Vom Schinken in die Berge

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Einundzwanzigster Tag, Samstag, 04.11.2023

Hier in Trevelez hängen die Himmel nicht voller Geigen, sondern tatsächlich voller Schinken. Das Schinkenmuseum „Centro Tematico Del Jamon de Trevelez“ legt Zeugnis davon ab. Hier wird man mit Hilfe eines Audio Guides durch eine sehr interessante Ausstellung über die Geschichte des spanischen Serrano Schinkens und die Merkmale und Besonderheiten geführt. Dazu sieht man auch die Fertigungs- und Lagerräume der Firma „Jamones Vallejo“, des ersten Hauses in der Region Alpujarra, die mit der Schinkenherstellung begann. Im ersten Stock des Gebäudes befindet sich das Trocknungslager, in dem 85000 Schinken zum Teil seit drei Jahren hängen.

Dem Museumsbesuch schloss sich eine kleine Schinkenverkostung mit einem Glas Rotwein an. Wirklich empfehlenswert.

Etwas Schinken musste natürlich auch noch eingekauft werden, dann ging es zurück zum Wohnmobil.

Schinkenmuseum Del Jamon de Trevelez
Schinkenmuseum Del Jamon de Trevelez
Schinkenmuseum Del Jamon de Trevelez
Alle Schweine kommen in den Himmel
Alle Schweine kommen in den Himmel
Tal in Capileira
Tal in Capileira

Wandern im Naturpark Sierra Nevada

Ich hatte etwas gelesen von einer kleinen Wanderung zu einer verlassenenen Siedlung vom Dörfchen Capileira aus, im Nachbartal von Trevelez gelegen. Also ging es dort hin, herrlichster Sonnenschein begleitete uns. Am heutigen Samstag war natürlich wieder viel los in Capileira, dennoch fanden wir etwas außerhalb einen geeigneten Parkplatz. Von hier aus ging auch gleich der Wanderweg los nach La Cebadilla, laut Reiseführer drei Kilometer hin und entsprechend auch wieder zurück.

Gipfel der Sierra Nevada
Gipfel der Sierra Nevada

In der Ferne leuchteten hoch oben die weißen Gipfel der Sierra Nevada, noch nicht so weiß, wie sie wohl ohne bösen Klimawandel in der Vergangenheit zu dieser Zeit gewesen sind. Der Weg war breit, ging zwar erst steil bergan, dann aber gemächlich abwärts, bis wir in einiger Entfernung die Häuser von La Cebadilla sehen konnten. Diese Ansiedlung wurde wohl in den 50er Jahren gebaut, als im Talschluss ein Wasserkraftwerk errichtet wurde und hier das Bedienungspersonal wohnte. Im Zuge der Automatisierung fielen die Arbeitsplätze weg, die Häuser wurde geräumt und verfielen. Nunmehr ein Lost Place, den wir etwas genauer erkundeten. Im Inneren der Häuser alles zerstört, jedes Klo-Becken und jedes Waschbecken zertrümmert und keine Wand ohne Graffiti-Bemalung.

Auch die kleine Kirche wurde entweiht und dient heute als Schafstall und Strohlager.

Kirche von Dörfchen Capileira
Kirche von Dörfchen Capileira
Verlassenes Dörfchen Cebadilla
Verlassenes Dörfchen Cebadilla
Was man aus einem alten Bettrost noch machen kann
Was man aus einem alten Bettrost noch machen kann
Pappeln im Herbstlaub
Pappeln im Herbstlaub
Rückweg von nach Capileira
Rückweg von Cebadilla nach Capileira

Anstrengender Rückweg

Eine Picknickpause im Sonnenschein mit gutem Schinken und leider nur Wasser gönnten wir uns vor dem Rückweg.

