der weg ist das Ziel
Reisebericht Mongolei
vom
14.06. – 01.07.2024
Wir erfüllten uns den großen Traum. 2020 planten wir eine Reise zum Balkalsee und Mongolei. Leider ist diese der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Jetzt herrscht Krieg in der Ukraine mit Russland. Wir glauben dass es jetzt nicht so klug wäre mit dem Wohnmobil durch Russland zu reisen. Deshalb entschieden wir uns mit einer Reisegruppe in die Mongolei zu fahren.
Erster und zweiter Reisetag,
Freitag und Samstag, 14. / 15.06.2024
Mit fast einstündiger Verspätung verließ die Boeing 787 der mongolischen Fluggesellschaft MIAT deutschen Boden in Frankfurt und steuerte in die europäische Nacht hinein Richtung Osten.
Etwas über acht Stunden verbrachten wir an Bord der Maschine, ehe sie kurz vor Mitternacht unserer Zeit und am frühen Morgen mongolischer Zeit den Boden des Dschingis Khan Flugplatzes weit außerhalb der Hauptstadt Ulaanbaatar berührte.
Kurz nach fünf Uhr war es, die Sonne leuchtete schon vom klarblauen Himmel. Nach der Gepäckaufnahme trafen wir auf den Rest der kleinen, aber feinen Reisegruppe und unseren Reiseführer. Mit Bob stellte er sich vor, so sollten wir ihn die kommende Zeit ansprechen. Insgesamt sechs Personen bildeten die Gemeinschaft der Gleichgesinnten, die in den nächsten 16 Tagen etwas des riesigen mongolischen Reiches durchstreifen wollten. Männer waren in der Unterzahl, ohne Reiseführer nur zwei, dafür vier Frauen. Wir waren Jana, Annika, Birgitta, Beate, Helmut und Stefan.
Mogolische Währung Tögrög
Zuerst hieß es nun Geld besorgen, wieviel sollte es sein? In der Mongolei wird man leicht Millionär, mindestens aber fast, den der Umtauschkurs liegt bei 1 zu 3600. So holten wir denn mal fürs Erste 500.000 Tögrög, ein Bündel Geld, denn der größte Wert eines Scheins liegt bei 20.000 Tögrög, etwa fünf Euro fünfzig. Man stelle sich vor, in Deutschland alle Einkäufe mit maximal fünf-Euro-Scheinen bezahlen zu müssen. Einen Schubkarren voller Scheine müssten wir dann zu Aldi schieben.
Mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar
Mit einem Kleinbus ging es ca. eine Stunde durch endlose hügelige Weite hinein in die Hauptstadt zum Hotel. Die Zimmer waren zu dieser Zeit, kurz vor sieben Uhr, noch nicht gerichtet, sodass wir uns sofort auf Besichtigungstour begaben. „Roter Held“, so heißt die Stadt seit 1924, seit die Rote Armee die Mongolei als erstes sowjetisches Satellitenregime dieser Art zur „Volksrepublik“ erklärte.
Unweit unseres Hotels lag der riesige, zentrale Sukhbaatar-Platz, dessen markanteste Bauten rundherum das Parlamentsgebäude, das Rathaus der Stadt, das Haus der Kultur, die Staatsoper, die Mongolische Börse sowie einige moderne Hochhäuser mit Hotels, Restaurants und Geschäften sind.
Vor dem Eingang des Parlamentsgebäudes befinden sich seit 2008 große Skulpturen: in der Mitte Dschingis Khan, rechts und links sein Sohn und Nachfolger Ögedei Khan und sein Enkel Kublai Khan, einst Kaiser von China. Zur kommunistischen Zeit wurden Dschingis Khan und seine Nachfolger totgeschwiegen.
Unweit des Platzes das Nationalmuseum, dem wir natürlich einen Besuch abstatteten. Unser Reiseleiter führte hervorragend durch die Ausstellung, doch wir vermochten ihm nicht immer mit voller Aufmerksamkeit zu folgen, machten sich doch langsam der sechsstündige Zeitunterschied und der fehlende Schlaf bemerkbar.
Winterpalast des Bogd Khan in Ulaanbaatar
Doch weiter ging es zum nahegelegenen Winterpalast des Bogd Khan. Auch hier ein mehr oder weniger müder Besuch. So waren wir dann alle froh, als es in ein nahes Restaurant zum Mittagessen ging. Begrüßt wurde jeder Gast mit einer Tasse Suutei Tsai, einem leicht salzigen Milchtee, der überall in der Mongolei zum Essen getrunken wird. Dann endlich ging es ins Hotel, das Bett war schnell aufgesucht und ein paar Stunden erholsamer Schlaf konnten nachgeholt werden.
Um 18:00 Uhr dann Abholung mit dem Bus und Fahrt in ein gutes Restaurant zu einem schmackhaften Welcome Dinner.
Wir sechs Reiseteilnehmer schlenderten danach noch etwas über den Sukhbaatar-Platz, auf dem in Jurten mongolisches Kunsthandwerk angeboten wurde, kauften etwas ein und verbrachten den Rest des Abends in einem schönen Biergarten mit Live-Musik und sommerlichen Temperaturen, obwohl es sowohl morgens wie auch abends abkühlt.
Um 23:00 Uhr war dann dieser lange Tag zu Ende.
Dritter Reisetag,
Sonntag, 16.06.2024
Frühstück im Hotel gab es erst um 08:00 Uhr, dann ging es eine Stunde später mit vollem Gepäck weiter, Reisemittel ab sofort ein russischer UAZ 452, Bukhanka oder Furgon genannt, ein in der Mongolei außerhalb der Hauptstadt sehr beliebtes und dominierendes Fahrzeug, da es fast überall durch kommt.
Wir sechs Personen plus Reiseleiter und unser Fahrer Ugi hatten es im Inneren recht bequem. Die beiden Sitzreihen wurden jeden Tag neu belegt, damit jeder auch mal weiter vorn sitzen konnte. Die offenen Fenster bescherten uns eine zugige Fahrt, in deren Folge es leider zwei kleinere Krankheitsfälle gab.
Gandan Kloster in Ulaanbaatar
Zunächst ging es zum nahe der Stadt liegenden Gandan Kloster. 1937 wurde es während des stalinistischen Terrors in der Mongolei schwer beschädigt, mehrere Gebäude sogar zerstört. Die Anlage blieb bis 1944 geschlossen, erst danach erfolgte eine bedingte Wiedernutzung der erhalten gebliebenen Tempel. Bis zum Ende der Mongolischen Volksrepublik war das Gandan-Kloster das einzige Kloster der gesamten Mongolei, in dem religiöse Zeremonien – unter Kontrolle der Geheimpolizei – stattfinden durften. Heute leben wieder über 600 Mönche im Kloster.
