Morgenstraich in Basel

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Zweiter Tag, Montag, 19.02.2024

Quasi mitten in der Nacht, um 03:00 Uhr, rief der Wecker uns zum Aufstehen. Schon früher hatten wir draußen Radfahrer vorbeifahren hören und Leute sich unterhalten. Die waren wohl schon unterwegs ins Zentrum.

Auch wir brachen auf in die finstere und kühle Nacht, waren aber wahrlich nicht allein. Über die vor uns liegende Wettsteinbrücke über den Rhein fuhren schon vollbesetzte Straßenbahnen und Menschenmengen bewegten sich Richtung Münsterplatz. Schon sahen wir die ersten großen Laternen, eine Besonderheit des Basler Morgenstraichs.

Immer den Leuten hinterher ging es in die Altstadt hinein. Die Menschenmenge wurde stetig größer, auf dem Martinikirchplatz dann zwischen Massen von Besuchern viele verkleidete Umzugsteilnehmer, alle mit kleinen, bunten Laternen auf dem Kopf und alle mit Masken. Große, farbig leuchtende Laternen mit unterschiedlichster Thematik, den sog. Sujets, standen herum, entweder auf kleinen Wägelchen oder versehen mit Tragevorrichtungen. Wir suchten einen freien Platz in der schmalen Gasse und warteten, die Teilnehmer stellten sich inzwischen ordentlich für den Beginn des Zuges auf, richteten ihre Masken und Musikinstrumente.

Basel Morgenstraich
Basel Morgenstraich
Basel Morgenstraich
Morgenstraich Basel

Und dann erlebten wir einen wirklichen Gänsehautmoment. Punkt vier Uhr schlug das Kirchenglöcklein und beim vierten Schlag erlosch die Straßenbeleuchtung, vollständige Dunkelheit umgab uns. Dann setzte sich der bunt leuchtende Tross unter Pfeifen der Querflöten und heftigen Trommelschlägen in Bewegung. Die Pfeiffer intonierten immer die gleiche Melodie, die Trommler schlugen mit einer Heftigkeit den Takt, dass man es im Bauch zu spüren meinte. Gespielt wurde ein alter militärischer Weckruf.

Basel Morgenstraich
Basel Morgenstraich
Basel Morgenstraich

Wir ließen denn ganzen Umzugstross an uns vorbei ziehen, dann schlossen wir uns den Teilnehmern an, mit uns viele andere Leute. So zogen wir durch die dunklen Gassen, überall sah man nun Laternen und Umzugsgruppen leuchten. Kreuz und quer ging es durch die Altstadt, eine feste Route gab es nicht. Immer wieder ließen wir andere Gruppen an uns vorbei ziehen, liefen ihnen hinterher. Die gesamte Altstadt war ein Lichter- und Menschenmeer. Das immer gleiche Pfeifen der Querflöten und das Trommeln erfüllte die Stadt. Eine magische, fast unbeschreibliche Atmosphäre. So liefen wir kreuz und quer durch die dunkle Stadt, eine Orientierung war kaum mehr möglich. Die zahlreichen Wirtschaften der Altstadt hatten schon geöffnet, waren schon knallvoll, doch Lust auf ein Bier um fünf Uhr morgens verspürten wir nicht

Laterne beim Morgenstraich
Laterne beim Morgenstraich in Basel
Laterne beim Morgenstraich in Basel
Laterne beim Morgenstraich in Basel
Laterne beim Morgenstraich in Basel
Laterne beim Morgenstraich in Basel
Laterne beim Morgenstraich in Basel
Laterne beim Morgenstraich in Basel
Laterne beim Morgenstraich in Basel

Zwei Stunden gönnten wir uns dieses für uns bisher einmalige Spektakel, kauften dann beim Bäcker Brötchen und gingen zurück zum Wohnmobil.

Jetzt war Zeit, der große Umzug, die Cortège, sollte erst um 13:30 Uhr beginnen.

Da wir für unseren Parkplatz nun ab 10:00 Uhr zahlen mussten und nur maximal drei Stunden erlaubt waren, stellten wir den Wagen um, etwas außerhalb des Zentrums, ca. drei Kilometer Fußmarsch, aber auch mit guter Busverbindung. Hier standen wir gut, auch andere Wohnmobile waren dort. Es war nicht ganz ersichtlich, ob es nicht auch dort irgendwelche Parkbeschränkungen gab, denn die gibt es im gesamten Stadtgebiet von Basel, doch wir gingen davon aus, hier über Nacht stehen zu können.