Wir schlugen einen anderen Weg ein als den Hinweg, der sich als sehr abwechslungsreich und interessant erwies, aber auch als recht schwer. Die Sonne verschwand hinter den Bergen und ich hatte immer den Blick auf der Uhr. Halb sieben ist es hier dunkel, doch das mussten wir schaffen. Es wurde zudem immer kälter, hatte ich die Wanderung doch ohne Jacke nur mit kurzer Hose und kurzärmeligem Hemd angetreten. Am Ende hatten wir über 11 Kilometer zurück gelegt.

Maronenfest in Capileira

Der Rückweg zum Wohnmobil führte uns durchs Zentrum von Capileira, wo auf dem Kirchplatz ein Fest statt fand, das traditionelle Mauraca. An drei Stellen Feuerschalen, in den Maronen geröstet wurden, Menschen liefen mit Tütchen herum, dazu mit kleinen Tonbechern mit wasserähnlichem Inhalt.Wir versuchten herauszubekommen, wo es diese Becher und Tütchen gibt und als wir es entdeckt hatten, stand da eine elend lange Schlange. Mir war es in meinen kurzen Sachen inzwischen zu kalt und deshalb strebte ich dem Wohnmobil zu. Jetzt erstmal umziehen, warme Sachen an und dann zurück in den Ort.

Maronenfeuer in Capileira
Maronenfeuer in Capileira
Anislikör in Capileira
Anislikör in Capileira

Auf dem Platz viele Menschen, zum Glück war die Schlange an der Tüten- und Becherausgabe nur noch sehr kurz. Nur drei Euro hatten wir zu zahlen, dann bekamen wir zwei Becher und zwei Tüten. An einer Bar gab es einen süßlichen Anislikör namens „Bombita“, von dem man sich soviel einschenken lassen konnte wie man wollte. Das Zeug hat zwar 20% Alkohol, man merkt es aber nicht. Dazu ist es so klebrig, dass man nach mehreren Befüllungen des Bechers diesen kaum noch in der Hand halten kann.

Der Vorrat an Likör kann sich sehren lassen. Jeder Karton beinhaltet 9 l von diesem süßen Zeug.

Um die Feuer herum standen viele Leute mit ihren Tüten und warteten darauf, bis die Maronen fertig geröstet waren. Der Röster schüttete sie dann in verschiedene Kisten, woraufhin sich die Meute darauf stürzte und die Kisten im Nu leerten. Beim ersten Durchgang bekamen wir keine Maronen ab, beim zweiten klappte es dann, wobei ich weniger erfolgreich war als Beate.

Am Straßenrand sitzend schälten wir die Maronen und schoben eine nach der anderen in unsere Münder.

Ein weiteres Mal standen wir an, wieder unterschiedlich große Beute, doch Maronen machen auch statt und mir reichten meine ergatterten.

Dafür dann lieber noch einen Bombita und noch einen und noch einen.

Abendhimmel in Capileira

Inzwischen war ein Sturm aufgekommen, der es ziemlich ungemütlich werden ließ, Funken stoben über den ganzen Platz, Staub und Dreck wirbelte auf, die Menschen verzogen sich langsam.

Auch wir machten uns auf zum Wohnmobil. Eigentlich wollten wir ja noch weiter, doch dieses kleine spanische Fest ließ uns bleiben. Obwohl eigentlich für den gesamten Parkplatz gemäß Schildern ein Übernachtungsverbot besteht, war der ganze Platz voll mit Wohnmobilen, die hier die Nacht verbringen wollen.

Als wir ankamen sprachen wir kurz mit einem Spanier, der hier schon seit drei Tagen mit seinem Wohnmobil steht. Hier wird wohl alles nicht so genau genommen.

Gefahrene Kilometer: 24 km

Landkarte

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Ruth

    Dass alle Schweine 🐖 in den Himmel kommen finde ich super, wenn sie schon für uns ihr Leben lassen müssen 😊 Lost places sind ungeheuer interessant, und dann noch eine ganze Siedlung. Na ja, und das Maronenfest, mit Bombita liest sich als wenn es sehr gemütlich wäre 🥳

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