In die Berge zum Schinken

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Zwanzigster Tag, Freitag, 03.11.2023

Die Nacht war stürmisch. Das Wohnmobil wurde hin und her geschüttelt und Erinnerungen an unsere Nacht in Norwegen im Winter an der Hauklandbucht wurden wach. Nun, ganz so schlimm war es nicht, aber am Morgen hörten wir ganz in unserer Nähe Motorsägengeräusche. Der Blick aus dem Fenster offenbarte einen hinter uns am Fußweg stehenden umgebrochenen Baum, der zerteilt und abgefahren wurde.

Besuch in Frigiliana

Der uns wärmstens empfohlene Ort Frigiliana erwartete einen Besuch von uns. Viele der kleinen und steilen, teilweise nur mit Treppen versehenen Straßen wurden von uns unter die Füße genommen. Ein hübsches Städtchen, nicht ganz so touristisch wie Mijas, doch auch hier viele Souvenirläden. Am frühen morgen waren noch nicht so viele Menschen unterwegs, wir ziemlich allein.

Frigiliana
Frigiliana
Nerja
Nerja

Die Sonne schien herrlich vom blauen Himmel, Regen drohte heute nicht. Unser nächstes Ziel war die Stadt Nerja, also wieder zurück zur Küste. Hauptattraktion dort der „Balkon de Europa“, ein Platz mit Öffnung zum Meer. Bei dem herrlichen Wetter hätte man lange dort verweilen, in einem der zahlreichen in der Nähe befindlichen Lokale einen Kaffee oder ein Bier trinken können. Doch wir wollten ja noch weiter.

Nerja
Blick vom Balkon de Europa

Wo die Schinken sind – höchstgelegenes Dorf Spaniens

Es ging entlang der Küste, deren Landschaft hier recht wüstenähnlich ist mit wenig bewachsenen, sandgelben Bergen, vorbei an den beginnenden Plastikgewächshäusern. Überall sah man nun große Plastikflächen, mal einzeln, mal wie ein zusammenhängendes großes Meer.Diese Gegend ist das Gewächshaus Europas, hier werden all die Früchte und Gemüsesorten angebaut, die früher saisonal zu haben waren, nun aber das ganze Jahr über zu kaufen sind, weil sie hier unter Plastik zu unnatürlichen Bedingungen herangezogen werden. 

Die größte zusammenhängende Gewächshausfläche befindet sich noch weiter östlich in El Ejido, soweit wollten wir aber nicht fahren. Was dieser Gewächshausirrsinn für ökologische Folgen hat, konnten wir überall sehen, wo mal ein Fluss war – ausgetrocknet. Selbst große Stauseen haben zumindest jetzt im Herbst nur noch sehr wenig Wasser. Und in Zukunft soll es ja noch weniger regnen, noch heißer werden, der böse Klimawandel.

Gewächshäuser
Jeder noch so kleine Fleck Erde wird mit Plastik bedeckt
Gewächshäuser
Gewächshäuser

Es ging nun nordwärts Richtung Sierra Nevada, dem Gebirge mit dem höchsten Berg Europas außerhalb der Alpen. Die Straße wand sich immer mehr schlangenartig bergauf. Trevelez war unser Tagesziel, das Schinkendorf in Spanien, wo der beste Serranoschinken hergestellt wird. Der Wagen musste viel leisten, meist ging es nur im zweiten Gang, manchmal konnte man hochschalten. Immer wieder Haarnadelkurven, immer der gleißenden Sonne entgegen, die das Fahren erschwerte.

Trevelez
Trevelez

Obwohl nur 45 Kilometer zu bewältigen waren dauerte die Fahrt über eine Stunde. Hohe, dunkle Berge rechts und links, als wir in das Tal einbogen, in dem Trevelez am Berghang klebt. Schon von Weitem sah man die großen Trockenspeicher für die tausende von Schinken, die hier lagern. Gleich bei der Einfahrt ins Dorf der erste Schinkenladen, dann noch einer und noch einer, überall Hinweise auf Schinkenverarbeitungsbetriebe.

Im Schinkenrausch

In der Ortsmitte ein Schriftzug des Ortsnamens zwischen zwei Wasserspeienden Schinken, überall Schweine aus Plastik an der Straße. Sogar ein Schinkenmuseum gibt es hier.

Ganz oben im Dorf angekommen der Parkplatz für Wohnmobile. Es war schon kurz vor 18:00 Uhr und wir befürchteten, die Geschäfte schließen. Also sofort los, runter ins Dorf zu den Schinkenläden. Unmengen von leckeren Keulen hängen in jedem Geschäft, die Regale voll mit Schinken in unterschiedlichster Verarbeitung. Die Keulen werden in Halterungen eingespannt, um dann schön mit einem schafen Messer die Scheiben dünn herab schneiden zu können.

Wir deckten uns mit verschiednen Schinkenpackungen ein, kauften in einem kleinen Supermarkt noch etwas Brot und kehrten zum Wohnmobil zurück.

Kalt war es hier oben, 10 Grad, hatten wir zuvor am Mittag in Nerja noch 23 Grad, man konnte kurzärmelig und mit kurzer Hose laufen. Hier waren lange Sachen und Jacke angesagt.

Trevelez
Schinken in Trevelez

Abendessen klassisch mit Brot in Olivenöl getunkt, dazu leckerer Schinken und spanischer Rotwein.

Man muss das Leben genießen können.

Gefahrene Kilometer: 179 km

Landkarte

Blumen
Blumen
Blumen

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Ruth

    Hoffentlich war es eine STIHL-Motorsäge 🥳
    Ja, das zu jeder Zeit alles verfügbar haben wollen, macht die Welt ärmer und hässlicher. Aber uns selbst auch, wie toll ist es doch, wenn man nach einjähriger Abstinenz im Mai/Juni wieder Erdbeeren und Spargel schmeckt, oder in Okt./Nov. die 1. Mandarine 🍊 Und mit dem Schinken ist es ähnlich, den gibt es nicht mehr nur in Spanien und selten in D, Nö den gibt‘ auch bei „Frinkost Albrecht“ 😊 Danke übrigens für den Häkeltipp, Blumen 🌷 Topf Überzieher 👍😘

    1. Beate

      Es ist erschreckend was hier in Spanien läuft. Neusten Nachrichten zu folge, an der Coda de Sol ist akuter Wassermangel. Das wundert mich nicht. Alles zugepflaster. Die ganze Monokultur und Gewächshäuser müssen bewässert werden.

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