Statue des Bodhisattva Janraisig
Das markanteste Gebäude ist das weiße Migjid Janraisig Süm. Hier befindet sich die 26 Meter hohe Statue des Bodhisattva Janraisig, der Göttin der Gnade. 1938 hatten sowjetische Truppen die Statue demontiert und eingeschmolzen. Die buddhistische Gemeinde ließ 1996 mit umgerechnet fünf Millionen Dollar Spenden eine neue vergoldete Janraisig-Statue errichten.
Nach der ausgiebigen Besichtigung des Klosters ging es dann fast im Schritttempo endlos weit hinaus aus der Hauptstadt und zu einem Supermarkt, in dem wir uns erstmal mit Bier, Wasser, Süßigkeiten und Gastgeschenken für die geplanten Familienbesuche eindeckten.
Hier fanden wir Waren aus Deutschland, vor allem Edekas Eigenmarke „Gut & günstig“, aus China und Südkora. So bunt und vielfältig wie bei uns war das Warenangebot. Alles etwas günstiger als bei uns, aber nicht wesentlich. So gerüstet konnten wir hinaus in die Weite der Mongolei fahren.
Ovoo, ein kultischer Steinhaufen
Oben im nördlicheren Landesteil ist alles noch grün, hügelig und unendlich weit, vereinzelt nur sieht man irgendwo am Horizont weißen Jurten der Nomaden stehen. Ein Steinhaufen mit allerhand Zeug drumherum und geschmückt mit blauen Bändern war eine kurze Rast und einen Fotostopp wert. Ein sog. Ovoo, ein kultischer Steinhaufen in der Mongolei und in Tibet, deren Ursprung im mongolischen Schamanismus zu finden ist.
Nach dem lamaistischen Glauben bringt es für den Reiseweg Glück, einen Ovoo dreimal zu umrunden und dabei an seine Wünsche zu denken. Dabei legt man jedes Mal einen unten liegenden Stein oder eine andere Opfergabe oben auf den Ovoo.
Wieder im Fahrzeug ging es noch kilometerweit, ehe dann auf eine unbefestigte Piste eingebogen wurde. Holpernd und schaukelnd ging es nun weiter durch die Steppe und am Ende dieser Fahrt gelangten wir zu unserem ersten Ger-Camp in der Einsamkeit, dem Hustai Lunoba Resort. Die Jurten wurden bezogen, einfache, mit einer niedrigen Metalltür versehene, mit weißer Plastikplane abgedeckte Jurten mit zwei Betten und einem Tisch darin. Sehr spartanisch.
Kurz darauf Mittagessen, wieder gab es traditionellen Suutei Tsai und dann eine kleine Speisenfolge, aber nichts wirklich echt Mongolisches. Auf der ganzen Reise mussten wir bei allen Mahlzeiten auf die unverfälschte einheimische Küche verzichten, ein Zugeständnis an die ausländischen Touristen.
Am Nachmittag sehr heiß und Myriaden von kleinen Fliegen und Mücken, die einen plagten und stachen. Einziges Hilfsmittel hiergegen war das Geheimrezept der Mongolen, angezündeter und rauchender getrockneter Pferdemist. Das mögen diese Plagegeister nicht.
Przewalski-Pferde
Am Nachmittag eine weitere holprige Fahrt zum Eingang des Khustain Nuruu Nationalparks, in dem die einzigen noch auf der Welt existierenden Wildpferde leben, die Przewalski-Pferde. Sie kommen abends über die Berge zu den Wasserstellen und lassen sich dann dort gut beobachten. Eine ganze Weile verbrachten wir mit der Beobachtung der Pferde, dann ging es zurück ins Camp und zum Abendessen.
Das Wetter hatte uns heute verwöhnt, sonnig und sehr warm.
Vierter Reisetag,
Montag, 17.06.2024
Golden leuchtete die Sonne vom klarblauen Himmel, so blau wie die Tücher der Buddhisten, die den Himmel symbolisieren. Wir wurden mit dem traditionellen mongolischen Milchritual verabschiedet. Hierbei werden Milchtropfen mit einem Holzlöffel, in dem neun kleine Vertiefungen sind, auf die zu verabschiedenden Personen und auf das Fahrzeug gespritzt oder Milch auf die vier Räder geträufelt. Das soll Glück auf der Reise bringen.
Fluss Tuul
Nach holpernder Fahrt erreichten wir die Teerstraße und das Asphaltband trug uns westwärts, bis zu einer Brücke über den Fluss Tuul, der auch durch Ulaanbaatar fließt und dort oft für Überschwemmungen sorgt. Unser Reiseleiter Bob ließ uns aussteigen für einen kurzen Fußweg über die Brücke, unter der eine große Herde von Pferden nach Schatten suchte.
Düne Elsen Tasarkhai
Nächstes Ziel nach langer Fahrt die große Düne Elsen Tasarkhai. Sie erstreckt sich auf 80 Kilometern im Süden des Khogno Khan Nationalparks. Die Hauptstraße teilt diese Sanddüne in zwei Teile, Mongol Els im Süden und Khogno Tarnyn Els im Norden. Wir stiegen aus, wanderten etwas über die Düne und begaben uns dann in unser nächstes Camp am Berg Khugnu Khan. Schon mittags war dieser Fahrtag beendet.
Das Wetter war herrlich und so machten wir uns nach dem Mittagessen auf über die hinter dem Camp liegenden Granitberge zum nicht allzu weit entfernt liegenden Kloster Erdene Khamba.
Kloster Erdene Khamba
Der Wagen holte uns wieder ab und brachte uns zurück zum Lager, dessen Jurten etwas komfortabler und auch viel schöner waren als die gestrigen.
Leider mussten sich nach dem Abendessen Beate und Birgitta, die zwei etwas durch den Zugwind erkälteten Reisegefährtinnen in die Jurten zurückziehen, sodass nur noch vier unserer Gruppe beim abendlichen Bier zusammen saßen und gute Gespräche führten.
Das Wetter trübte sich gegen Abend ein und in der Nacht hörte ich einige Regentropfen auf die Jurte fallen.
Fünfter Reisetag,
Dienstag, 18.06.2024
Die ersten Kilometer auf unbefestigter Piste führten durch herrliche Berglandschaften. Wir legten zwei kurze Fotostopps ein und auch, um „nach den Pferden zu schauen“, eine in der Mongolei gebräuchliche Redewendung für den Gang aufs Klo oder hier in der Einsamkeit die Abwendung, um sich zu erleichtern. Irgendwann erreichten wir eine Teerstraße, die aber auch nicht besser war als die unbefestigte Piste, dennoch ging es etwas flotter voran. Ca. 11 Kilometer vor unserem wieder zur Mittagszeit erreichten Camp ging es unbefestigt weiter. Das Ugii Tourist Camp lag direkt am See und begrüßte uns noch mit Sonnenschein. Doch in der Ferne braute sich schon Ungemach zusammen.