 

Der große Umzug – Cortège

Umzug in Basel
Umzug in Basel
Umzug in Basel

In den Massen von Besuchern in der Altstadt fanden wir gegenüber des Rathauses noch einen guten Platz am Straßenrand. Auf unserem Weg dorthin sahen wir überall Umzugswagen, Teilnehmergruppen, Laternen vom Morgen und Einzelpersonen, die sich an der Cortège beteiligen wollten. Dieser Umzug startet nicht wie bei uns an einem Punkt, sondern überall an der Umzugsstrecke gleichzeitig pünktlich um 13:30 Uhr. Man steht also nicht im ungünstigsten Fall am Ende der Zugstrecke für lange Zeit herum, bis der Zug endlich kommt, sondern ist sofort mitten dabei. Große Wagen der verschiedensten Cliquen, bei uns vergleichbar mit Narrenzünften, zogen an uns vorbei. Verteilt wurden Obst und Gemüse, aber auch Süßigkeiten und tonnenweise Konfetti. Jeder Wagen hatten Unmengen von großen Plastiksäcken mit Konfetti dabei, das mit vollen Händen herausgeworfen wurde.

Umzug in Basel
Umzug in Basel
Umzug in Basel
Umzug in Basel

Auf der gegenüberliegenden Straße des Rathausplatzes kamen andere Wagen und Gruppen vorbei, immer wieder auch Trommler, Pfeiffer und die in der Schweiz so bekannten Guggemusiken. Alle Teilnehmer des Umzugs waren verkleidet und maskiert, auch sämtliche Musiker. Aber im Gegensatz zu deutschen Fasnets- oder Karnevalsumzügen ist bis auf vereinzelte Kinder niemand der Zuschauer verkleidet.

Die Innenstadt glich einem brodelnden, bunten, klingenden Kessel. Irgendwann gingen wir zurück zum Münsterplatz und in ein Lokal, um etwas auszuruhen und eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Danach wieder hinaus ins Getümmel. Wir konnten und wollten uns noch nicht von diesem unglaublichen, für uns einmaligen und noch nie erlebten Treiben trennen.

Also wieder in die Altstadt und immer noch Umzug. Die verschiedensten, bisher noch nicht gesehenen Wagen und Gruppen suchten sich ihren Weg durch die Zuschauermenge. Mal rechts, mal links ging es weiter, überall hörte man Trommeln und Pfeifen. Die Straßen waren übersäht mit Konfetti und Abfall. Tonnen von Müll sind sicher später zu entsorgen, und schon am Mittwoch wird es einen weiteren Umzug, eine gleiche Cortège geben, mit ebensolchem Müll.

Fasnetumzug in Basel
Laterne in Basel
Laternenbeschriftung Basel
Laternenbeschriftung Basel

Nach Einbruch der Dunkelheit schauten wir uns noch die auf dem Münsterplatz abgestellten großen Laternen an und machten uns dann auf zurück zum Wohnmobil. Auf den Straßen war nun schon eine ganze Armada Reinigungsfahrzeuge unterwegs, die versuchten, all diesen Müll und Dreck und vor allem das tonnenweise wie eine Schneedecke herumliegende Konfetti zu entfernen.

Als es am Abend und in der Nacht dann heftig zu regnen anfing, dachte ich an den nun völlig durchweichten Haufen Papier und Müll, den die armen Straßenreiniger nun unter erschwerten Bedingungen entfernen mussten. Aber sie sind es sicherlich gewöhnt, findet dieses unglaubliche Spektakel doch jedes Jahr statt. Für uns ein fast unbeschreibliches Erlebnis und nicht im geringsten vergleichbar mit den noch so großen Narrentreffen der schwäbisch-alemannischen Fasnacht und auch nicht vergleichbar mit den Rosenmontagsumzügen in Köln und Mainz, Düsseldorf haben wir noch nicht erlebt.

Welcher Persönlichkeiten werden aufs Korn genommen

Dies war für uns jetzt ein furioser Abschluss der diesjährigen wunderschönen Fasnetskampagne.

Gefahrene Kilometer: 2,6

 

Weiber bei der Baseler Fasenacht
Weiber bei der Baseler Fasenacht
Konfetti im Übermaß
Konfetti im Übermaß

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ruth

    Ja, nun hab‘ ich 35 Jahre in der Schweiz 🇨🇭 gelebt, aber weder die Basler noch die Luzerner Fasnet hab‘ ich erlebt…..dafür aber die Wiler, auch dort steht man knöchelhoch im Konfetti, in den Beizen und im Umzug. In Wil sind auch die Zuschauer verkleidet, speziell für Wil sind Tüüfeli und Häxä.. 😊 Ja, anders als im grossen Kanton, auch anders als an Karnevalsumzug in Köln, wenn „ de Zog küt“, da war ich mal vor …. na ja 45 Jahren 🥴😻😘🐈‍⬛

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