Zwölfter Tag, Freitag, 17.02.2023
Die letzte schwedische Etappe
Nach Karesuando, dem schwedisch – finnischen Grenzort waren es nur 104 Kilometer, und da ich der Wettervorhersage wegen den Besuchstermin am Nordkap für den kommenden Dienstag terminiert hatte, waren wir am heutigen Freitag nicht in Zeitdruck. So stellte Beate heute morgen noch den Tagesbericht von gestern ein, da wir in der guten Lage waren, am Gemeindehaus eine WLAN-Verbindung zu haben. Zwar war das WLAN auch gesichert, aber manche Netzwerke haben halt sehr banale Passwörter, so auch dieses. Ich versuchte das Naheliegendste einzugeben und siehe da, die Verbindung wurde hergestellt.
Der Himmel zeigte sich auch heute morgen grau, sodass wir es nicht eilig mit dem Fortkommen hatten. Wieder nur ging es durch einsame, bewaldete Gegend, die Straßen schneebedeckt, kaum Verkehr. Viertel vor zwölf erreichten wir den Grenzort Karesuando, mitten auf der Brücke verlief die Grenze, wie bei zwei EU-Staaten üblich nur ein Schild mit dem Namen des anderen Landes.
In Finnland, durch Finnland
Nun also waren wir in Finnland, plötzlich überhaupt nichts mehr zu verstehen noch irgendwie zu erahnen, was es heißen könnte, was auf den Straßenschildern steht. Nicht nur die Sprache hatte sich verändert, auch die Vegetation. Überall nur noch karger, krüppeliger Birkenbestand, keine Nadelbäume mehr, man konnte jetzt auch weiter in die Ferne sehen. Das Wetter besserte sich kurz, blauer Himmel zeigte sich, doch schnell schon war es wieder grau.
Zunächst ging es südostwärts entlang der schwedischen Grenze, dann rechtwinklig ab nach Nordosten und in der kleinen Stadt Enontekiö wieder rechtwinklig nach Norden. Hier hielten wir aber erst mal kurz an, besuchten den Supermarkt für einen kleinen Einkauf, der wieder in Euro getätigt werden konnte und gingen dann kurz wenige Meter weiter zur sehr auffälligen Kirche mit bleistiftspitzem Kirchturm.
Beim Besuch des Supermarktes fiel uns auf, dass vieles hier teurer ist als derzeit in Deutschland. Durch die gleiche Währung ist ein guter Vergleich möglich, Trotz einer hohen Inflation in Deutschland von etwa 8,7% im Januar bei vergleichsweise geringen 2,1% in Finnland sind bei uns die Lebensmittelpreise immer noch niedriger als hier, Dabei steht Finnland beim Bruttomonatsverdienst an achter Stelle im europäischen Vergleich, Deutschland an dritter. Wir Deutschen jammern also auf sehr hohem Niveau, aber der deutsche Michel ist ja grundsätzlich ein durch und durch ängstlicher Jammerlappen.
Die Weiterfahrt war geprägt durch absolute Einsamkeit, keine Ortschaft, nur seltenst mal ein einsames Haus abseits der Straße, Weites, mit niedrigen Birken bestandenes Hochland. Durch die Winterlandschaft sah natürlich alles noch eintöniger aus, nur weiß und schwarz, keine natürliche Vegetationsfärbung wie in den übrigen Jahreszeiten. Da war dann schon mal ein gelbes oder blaues Verkehrsschild eine wohltuende farbliche Abwechslung.
Grenze – Herzklopfen
Dann in der Ferne grüne und rote Ampellichter und ein paar wenige Häuser. Ich hatte von den norwegischen Zollvorschriften gelesen, was und wieviel man einführen darf und in gar keinem Fall Kartoffeln. Streng verboten.
Wir näherten uns den grünen Ampeln, Beate lenkte den Wagen in die richtige Spur. Kein Mensch zu sehen, also weiter, dann waren wir auch schon in Norwegen. Von wegen strenge Zollvorschriften und Kontrollen. Warum gibt es eigentlich Vorschriften, die nicht kontrolliert und nicht sanktioniert werden?
Es war zwar erst kurz nach 15:00 Uhr, doch dämmerte es schon, geschuldet natürlich auch dem bedeckten Himmel. Kurz vor Kautokeino wollten wir noch eine Entsorgungsstation anfahren, doch wegen des Winters war hier alles abgeschlossen. Die Idee eines Campingplatzaufenthaltes heute scheiterte ebenfalls, kein Platz geöffnet. Also suchten wir wieder wie bewährt über unsere App einen geeigneten Schlafplatz. Doch der so ausgewählte existierte nicht oder war bei hohem Schnee nicht anfahrbar.
Aber der nahegelegene Parkplatz eines Kindergartens sah gut aus, also dorthin, abgeparkt und den Tag beendet. Zahlreiche Autos standen noch auf dem Parkplatz, aber als alle Eltern ihre Kleinen abgeholt hatten, waren wir allein.
Ich hatte noch eine Scheinwerferbirne auszuwechseln, bei minus drei Grad nicht sonderlich vergnüglich, Beate kochte derzeit unsere nach Norwegen verbotener Weise eingeschmuggelten Kartoffeln für ein wunderschönes Raclette.
Gefahrene Kilometer: 260 km
Raclette, die CH lässt grüssen 🇨🇭 passt gut zum kalten Wetter. Wir waren 2014 mal in Helsinki, da fand‘ ich‘ s günstig- na ja fast 10 Jahre her 🙂