Mittagessen wie üblich im Camp, dann machten wir uns auf zu einem kurzen Marsch zum in der Nähe gelegenen Naturkundehaus. Ich wollte noch das Bier für das Abendessen im See kühlen, steckte vier Dosen in eine Tasche und deponierte sie nahe des Ufers im Wasser. Zur Sicherung kam ein Stein auf die Griffe der Tasche.
Unterwegs wurde es immer dunkler und windiger und kaum hatten wir das Naturkundehaus erreicht fing es auch schon heftigst an zu regnen, ja zu schütten. Bob bestellte für den Rückweg das Auto, sodass wir trocken zurück ins Camp kamen.
Den Nachmittag und Abend verbrachten wir im Trockenen bei Würfel- und Kartenspiel und leerten dabei nicht nur eine Flasche Wodka. Unterbrochen wurde unsere Runde nur durch den dann doch noch schönen Sonnenuntergang über dem See, den die aufreißende Wolkendecke ermöglichte.
Leider konnte ich das im See gekühlte Bier nicht zum Abendessen servieren, da der heftige Wind am Nachmittag das Wasser so aufwühlte, dass die schöne Tasche mit den Dosen losgerissen wurde und für immer im See versank.
Sechster Reisetag,
Mittwoch, 19.06.2024
Heute gab es Mittagessen aus dem Karton. Kurz vor der Provinzhauptstadt Tsetserleg machten wir Pause für ein Picknick, dessen Zutaten Bob am Vormittag eingekauft hatte. Vier Stunden Fahrt über Rüttelpisten lagen hinter uns, dann hatten wir die Teerstraße erreicht, an der unser Picknickplatz lag. Es fehlte an nichts, sogar das Reisgericht war noch warm, lediglich die Sonne ließ sich nicht so recht blicken, schon bei unserer morgendlichen Abfahrt aus dem Camp regnete es. So war es auch nicht allzu gemütlich an unserem Picknickplatz abseits der Straße und relativ rasch ging es weiter.
Kloster Zayaiin Khuree in der Mongolei
In der Stadt Tsetserleg dann tatsächlich Sonne, der Weg führte uns direkt zum Museum von Zayaiin Khuree, in dem man Interessantes über die Vergangenheit der Stadt erfahren konnte. Das ehemalige Kloster Zayaiin Khuree war nach Erdene Zuu das zweitwichtigste buddhistische Zentrum der Mongolei. In der kommunistischen Zeit wurden allerdings die fast 3000 Mönche ermordet und große Teile des Klosters zerstört. Heute ist es nur noch Museum. Bob erklärte die ausgestellten Exponate sehr ausführlich und fachkundig und lehrte uns das berühmte Knochenspiel Schagai das überall in der Mongolei von klein bis groß gespielt wird. Leider ging es Beate sehr schlecht, sodass sie froh war, als wir die Ausstellung verließen.
In der Stadt schlenderten wir noch über den kleinen Markt, dessen Angebote sich aber fast ausschließlich an Einheimische richteten. So gab es hier z.B. alles für eine neue Jurte zu kaufen oder Haushaltgegenstände, aber auch die modernen Pferde der Mongolen, Motorräder.
In einer Apotheke erstanden wir für Beate ein Medikament gegen „Fever, cold and flu“, was aber durchschlagenden Erfolg brachte, schon am nächsten Tag ging es ihr besser und auch der heftige Husten war fast verschwunden.
Felsen Thaikhar Chuluu
Es folgte eine weitere Stunde Fahrt bei Sonnenschein zum heutigen Camp am Felsen Thaikhar Chuluu, einen völlig alleinstehenden, ca. 20 Meter hohen Felsblock, dessen Herkunft mysteriös erscheint. Natürlich nahmen wir diesen Felsen in Augenschein, bewunderten die vielen verschiedenen, sehr alten Felsinschriften und gönnten uns, zumindest drei von uns, für je 20.000 Tögrög, umgerechnet 5,50 € einen Ritt auf Yaks rund um den Felsen herum. Ein großer Spaß.
Besuche bei einer Normadenfamile
Vor dem Abendessen fuhren wir noch zu einer Yakzüchterfamilie und schauten uns dort etwas um. Die Gastfreundschaft der Nomaden ist sehr groß, so gab es zur Begrüßung selbstgemachten Joghurt, Gebäck und frischen Milchrahm, ähnlich gut wie Butter. Unsere Gastgeschenke wurden übergeben, dann waren wir alsbald zurück im Camp und bereit für das Abendessen.
Jurtencamp
Siebter Reisetag,
Donnerstag, 20.06.2024
Nationalpark Chorgo Terchiin Tsagaan Nuur
Vier Stunden Autofahrt über unbefestigte Piste, aber durch wunderschöne Berglandschaften lagen vor uns, es ging weiter nach Westen, Ziel heute war ein Camp nahe des erloschenen Vulkans im Nationalpark Chorgo Terchiin Tsagaan Nuur. Ein Stopp an einer Schlucht brachte Abwechslung. Leider hielt das anfangs schöne Wetter nicht lange durch, der Himmel verdunkelte sich, leichter Regen setzte ein. Doch am Parkplatz unterhalb des Vulkans war es wieder trocken.
Erloschener Vulkan in der Mongolei
Wir begannen mit dem Aufstieg, der Vulkankegel ist nicht sehr hoch und der Aufstieg wird durch eine Reihe Betonstufen erleichtert. Oben am Rand angekommen ein atemberaubender Blick in den Schlund des Kraters, beinahe 100 Meter tief. Es war kühl und windig hier oben, wir blieben einige Zeit, machten Fotos und ich überlegte, ob ich den Weg rund um den Rand wagen sollte. Doch angesichts der nahen Mittagszeit wollte ich die Gruppe nicht zu lange warten lassen und verwarf das Unterfangen. Auch ein Abstieg auf den Grund des Kraters schien mir zu zeitaufwändig.
So ging es dann nur ein kurzes Stück mit dem Wagen zum heutigen Camp, dessen Jurten für den, der es wollte, sogleich eingeheizt wurden, um es schön warm zu haben, da sich die Temperaturen im recht niedrigen Bereich befanden.
See Tsagaan Nuur
Das Programm sah nach dem Mittagessen noch einen Ausflug zum See Tsagaan Nuur vor, zuvor allerdings besuchten wir noch zwei Höhlen im alten Lavastrom, eine davon die „Höhle des gelben Hundes“, die durch Einbruch der Lavaoberfläche nach deren Erkalten entstanden sind.
