Sechzehnter Tag, Freitag, 27.05.2022
Unser Stellplatz erwies sich als absolut ruhig, nur hin und wieder prasselte des nachts Regen auf unser Dach. Am morgen dann wieder Sonnenschein und zum Frühstück konnten wir durch die Frontscheibe auf das Meer und die sandige Bucht sehen wie auf einem Großbildfernseher. Ich hatte den Vorschlag gemacht, heute zum Cape Wrath zu fahren, dem nordwestlichsten Punkt des britischen Festlandes. Es handelt sich hierbei auch um eine Leuchtturmanlage auf den Klippen, ähnlich wie Dunnet Head. Aber bereits kurz nach dem Aufbruch zeigten sich am Horizont schon dunkle Wolken, die nichts Gutes verhießen.
Kurz nach Verlassen unseres Parkplatzes sah ich eine Wohnmobil-Servicestation, ein Wasserschlauch hing über dem Zaun. Also gewendet und hin. Wir hatten ausgemacht, jede Gelegenheit zum Ver- oder Entsorgen zu nutzen, also Schlauch rein in den Tank und Wasserhahn aufgedreht. Kostete nichts.
Auf dem Weg zur Fährstation über einen kleinen Fjord, auf dessen anderer Seite ein Minibus zum Cape Wrath fährt, wurde es trüber und trüber. Wir parkten und gingen zur Anlegestelle, als uns zwei Männer aus einem Auto heraus ansprachen und sagten, dass die nächste Fähre erst halb zwölf abfährt. Nun war es zehn Uhr und das Wetter wurde zunehmend schlechter.
Beate schlug vor, angesichts des heraufziehenden Wetters und der Ähnlichkeit des Kaps mit dem gestern besuchten Dunnet Head diesen Abstecher auszulassen und weiter gen Süden zu fahren.
Ok, einverstanden, wieder rein ins Wohnmobil und los.
Die Umgebung war großartig, noch beeindruckender wäre sie natürlich bei Sonnenschein. Über schmale Sträßchen ging es durch eine Landschaft wie in einer Modelleisenbahnanlage, durch Felseinschnitte und in Kehren über Bergrücken. Hin und wieder hielten wir trotz des Wetters an und machten Fotos. Der Himmel wurde grauer und grauer und es ging Regenschauer um Regenschauer nieder. An Fernsicht war nicht zu denken, nur im Dunst sah man hohe Bergsilhouetten.
Irgendwann dann spielte das Navi verrückt, zeigte eine Route zurück an. Hier konnte was nicht stimmen und beim Vergleich mit der Karte mussten wir feststellen, dass wir den Abzweig rechts nach Ullapool verpasst hatten und geradeaus Richtung Inverness an der Ostküste gefahren sind.
Mist, nun hieß es also, 18 Meilen wieder zurück zu fahren, insgesamt also 36 Meilen gleich 58 Kilometer umsonst gefahren. Naja, irgendwann Abzweig erreicht und den richtigen Weg nach Ullapool genommen.
Es fing nun an, wie aus Kübeln zu schütten, Sicht gleich null. Es hatte keinen Sinn mehr noch lange weiter zu fahren, wir entschieden uns, nach Ullapool einen geeigneten Stellplatz zu suchen und die Weiterfahrt abzubrechen. Allerdings brauchten wir noch Gas und Bier.
Ich hatte mich im Internet über Autogas – Tankstellen (LPG) in Schottland schlau gemacht und feststellen müssen, dass sie tatsächlich sehr rar sind. LPG brauchen wir zum Kochen, für das heiße Wasser und für den Kühlschrank im Stand. Wir haben keine austauschbaren Propangasflaschen an Bord, sondern eine fest eingebaute Flasche. In Deutschland und auch auf dem Balkan im letzten Jahr war es überhaupt kein Problem mit dem Nachfüllen, überall gibt es Autogas. In Großbritannien nur selten. Zum Glück hat Ullapool eine Station, und da wir ohnehin durch die Stadt mussten, bogen wir ein und tankten auf. Hier konnte ich auch gleich die kaputte Scheinwerferbirne, die ich vor drei Tagen ersetzen musste, neu kaufen, damit wieder Ersatz vorhanden ist.
Beim nahen Supermarkt kauften wir noch ein, dann suchten wir auf Park4Night einen Stellplatz, der abseits der Straße am Waldrand schnell gefunden war.
Der Fahrtag war beendet, nun hieß es, auf besseres Wetter zu hoffen.
Der Himmel blieb grau und immer wieder begann es zu regnen. Dieser Parkplatz liegt bei einem Wasserfall und Waldstück, in dem man über 200 verschiedene Bäume gepflanzt hat und durch den schöne Spazierwege führen. Nach dem Nachmittagskaffee, der diesmal ein Five o`clock Tea war, gingen wir noch etwas raus, es war gerade trocken. Doch auf dem Rückweg wieder Regen, sodass zumindest ich, weil keine Kapuze, triefend nass wurde.
Im Fahrzeug dann Heizung an und Abendessen gekocht. Danach dann die üblichen Home-Office-Arbeiten, Tagesbericht schreiben und ins Netz stellen. Leider hat der Laptop plötzlich wieder die selbe Macke wie schon einmal, wo er zur Reparatur musste – er findet keine Netzwerke mehr und man kommt nicht ins Internet. Nun war die Not groß, denn das bedeutet, keine Bilder und Berichte mehr. Da Berate jedoch sehr hartnäckig ist und sich in Computerdingen gut auskennt, fanden wir gemeinsam eine Lösung über unsere Tablets.
So verging dieser Abend an den Computern. Bis auf kurze Sonnenstunden am frühen morgen unser erster komplett verregneter Tag.
Wetter könnte besser sein, aber die Landschaft ist toll. 👍🙋🏻♀️
Die Schotten sagen es sei gutes Wetter.