wir in Jokkmokk ein, eine sehr weitläufige Stadt mit breiten Straßen und breiten Fußwegen. Alles liegt weit auseinander, man hat ja Platz hier. Die Kommune Jokkmokk ist insgesamt so groß wie Rheinland-Pfalz, es leben aber nur ca. 7500 Menschen hier, 2700 davon in der Stadt.

Kaum hatten wir das Wohnmobil abgestellt und waren ausgestiegen, kam unserer Sigmaringer „Freund“ zu Fuß daher. Er hatte uns in die Stadt einfahren sehen und wollte erneut ein paar Worte mit uns wechseln. Leider war ein gemeinsamer Schnaps nicht drin, da ja jeder noch zu fahren hatte. Also gingen wir unsere Wege, die Straße hinunter zur schönen, großen Holzkirche, deren Inneres uns leider verschlossen blieb. Nächstes Ziel war das gegenüber liegende Samenmuseum mit angeschlossenem Souvenirladen. Und siehe da, wen treffen wir dort?

Kirche in Jokkmokk
Kirche in Jokkmokk
Schneeräumer in Schweden
Schneeräumer in Schweden

Wir schlenderten danach noch etwas durch den Ort, immer auf der Suche nach einem Laden mit Kunsthandwerk. Schließlich dann doch noch einer, wo es allerlei „läppisches“ Zeug gab, Handwerkskunst aus Lappland und anderswo her. Meine mitgenommenen Fingerhandschuhe wärmten bei diesen Minustemperaturen überhaupt nicht und so erstand ich dort wunderschöne warme……Fäustlinge.

In der Stadt arbeiteten überall riesige Radlader und Schneeräumer, um den Schnee und das Eis auf den Straßen wegzuschieben und abzufahren. Hier taut es jetzt erstmal nicht.

Viertel vor drei dann ging es zurück zum Wagen und weiter, Ziel Kiruna, doch das würden wir heute nicht mehr erreichen.

Unterwegs wurde es dann plötzlich heftig neblig, wobei der blaue Himmel zu sehen blieb. Doch so schnell wie die Nebelwand auftauchte, so schnell war sie auch wieder verschwunden.

Der erste von mir ausgesuchte Übernachtungsplatz gefiel uns dann doch nicht, sodass wir noch ein paar Kilometer weiterfuhren in die Stadt Gällivare, wo wir am Ufer eines zugefrorenen Sees einen herrlichen Platz fanden. Ankunft allerdings wieder im Dunkeln, obwohl es erst 17:00 Uhr war.

Gefahrene Kilometer: 207 km

Landkarte: Moskosel – Gällivare

Polarkreis in Schweden
Polarkreis in Schweden

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Beate

    Liebe Ruth,
    Danke dass du immer unsere Berichte liest.
    Narri Narro

  2. Martin

    Hallo Ihr Beiden, schönes Foto von Euch wo Ihr fröhlich lächelend in der schönen Schneelandschaft steht und sichtlich den Norden geniesst. Zur Zeit ist es bestimmt noch immer recht früh dunkel und da möchte man doch die Reise früh antreten, dass kann ich Gut nachvollziehen.
    Hier in Hessen ist es seit Tagen neblig und man sieht die Sonne aber es will nicht wirklich blau und sonnig werden.
    Schöne Resieberichte und tolle Bilder die eine tolle Reise beschreiben. Weiterhin Gute Fahrt und herzliche liebe Grüße aus Wehen von Martin

    1. Beate

      Lieber Martin

      Danke für deinen Kommentar.
      Hier ist es seid gestern auch bewölkt Hoffen natürlich dass das Wetter wieder besser wird. Werden in 2-3 Tagen das Nordkap erreichen und da brauchen wir doch gutes Wetter
      Gruß Beate

  3. Ruth

    So, wünsche Euch am „Schmotzige“ bei sonnigem Wetter, einen schönen Tag im hohen Norden 😊😘 Dass die Schweden 🇸🇪 Rot-Farbe, die ich sehr gerne mag, aus der Kupfermine in Falun kommt, habe ich neu dazu gelernt 👍 Das mit dem elektrischen Malheur tut mir leid für Euch, vielleicht ist es der Elektrik zu kalt 🤔 Die Häuschen in Östersund sind doch fast schon pittoresk 😊 Na ja, die Rentiere find‘ ich natürlich besonders toll…., und die Brücke für Eisenbahn 🚃 und Autos … 😻😘😘🙋🏻‍♀️🇨🇭🇩🇪

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