Der Aufenthalt am See war recht windig und kalt, sodass wir unser Vorhaben, ein erfrischendes Bad zu nehmen, kommentarlos absagen mussten. Eine Erfrischung wäre es nicht gewesen.
Da sich aber Wetterbesserung ankündigte, beschloss ich, am nächsten morgen früh aufzustehen und noch einmal den Vulkan zu besteigen.
Achter Reisetag,
Freitag, 21.06.2024
Wanderung zum Vulkan Khorgo
Noch bei schwarzer Nacht, nur der Vollmond leuchtete hell vom Himmel, machte ich mich um kurz nach vier Uhr auf den Weg zu Vulkan. Zwei Bäche hatte ich zu queren, dann ging es immer wieder stolpernd auf geraden Weg zum gestrigen Parkplatz und von dort aus den bekannten Weg hoch zum Kraterrand. Einige Autos waren schon langsam auf der Piste Richtung See unterwegs. Schneller als erwartet hatte ich den Parkplatz erreicht, jetzt lagen nur noch 20 Minuten vor mir, so lange hatten wir gestern gebraucht, um von hier den Kraterrand zu erreichen.
Die Morgendämmerung setzte langsam ein, es war kühl und windig, als ich den Rand des Kraters erreichte. Eine wunderschöne, mystische Stimmung, so früh am Morgen hier oben zu stehen und in den tiefen Kraterschlund zu schauen. Langsam machte ich mich auf den Weg zur Umrundung des Kraters, wollte ich doch hier oben einen Sonnenaufgang erleben. Es wurde heller und heller, das riesige Lavafeld unter mir reichte bis zum See, vor acht bis neun Millionen Jahren entstanden. Ehrfurcht machte sich breit, wie unendlich lang ist das her, wie unendlich alt ist die Welt, wie großartig.
Eine Stunde ließ ich mir Zeit, genoss die unglaubliche Schönheit der Landschaft zu dieser frühen Stunde, doch die Sonne wollte und wollte nicht über die Bergspitzen schauen und mir einen unvergesslichen Sonnenaufgang bescheren. Da es um 07:00 Uhr Frühstück geben sollte, machte ich mich schon bald wieder auf den Rückweg.
Heizung in der Jurte
In unserer Jurte hatte Beate schon den Ofen angeheizt, sodass ich mich nach diesem morgendlichen Ausflug schön aufwärmen konnte.
Fahrt nach Kharkhorin
Über sechs Stunden waren wir unterwegs über Tsetserleg in die alte Hauptstadt, die sich Dschingis Khan für sein Weltreich auserkoren hatte, nach Kharkhorin.
Klosteranlage Erdene Dsuu
Hier befindet sich auch die berühmteste Klosteranlage der Mongolei, das Kloster Erdene Dsuu. Leider wurde auch dieses Kloster während des kommunistischen Terrors 1937 fast vollständig vernichtet und alle Lamas (Mönche) ermordet.
Ein Besuch bei einem mongolischen Pferdezüchter schloss sich an, in seiner Jurte wurden wir mit Airag begrüßt, dem traditionellen Getränk der Nomaden aus vergorener Stutenmilch. Schmeckt erfrischend wie unsere Buttermilch, ist aber durch die Gärung leicht alkoholhaltig.
Zum Abendessen gab es heute das mongolische Nationalgericht Khorkhog, Ziege in der Milchkanne. Hier wird Ziegen- oder Hammelfleisch in einer Milchkanne unter Zuführung von heißen Steinen gegart. Schmeckte sehr lecker, war aber für uns sechs Leute viel zu viel.
Neunter Reisetag,
Samstag, 22.06.2024
Denkmal zur Erinnerung an Dschingis Khan in Karakorum.
Erste Station nach dem Frühstück war eine Fahrt auf einen Hügel in der Nähe der Stadt, auf dem seit 2006 ein großes Denkmal für die drei Großreiche der Hunnu, der Altai Turks und der Mongolen errichtet wurde. Im Inneren des aus drei gebogenen Wänden bestehenden Denkmals befindet sich ein Ovoo und man hatte von hier einen schönen Blick auf die Stadt.
Fahrt durch das Orkhon-Tal
Nach einem Einkauf traten wir die Weiterfahrt auf unbefestigten Pisten ins Orkhon-Tal an. Wegweiser gibt es in der Mongolei nicht, man fährt eigentlich immer auf den Pisten, die in die Himmelsrichtung führen, in die man fahren will. Biegt die gerade gefahrene Spur in eine andere Richtung ab, fährt man wieder auf die, die dorthin führt, wo das geplante Ziel liegt. Große Hindernisse gibt es in der immer karger werdenden Steppe nicht.
Orkhon Wasserfälle
Am Mittag erreichten wir unser Camp am Orkhon-Fluss und setzten unsere Holperfahrt nach dem Essen auf landschaftlich reizvoller Strecke Richtung Orkhon Wasserfälle fort. Nach zwei Stunden hatten wir sie erreicht, jetzt tat etwas Laufen gut. Die Wasserfälle, die hier in einen tiefen Kessel stürzen, gehören zu den bekanntesten Naturattraktionen in der Mongolei, dementsprechend viele Menschen tummelten sich hier, zumal gerade Wochenende war. Etliche mongolische Familien bauten auch ihre Zelte für die Nacht auf.
Nach reichlich Zeit für die ausgiebige Besichtigung der Fälle und der Umgebung ging es wieder fast zwei Stunden zurück. Was aber auf der ganzen Reise sehr gut tat, war die Zeit, die uns unser Reiseleiter ließ, um alles in Ruhe und ohne Zeitdruck anzuschauen. Niemals wurden wir bedrängt uns zu beeilen, niemals mussten wir hetzen, weil die Zeit drängte oder wir weiter wollten.
Zehnter Reisetag,
Sonntag, 23.06.2024
Auf in die Wüste Gobi
Langsam aber unaufhaltsam verwandelte sich die immer noch grüne Landschaft in öde Steppe und Wüste. Es ging weiter nach Süden, eine lange Autofahrt stand an, die Wüste Gobi öffnete sich vor unseren Augen, wohin wir auch schauten. Die Fahrt ging rasanter voran als die Tage zuvor, der Wüstenboden war flach und glatt, nur wenige Holperstellen mussten überwunden werden.
Nach einem Tankstop Irgendwo im Nirgendwo ging es weiter. Beate wollte mal eine kleines Video drehen, wie wir einen kleinen Fluß mit dem Fahrzeug überqueren, und Ugi tat ihr den Gefallen.
Viele Kilometer weiter dann in totaler Einöde ein Mittagshalt, ein Tisch wurde aufgestellt und das reichhaltig eingekaufte Essen ausgebreitet. Bob hatte wieder hervorragend für Verpflegung gesorgt, sodass niemand Hunger und Durst leiden musste.
