Dreizehnter Tag, Montag, 16.08.2021
Wir kamen erst spät los vom Campingplatz Viljamovka bei Kremna. Hier konnte man mal wieder schön duschen, alles sauber machen und durch gutes WLAN hatte Beate die Möglichkeit, unseren Reiseblog mal wieder auf Tagesaktualität zu bringen. Ich kümmerte mich derweil um das Wohnmobil, es musste noch die Entsorgung von Toilette und Abwasser erfolgen sowie neues Wasser gebunkert werden. So kamen wir erst halb eins los.
Ziel war das neun Kilometer entfernte Örtchen Mokra Gora mit seinem Bahnhof und der romantischen alten Schmalspurbahn. Diese führte ursprünglich von Belgrad bis Sarajevo, wurde aber 1974 stillgelegt, 1989 komplett abgebaut und durch Eisenbahnfreunde, auch in der serbischen Regierung, Anfang 2000 wieder aufgebaut.
Erinnert mich an meine Modelleisenbahn, die ich auch immer wieder abgebaut und aufgebaut hatte.
Es kommen die unterschiedlichsten Wagen zum Einsatz, gezogen werden sie von rumänischen Dieselloks oder hin und wieder für spezielle Fahrten und Gruppen von historischen Dampfrössern.
Wir hatten Glück, bei unserer Ankunft am Bahnhof wurde die nächste Abfahrt für 13:30 Uhr angekündigt. Also noch ca. 40 Minuten warten. Fahrkarten für Sitzplätze gab es nicht mehr, nur noch Stehplätze, die aber erst 10 Minuten vor Abfahrt erworben werden konnten. Auch gut, bei so einer Fahrt will ich ja möglichst viel sehen, eine Fahrt auf der Wagenplattform ist somit gerade recht.
Der Zug fuhr pünktlich ab, war gut besetzt und wir hatten schöne Stehplätze auf der Plattform zwischen zwei Wagen. Es ging durch viele Tunnel und immer wieder konnten wir unter uns die Strecke sehen, die wir noch vor kurzem gefahren sind. Die Bahn muss von Mokra Gora hinauf in die Berge und dieses schafft sie nur durch viele Kehren und Tunnel und legt dadurch nur wenig Strecke zurück. In einem Abschnitt mit Kehren und Tunneln ergibt der Streckenverlauf eine acht, weswegen die Bahn den Namen Sarganska osmica (gesprochen: Scharganska osmiza) bekommen hat, zu deutsch: Schargansker acht. Sargan (oder gesprochen Schargan) heißt der Höhenzug, der überwunden werden muss.
Nach einer halben Stunde Fahrt und durch viele Tunnel, in denen man immer angenehme Kühle verspüren konnte, hatten wir das Ziel Sargan Vitasi erreicht.
20 Minuten Aufenthalt. Naja, dachte ich, war eine schöne Fahrt bis hierher, viel konnte man nicht fotografieren wegen der Bäume am Streckenrand, jetzt wieder 30 Minuten zurück, das war`s dann.
Aber es kam anders. Auf der Rückfahrt wurde an mehreren interessanten Aussichtspunkten gehalten, man konnte aussteigen, Fotos machen und weiter ging es zum nächsten Halt. Das war richtig schön und interessant. So dauerte die ganze Fahrt hin und zurück fast 2 ½ Stunden und hat sich echt gelohnt.
Nun hatte ich erst mal keine weitere Ziele auf dem Plan, zumindest keine in der Nähe. Außerdem hatten wir beschlossen, nicht weiter in den serbischen Süden zu fahren sondern uns wieder nach Norden zur Donau und dann rüber nach Rumänien zu begeben. Also erst mal östliche Richtung eingeschlagen.
Beate las im Reiseführer etwas von einem kleinen Dorf nahe Zlatibor, in dem die Frauen schon seit Jahrzehnten Strickkleidung, Jacken, Socken, Umhänge u.v.m. in Heimarbeit anfertigen und die dann in großen Geschäften vermarktet wird. Also fuhren wir dahin. Beate war für die Strecke verantwortlich, ich wusste nicht, wo wir momentan waren. Über viele kleine, enge, mal gute, mal fürchterlich rumpelige Straßen ging es bis zum kleinen Ort Sirogojno. Auf dem Parkplatz stellten wir den Wagen ab und schon sahen wir kleine Hütten, an denen viele gestrickte Kleidungsstücke hingen und daneben die Frauen des Dorfes beim gemeinsamen Stricken saßen.
Wir schauten uns die ausgestellte Ware im isländischen Stil an, Strickjacken und dergleichen sind nicht unbedingt meine Lieblingskleidung, eher überhaupt nicht, und auch bei diesen Temperaturen konnte ich mich nicht wirklich in einer dicken Strickjacke vorstellen.
Wenn man sich zu sehr einem der ausgestellten Teile zuwandte, kam sofort die dazugehörige Strickliesel und fing ein Verkaufsgespräch an, von dem wir natürlich nicht ein Wort verstanden. Außerdem kann Beate selber gut stricken.
So liefen wir lieber zügig an den Verkaufsständen vorbei, schauten noch in die nahegelegene Dorfkirche, gingen zum Krämerladen im Zentrum, kauften Milch, Bier und sonstige lebenswichtige Artikel und fuhren dann ca. eine Stunde weiter durch herrliche Landschaft zu einem bei Park4Night ausgewiesenen Platz für die Nacht.
Dieser lag in der kleinen Ortschaft Potpec in der Nähe einer riesigen Höhle, die wir natürlich am nächsten morgen besuchen wollten.
Doch zunächst gab es Abendessen, leider wird es immer schon gegen 20:00 Uhr stockdunkel, sodass wir im Wohnmobil essen mussten.
Der weitere Abend gestaltete sich wie daheim, Fernsehen angemacht, blöde Krimis geguckt, dabei eingeschlafen.
Gefahrene Kilometer: 104 km