Jurtencamp Secret of Ongi
Immer tiefer ging es in die Wüste hinein und am späteren Nachmittag erreichten wir endlich nach über sieben Stunden Fahrt unser Camp. „Secret of Ongi“ stand am Eingangstor, wir bekamen unsere Jurten zugewiesen, diesmal sehr moderne, aus Metall geschweißte Konstruktionen, in denen sogar ein Portapotti Chemieklo vorhanden war. Das Restaurant versprühte das Flair eines Hotels. Hier gab es mal wieder Internet, immer, wenn eine Netzverbindung hergestellt werden konnte, saß jeder sofort am Smartphone und tippte unablässig darauf herum. Das Camp war ziemlich stark belegt, Deutsche, Amerikaner, vor allem Koreaner, sie alle waren hier versammelt.
Ongi Kloster
Im Abendsonnenschein gingen wir zum unweit des Camps liegenden, 1939 vollständig von den Kommunisten zerstörten Ongi Klosters, dessen Ruinen wir besuchten. Für mich immer wieder unbegreiflich, welche Gräueltaten durch die Kommunisten auch hier in der Mongolei begangen wurden, sich aber weltweilt wenig darum geschert wird. Nur wir in Deutschland wollen und sollen Ähnliches nicht vergessen, es wird uns und unseren Kindern als ewige Schuld eingeredet. Die Mongolen jedenfalls betrachten ihre Geschichte gelassen und nicht zu ändern.
Die umgebenden Berge leuchteten rötlich im Abendsonnenlicht und Bob betonte insbesondere die rot leuchtenden Felsen bei Sonnenaufgang, sodass sich Beate, Helmut, Jana und ich dazu entschlossen, den Sonnenaufgang morgen auf den Bergen zu erleben.
Im Anschluss an das Abendessen gab es noch sehr spät und fast schon bei Dunkelheit eine historische Kostümshow des Camp Personals, die wir mit ein paar guten Dschingis Khan Wodkas abschlossen. Dabei kam auch der Gesang nicht zu kurz, wir schmetterten, falsch zwar aber voller Inbrunst, das Lied Dschingis Khan der gleichnamigen Gruppe Ende der 70er Jahre.
Das Wetter zeigte sich von der besten Seite, sonnig, wolkenlos aber nicht zu heiß.
Elfter Reisetag,
Montag, 24.06.2024
Morgenwanderung am Ongi Kloster
Viertel vor fünf war die Nacht beendet. Beate und ich trafen uns eine viertel Stunde später mit Jana und Helmut am Tor. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch hell war es trotzdem, sodass wir den vor uns liegenden Hügel recht flott erklimmen konnten. Hier in der Gesellschaft von großen, aus Beton hergestellten Schafen und Steinböcken hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf die umliegenden Berge, die langsam begannen, sich im Morgenrot zu verfärben. Einige schöne Aufnahmen gelangen uns, bald schon hatte die Sonne den Horizont erobert und kletterte den Himmel hinauf. Zeit für uns ins Camp zurück und zum Frühstück zu gehen.
Hier im Camp war es sehr hotelähnlich, es gab ein großes Frühstücksbuffet und sogar einen Koch, der auf Wunsch Omelett, Rührei oder Spiegeleier frisch zubereitete. Hier in der Wüste hatten wir eigentlich einfachere Zustände erwartet.
Kamelherde in der mongolischen Wüste
Schon vor acht Uhr ging es weiter, nur über unbefestigte aber doch recht gute Piste, der Fahrer trieb den Wagen flott vorwärts, teils mehr als 70 km/h. Dann in der Ferne eine erste Kamelherde, natürlich mussten wir halten und Fotos machen. Allzu nahe konnte man den Tieren nicht kommen, sie nahmen Reißaus.
Gegen Mittag dann plötzlich technische Probleme, der Motor fing an zu stottern, zog nicht mehr richtig. Wir mussten halten, unser Fahrer Ugi schaute etwas nach, dann ging es wieder, doch schon kurze Zeit später das gleiche Spiel. So stiegen wir aus und erkundeten unter Bobs Führung etwas die Gegend, hier sollte vor mehr als 100 Jahren der amerikanische Forscher Roy Chapman Andrews nach ersten Spuren menschlichen Lebens forschen. Dabei entdeckte er etwas weiter entfernt die Reste bis dahin unbekannter Dinosaurier. Wir entdeckten kleinere Krabbeltiere.
Saxault Bäume in der Wüste Gobi
Für uns hier in dieser Gegend interessant die Saxault Bäume, die einzigen Bäume in der Wüste, deren Bestand geschützt ist. Das sehr harte Holz allerdings eignet sich gut zum Heizen und Kochen, sodass trotz Verbots von den Nomaden einzelne Bäume gefällt werden. Wieder am Fahrzeug zurück stand dort ein Motorradfahrer und wir glaubten, Ugi hätte Hilfe angefordert. Doch dann staunten nicht schleicht als wir sahen, dass dieser Motorradfahrer eine Anzahl von kleinen Souvenirs ausgepackt hatte und sie uns anbot. Nach Souvenirs war uns jedoch nicht Zumute und so ging es ruckelnd weiter, das Camp in ziemlicher Nähe, doch mit diesem Wagen würden wir es nicht bis dorthin schaffen. So orderte Bob einen Ersatzwagen vom Camp, der uns und unser Gepäck zügig dorthin brachte.
Flaming Cliffs - Brennende Klippen
Ugi schaffte es, das technische Problem – vorerst – zu lösen, sodass wir am Abend nach Bajandzag fahren konnten, den „Flaming Cliffs“. Hier wurden von dem amerikanischen Forscher Roy Chapman Andrews 1923 die ersten versteinerten Dinosauriereier gefunden und weitere Dinosaurier Skelette.
Bei Sonnenuntergang sollen hier die Klippen „brennen“, rot leuchten in der Abendsonne. In guter Sichtweite zu den Klippen brachte uns Ugi unser Abendessen, das wir im Freien im Anblick der herrlichen Felsformationen genießen konnten, sogar kaltes Bier gab es, ich hatte jeden Abend dafür gesorgt. Leider verdeckten Wolken die sinkende Sonne, sodass uns die sagenhaften „Flaming Cliffs“ leider verborgen blieben.
Zwölfter Reisetag,
Dienstag, 25.06.2024
Auf zur Düne Khongoryn
Bei leicht bedecktem Himmel verließen wir das Camp weiter Richtung Süden zu unserem heutigen Tagesziel, der großen Düne Khongoryn Els. Es ging durch absolute Einsamkeit, echte Wüste. Nichts soweit das Auge reichte. Plötzlich wieder die gleichen Probleme mit dem Auto wie gestern, obwohl Ugi laut eigener Aussage das Problem gelöst hatte. Mit Mühe nur kamen wir selbst leichtere Steigungen hoch. Also wieder ein kurzer Stopp, Zeit, um nach den Pferden zu schauen. Die Frauen links, die Männer rechts.
Dann schlossen wir Wetten ab, wie weit wir es diesmal schaffen würden, bis die Probleme erneut aufträten. Nun, 20 Kilometer waren es. So ging es jetzt die nächsten fünf einhalb Stunden weiter, bis wir endlich unser Ziel, das Camp Gobi Discovery nahe der großen Düne erreichten. Wir bezogen die Jurten und dann ging es zum Mittagessen. Sehr voll war es in diesem Camp, vor allem Koreaner. Die Tische nobel gedeckt, alle Stühle mit weißen Hussen und roten Schmuckbändern versehen, sehr vornehm so mitten in der Wüste.
Fahrt in die Wüste Gobi
Kamelreiten in der Wüste Gobi
Eine Stunde Pause wurde uns zugestanden, dann ging es wieder in den Wagen, der nun zuverlässig lief, zur Jurte eines Kamelzüchters. Auch hier wurden wir mit Tee und Gebäck versorgt und konnten etwas über das Leben der Kamelzüchter in der Wüste Gobi erfahren. Anschließend genossen wir alle die Möglichkeit, auf den Kamelen zu reiten. Ein ziemlich langes Stück Weg konnten wir zwischen den Höckern sitzend zurücklegen, allerdings auch nicht schneller, als wären wir zu Fuß gegangen. Kein Wunder, dass der Transport des Tees auf der alten Teestraße von hier bis nach St. Petersburg ein halbes Jahr gedauert hatte.
Singende Düne in der Wüste Gobi
Am nächsten Parkplatz hatten wir die Stelle erreicht, wo die Düne am höchsten ist, dreihundert Meter. Wie Ameisen krochen die Menschen den Sandhügel hinauf und für mich war es der Sehnsuchtsort in der Mongolei, einmal dort oben zu stehen.
Also machte ich mich auf den Weg durch den weichen Sand. Schnaufend und keuchend ging es nach oben, zunächst nicht so steil, dann wurde es etwas flacher. Von den anderen Gruppenmitgliedern sah ich nur Jana mir in großem Abstand folgen. Die anderen hatten auf halben Weg aufgegeben.
Die letzten wohl hundert Höhenmeter waren die schwersten, hier ging es mindestens im 45 Gradwinkel nach oben. Mit jedem Schritt im Sand vorwärts rutscht man wieder einen halben Schritt zurück. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich es schaffen würde, doch ich wollte es unbedingt. Jeweils 30 Schritte nach oben, dann wieder Pause. Wieder 30 Schritte, wieder Pause. Auf diese Weise kämpfte ich mich nach oben bis ich es geschafft hatte, der schmale Grat der Düne war erreicht. Auf der anderen Seite eine grandiose, breite, unberührte Dünenlandschaft. Viele Leute waren hier oben, jeder, der den Kamm erreichte, wurde mit Applaus begrüßt. Ich genoss die Aussicht, die Tatsache, dass ich diese große körperliche Leistung vollbracht hatte.
Schon ging es leichten Schrittes wieder hinunter, doch da sah ich Jana hinaufkommen und ich wollte sie oben begrüßen. Also wieder umgedreht und erneut die letzten 30 Höhenmeter die Düne wieder hinauf. Wir begrüßen uns mit „Berg heil“, machten ein paar Fotos und dann war für mich der Zeitpunkt gekommen, wieder abzusteigen, wollte ich doch den Rest der Gruppe nicht zu lange warten lassen. Hinunter ging es in Windeseile, bald auch war Jana zurück und wir konnten ins Camp zum Abendessen fahren.
Bob hatte am Tag Sekt kalt stellen lassen, den wir nun auf eine erfolgreiche Dünenbesteigung in geselliger Runde genießen konnten.
In diesem Camp wurde uns im Übrigen das erste und einzige Mal verwehrt, unser eigenes Bier zum Abendessen zu trinken.
Dreizehnter Reisetag,
Mittwoch, 26.06.2024
Abschied von den Sanddünen der Wüste Gobi
Froh gelaunt und guter Hoffnung, dass nunmehr das technische Problem am Wagen behoben ist, verließen wir gegen acht Uhr das Camp. Hier wurden wir mal wieder mit dem traditionellen Milchritual verabschiedet, auf das es eine gute Fahrt werde. Es ging auch alles gut, der Wagen schnurrte, rechts von uns erstreckte sich unendlich lang die große, weiße Düne. Dann plötzlich wieder stottern des Motors, selbst kleine Anhöhen konnten nicht bezwungen werden. Also alles aussteigen, Ugi schaute irgendwas nach, dann weiter. Nun brummte das Auto, fuhr einwandfrei, wir kamen super flott voran trotz unbefestigter Piste. Leider veranlasste dann Ugis Blase einen unplanmäßigen Stopp, und danach ging nichts mehr. Nur noch wenige Kilometer kamen wir weiter, dann war Schluss.
Zunächst wurde etwas im Motorraum rumgefummelt, aber ohne Erfolg. Es blieb nichts anderes übrig, als die Benzinpumpe auszubauen und ein Ersatzteil herzubekommen. Nun sind die Mongolen von Natur aus sehr ruhig und genügsam, Hektik kam nicht auf. Bob stieg dann dem Wagen aufs Dach, um besseren Mobilfunkempfang zu haben und telefonierte dann mit seinen Ansprechpartnern in der nächsten Provinzhauptstadt Dalandsadgad und orderte einen Ersatzwagen nebst Benzinpumpenersatzteil.
Warten auf Ersatzteile
Wanderung in der Geierschlucht Yolyn Am
Nach zwei Stunden kam der Wagen endlich an, die Benzinpumpe wurde repariert. Über dreieinhalb Stunden hatten wir mitten im Nirgendwo der Wüste ausgeharrt, bis die Lösung des Problems erfolgt ist. Da die Zeit etwas drängte und heute noch ein Besichtigungspunkt auf dem Programm stand, fuhren wir alle mit dem Ersatzwagen zum Abzweig zur Geierschlucht Yolyn Am. Hier am Eingang zum Nationalpark gibt es auch ein kleines Naturkundemuseum, in dem die Tiere der Geierschlucht ausgestopft herumstehen. Nun, dieses Museum erinnerte mich an die Sammlung ausgestopfter Tiere aus meiner Schulzeit im Gymnasium.
Kaum hatten wir das Museum wieder verlassen, stand auch Ugi mit unserem Wagen wieder da und brachte uns zum Parkplatz, von wo aus man in die Schlucht wandern kann. Die kleinen Pikas, die mongolischen Pfeifhasen, hatten es uns sehr angetan, überall sah man sie herumflitzen. Zu Fuß ging es dann tief in die Schlucht hinein, wo selbst jetzt im hinteren Teil noch Eis lag. Wir befanden uns auch fast über 2000 m hoch. Kein Wunder bei dieser bizarren Berglandschaft, in der steile Felswände mehrere hundert Meter in den Himmel ragen. Auf dem Rückweg konnten wir an den steilen Felswänden mehrere Steinböcke beobachten.
Zurück am Wagen dauerte es nur noch gut eine halbe Stunde Fahrt zum Camp in der Nähe der Provinzhauptstadt Dalanzadgad. Ein netter gemeinsamer Abend beendete diesen schönen, doch auch anstrengenden Tag.
Vierzehnter Reisetag,
Donnerstag, 27.06.2024
Fahrt durch die Mittelgobi
Wasser war heute Morgen nicht verfügbar, erst sehr spät konnte die Pumpe zum Laufen gebracht werden. Also musste es ohne große Wäsche in den Tag gehen. Unseren ersten Stopp machten wir bei einem Supermarkt in Dalanzadgad, danach ging es für mehr als 100 Kilometer flott auf einer guten Teerstraße voran. Hier in der Mittelgobi immer noch Wüste soweit man schauen konnte. Irgendwann dann ging es wieder zurück auf die gewohnten Pisten und durch einsamste Landschaft. Wir hielten Ausschau nach unserem heutigen Camp, das dann weit in der Ferne schließlich auftauchte. Obwohl wir nur gefahren waren schmeckte das Mittagessen trotzdem gut. Vom Camp aus konnte man die Bergformation Tsagaan Suvarga schon gut erkennen, auch bekannt unter dem Namen „White Stupa“.
Tsagaan Suvarga oder White Stupa
Um 15:30 Uhr fuhren wir mit unserem Wagen dorthin zum Parkplatz, wo auch schon etliche andere Fahrzeuge parkten und es auch einen Eisverkäufer gab. Also erstmal Softeis, bei den Mongolen sehr beliebt. Dann erkundeten wir ausgiebig diese beeindruckende Fels-und Landschaftsformation. Das Sehenswerte dieser Gesteinsformationen sind ganz klar die surreal bunten Farben des Gesteins, welches in der Morgen- und Abendsonne am besten zur Geltung kommt. Sie reichen von leichten pink, lila über rot, orange bis hin zu gelben Tönen.
Auf einem Rundweg konnten wir die Klippen größtenteils umrunden und setzten dann an zum Fußmarsch zurück zum Camp. Doch leider wurde der Wind immer stärker und entwickelte sich zum Sandsturm genau zwischen uns und dem Camp. Da unser Fahrer gewartet hatte konnte er uns aufnehmen, zu Fuß hätten wir nicht durch den Sandsturm zum Camp gekonnt.
Den Abend verbrachten wir wie immer bei guten Gesprächen und gutem Wodka und begaben uns dann schon recht früh um halb zehn ins Bett.
Jurtencamp in der Wüste
Fünfzehnter Reisetag,
Freitag, 28.06.2024
In der Nacht hatte es etwas geregnet, doch der Morgen zeigte kurz nach fünf Uhr einen schönen Sonnenaufgang. Zahlreiche Südkoreaner, die eigentlich früh abfahren wollten, scharten sich mit ihren Fotoapparaten gen Osten, um die aufgehende Sonne abzulichten. Leider wurde der Himmel erstmal nicht klar, doch kurz nach unserer Abfahrt besserte das Wetter sich. Wir bewegten uns wieder auf einer gute Teerstraße gen Norden, legten zwei Fotostopps und ein und nutzten die Zeit auch, um mal wieder nach den Pferden zu schauen.
Granitfelsformationen von Baga Gazriin Chuluu
Irgendwann ging es links ab, wieder auf unbefestigte Pisten. Zwischenziel waren die Granitfelsformationen von Baga Gazriin Chuluu. Unterwegs mussten wir noch einen Klein-LKW anschleppen, dem wohl der Strom der Starterbatterie zum Anlassen ausgegangen war.
Augenwasserloch
Zwischen den herrlichen, bizarren Felsformationen, die mich an die Granitfelsen des Capo Testa im Norden Sardiniens erinnerten, nur kleiner dimensioniert, parkte Ugi den Wagen und wir packten aus für ein mittägliches Picknick. Hier konnte man mit etwas Fantasie so manches Fabelwesen in den Steinformationen erkennen. Danach brachen wir auf zu einer kleinen Wanderung, immer die Felsen im Blick. An einer Stelle forderte Bob uns auf, ein kleines Loch im Felsen zu suchen, was wir auch fanden, abgedeckt mit einem Stein. Hier sammelt sich Regenwasser, das der Legende nach Augenkrankheiten heilen kann. Ein kleiner Schöpflöffel lag auf einem der Felsen bereit und damit konnte jeder Wasser aus dem Loch holen um sich die Augen zu benetzen. Ob es was genützt hat, konnte in der Kürze der Zeit nicht geklärt werden.
Etwas weiter auf unserer kleinen Wanderung kamen wir an die Ruinen eines alten Tempels aus dem 17. Jahrhundert. Hier trafen wir dann auch auf eine andere deutsche Reisegruppe von world insight, die mit drei Fahrzeugen unterwegs war.
Eine halbe Stunde Fahrt noch, dann hatten wir unser abendliches Camp erreicht, das Vorletzte auf unserer Reise. Hier traf dann auch die andere große Reisegruppe ein, die die Tour in umgekehrter Richtung durchführte. Wir waren angesichts der relativ großen Gruppe froh, nur ein so kleines Häufchen von sechs Personen zu sein. So konnten wir nach dem Abendessen noch alle gemeinsam das traditionelle mongolische Knochenspiel spielen und guten Wodka genießen, den Bob noch irgendwo her organisiert hatte, ehe es ins vorletzte Jurtenbett ging.
Sechzehnter Reisetag,
Samstag, 29.06.2024
Reiterstandbildes des Dschingis Khan
Wir näherten uns langsam wieder der Zivilisation. Nach 60 Kilometern Holperpiste wieder gute Teerstraße Richtung Hauptstadt Ulaanbaatar. In der kleinen Stadt Nalaich füllten wir nochmal die Vorräte auf für ein letztes Picknick im Freien, das in der Nähe des riesigen Reiterstandbildes des Dschingis Khan, ca. 54 Kilometer östlich der Hauptstadt eingenommen werden sollte. Bislang war das Wetter auch recht gut gewesen, leider trübte es sich ein und als wir dann zum Denkmal fuhren, regnete es. Wir besichtigten zunächst das im Sockel befindliche Museum und erklommen dann das Reiterstandbild . Bis auf den Kopf des Pferdes gelangt man über Treppen oder einen Fahrstuhl und steht dann dem riesigen, grimmig dreinschauenden Dschingis Khan gegenüber.
Khan Kentii Nationalpark und Schildkrötenfelsen
Am Nachmittag dann zurück in den Wagen, es ging in den Khan Kentii Nationalpark , in dem wir noch etwas wandern wollten. In diesem herrlichen Nationalpark, der teilweise an die Schweiz erinnert, sind leider sehr viele Jurtencamps und andere Bauten für Touristen errichtet worden und verschandeln Großteile der von uns durchfahrenen Gegend. Ein erster Stopp erfolgte beim sogenannten Schildkrötenfelsen, wo wir einige Fotos machen konnten. Schon hier waren viele Autos, Busse und andere Touristenfahrzeuge geparkt. Natürlich durften die unentbehrlichen Souvenirstände nicht fehlen.
Kloster Arayaval
Etwas weiter dann parkten wir den Wagen, um zum malerisch gelegenen Kloster Arayaval zu wandern. Nun allerdings verdunkelte sich der Himmel wieder, ein Gewitter zog auf. So mussten wir uns ins Kloster verziehen und den heftigsten Regenguss abwarten, was zum Glück nicht allzu lange dauerte. Bob orderte den Wagen zum Eingang der Klosteranlage, sodass wir in schnellem Schritt dorthin eilen konnten und nur mäßig nass wurden.
Das letzte Gercamp
Unser letztes Jurtencamp auf dieser Reise wurde nun angefahren, sehr modern und Hotelmäßig. Hier hatten die Jurten sogar Fußbodenheizung.
Leider war es nach dem Abendessen nicht möglich, noch gemütlich im Restaurant zusammen zu sitzen, wie wir es all die Abende vorher getan hatten, sondern wir mussten ausweichen in die Jurte unseres Reisekameraden Helmut. Dort tranken wir dann bei guten und netten Gesprächen noch fast die ganze Flasche Wodka aus, die wir gestern von Bob bekommen hatten.
Siebzehnter Reisetag,
Sonntag, 30.06.2024
Abschied von den Gercamps und von unserem Fahrer
Das Frühstück war wie im Sternehotel, Buffet mit allem, was man sich wünscht. Aber anscheinend wollen die vielen vor allem koreanischen Gäste diesen Komfort, wir hätten es lieber etwas einfacher und landestypischer gehabt. Bei einem kurzer Stopp an einer alten Holzbrücke machten wir noch einen kleinen Spaziergang und verabschiedeten uns von der großartigen Landschaft.
Die letzte Fahrt im UAZ mit Ugi stand an, hinein nach Ulaanbaatar, an den Außenbezirken der Stadt vorbei, wo Hochhaus an Hochhaus gebaut wird und auch schon steht. Bald hatte uns das geschäftige und verkehrsreiche Zentrum wieder. Wir fuhren direkt zum mongolischen Kunstmuseum, verabschiedeten uns von Ugi, übergaben Trinkgeld und den Rest des gestern nicht geleerten Wodkas. Dann brauste er davon. Danke Ugi, warst ein hervorragender Fahrer und Mechaniker.
Das Zanabazar Kunstmuseum hätten Beate und ich nicht unbedingt gebraucht, aber es stand der Besuch auf dem Programm, also durch.
Dann ging es zum größten Kaufhaus der Stadt, dem Ikh-Delguur-Kaufhaus, außen sowjetisch-kommunistischer Baustil, innen vergleichbar mit dem Kadewe in Berlin. Wir kauften nur ein paar Süßigkeiten als Mitbringsel und einen schönen Kaschmir Schal für unser Tochter, dann streiften wir noch ein wenig in den umliegenden Straßen herum und warteten auf unseren Bus, der uns wieder ins Hotel zurückbringen sollte.
Nun hatten wir etwas Zeit uns zu richten, dann ging es schon wieder um 16:00 Uhr weiter, diesmal auf Wunsch unserer Frauen zum Outlet eines Kaschmir – Ladens. Hätte ich mir sparen können und auch Beate kaufte nichts. Die Zeit bis 18:00 Uhr, wo wir im Mongolischen Staatlichen Akademischen Theater für Oper und Ballett eine mongolische Kostüm- und Musikshow besuchen wollten, verbrachten wir mit etwas Bummelei durch die Straßen, dann hieß es auch schon „Vorhang auf“. Uns erwartete unter dem Titel „Sky over Mongolia“ eine 90-minütige typisch mongolische Volksmusikshow und der berühmte Kehlkopfgesang, dazu traditionelle Tanzbewegungen und Akrobatik in bunten Kostümen. Eine sehr beeindruckende Darbietung.
Im Anschluss dann in einem Restaurant unser gemeinsames Abschlussessen. Wir verabschiedeten Bob für heute und suchten dann im 23. Stock des Blue Sky Hotels and Towers die Blue Sky Lounge auf. Bei einem letzten Bier genossen wir gemeinsam die fantastische Sicht auf die erleuchtete Stadt unter uns.K
Achtzehnter Reisetag,
Montag, 01.07.2024
Bereits um kurz nach fünf war die Nacht zu Ende, dann ging es ohne Frühstück um sechs Uhr mit dem Bus zum eine Fahrstunde entfernten Flughafen. Bob begleitete uns, hatte für jeden ein Frühstückspaket dabei.
Am Flughafen verabschiedeten wir uns von ihm, gaben großzügig Trinkgeld für seine hervorragende Reisebegleitung und checkten ein. Dabei gab ich nicht an, dass ich im Rucksack drei Power Banks zum Aufladen der Fotoapparatbatterien und Smartphones hatte, was dazu führte, dass ich beim Boarding nicht durchgelassen und mit Begleitung zu meinem Rucksack geführt wurde, um die Power Banks herauszuholen. Dann erst durfte ich so ziemlich als Letzter an Bord.
Pünktlich um kurz nach 10 Uhr ging es los, wir verließen mongolischen Boden und erreichten nach acht Stunden Flug um 12:15 Uhr Ortszeit wieder Frankfurt.
Eine tolle Reise durch ein herrliches Land war zu Ende gegangen. Wir waren eine sehr schöne, harmonische Reisegruppe, ein Dank an alle Teilnehmer für die schöne Zeit. Ein ganz besonderer Dank geht meinerseits an Bob, der ein ganz hervorragender Reiseleiter war, sehr gelassen und ruhig, immer freundlich und jede Frage umfassend beantworten konnte und unserem Fahrer der unserer Gepäck immer ein- und auslud und uns stehts sicher überall hinfuhr.
Für Beate und mich war diese Reise die Erfüllung unseres langgehegten Traumes, die Mongolei zu bereisen.