16. Tag, Dienstag, 13.06.2023
Wir sind eingenebelt
Nachdem es gestern Nachmittag nochmal richtig schön und sonnig wurde, zog am Abend, als wir unseren Stellplatz bezogen hatten, Nebel auf, der immer dichter wurde und einen Weitblick unmöglich machte. Aber es war ja Abend, der Tag vorbei und wir bereiteten uns im Wohnmobil auf die Nacht vor. Wird schon wieder verschwinden, der Nebel.
Doch heute morgen das gleiche Bild, dicke, graue Suppe. Was ist das nun schon wieder? Schnell die Wettervorhersage angeschaut, es soll besser werden. Naja, die versprechen viel, es wird irgendwann besser, nur nicht zur vorhergesagten Stunde.
Wir machten unsere Fahrräder fertig, denn es lohnte sich nicht, mit dem Wohnmobil in bzw. in die Nähe der Altstadt von St. Malo zu fahren, da man ja ohnehin keinen Parkplatz bekommt. Und die viereinhalb Kilometer sind schnell mit dem Rad zurück gelegt.
Fantastische historische Altstadt
Das alte Zentrum von St. Malo, wenn man es denn alt nennen will, weil natürlich auch hier die amerikanischen „Freunde“ alles in Schutt und Asche gelegt hatten, ist umgeben von einer Befestigungsmauer und besteht aus großen, grauen Steinhäusern, die wie eine Trutzburg wirken. Alles fast quadratisch angelegt. Ein mächtiger Eindruck. Man hatte die Altstadt von St. Malo von 1945 bis 1971 nach alten Plänen fast originalgetreu wieder hergerichtet, etwas ziemlich Einmaliges nach dem Krieg. Vielen Häusern fehlt allerdings etwas die Patina, man merkt, dass sie nicht einige hundert Jahre alt sind.
Leider war der Blick von der Stadtmauer hinaus aufs Meer beschränkt, selbst die Kirchturmspitze wurde etwas vom Nebel umspielt. Obwohl die Sonne immer mal wieder durchkam, so richtig wollte der Nebel nicht verschwinden.
An der Stelle eines Strandbades sahen wir einen N-Wort-Mann mit einem fürchterlich lauten Gebläse Sand von der Terrasse zu pusten, was ziemlich lange dauerte, viel Lärm verursachte und zudem auch noch für einige Zeit die Luft mit Benzinabgasen verpestete. Mit einem Besen wäre er in fünf Minuten fertig gewesen. Aber bevor man solchen Unfug verbietet versucht man lieber das Klima mit globalen Maßnahmen zu retten, zumindest bei uns.
Typisch bretonisches Essen
Die Altstadt von St. Malo kommt einem vor wie ein einziges Restaurant. Überall sind Creperien, Bars, Restaurants, Cafés zu finden, an einer Stelle der Stadtmauer reihen sich über mindestens 100 Meter eine Creperie an die andere, fast alle um die Mittagszeit gut gefüllt. Hier sahen wir auch einige Gäste einen Crêpes mit Schinken, Käse und Ei essen, eine bretonische Spezialität, Galettes avec jambon, fromage et oeuf. Das sah gut aus und das mussten wir auch probieren. In einer kleinen Creperie mit Außenbewirtschaftung bestellten wir zwei klassische Galettes, dazu Cidre, der aus Tassen, einer „bol“ getrunken wird. Es machte Spaß, hier zu sitzen und typisch bretonisch zu genießen.
Nach dem Essen erkundeten wir weiter die Stadt, überall geschäftiges Leben, viele Touristen, jedes Restaurant gut besetzt, selbst in den kleineren Nebengassen saßen Leute draußen an Tischen.
Vor der Altstadt liegt eine mächtige Festung, in der heute die Stadtverwaltung untergebracht ist. Gleich daneben ein nobel aussehendes Café, in dem viele Gäste Muscheln und andere Feinschmeckereien zu sich nahmen. Wir wollten nur noch einen Espresso und ein Bier, denn die Zeit war schon fortgeschritten. Es fiel mir schwer, mich von St. Malo zu lösen, doch wir mussten noch zurück zum Wohnmobil und noch etwas weiter. Zwischenzeitlich hatte sich auch die Sonne ihren Weg gebahnt und den Nebel und die Wolken verdrängt.
Stellplatz am Meer
Es ging aus der Stadt hinaus über den Damm des Gezeitenkraftwerks in Richtung eines von Beate ausgesuchten Stellplatzes. St. Malo liegt an der Mündung der Rance, die sich hier soweit öffnet, dass das Meer bei Flut stets hineinströmt und bei Ebbe wieder heraus. Der sog. Tidenhub ist hier so groß, dass man ihn über ein Sperrwerk nutzt, um Strom zu produzieren.
Bei der Überfahrt über den Damm ist hiervon allerdings nicht viel zu sehen.
Nicht sehr weit mussten wir fahren zu einem schönen Stellplatz oberhalb einer wunderschönen Bucht. Ein enger, kleiner Platz, aber gerade richtig für unser Mobil. Es ist in der Bretagne gar nicht so leicht, geeignete Plätze zu finden, da hier soviel Wohnmobile unterwegs sind und sehr, sehr viele Parkplätze mit Höhenbeschränkungsbalken versehen sind. Man will halt verhindern, dass gerade in der Hauptsaison alles voll steht mit Wohnmobilen. Uns erscheint es schon jetzt so, dass die Franzosen fast nur mit Wohnmobilen reisen, so viele sind hier unterwegs. Und deshalb sollen sie bitteschön auf Campingplätze gehen und zahlen.
Die Sonne schien so schön vom klarblauen Himmel, sodass wir noch mit Käse, Cidre und Brot an den Strand gingen und diesen wunderschönen Tag dort ausklingen ließen.
Gefahrene Kilometer Wohnmobil: 31 km
Gefahrene Kilometer Fahrrad: 9 km
Mont St. Michel sieht auch bei nicht sonnigem Wetter super aus.
Bei dem lauten Sandbläser hoffe ich mal, dass es kein STIHL Bläser war…, oder vlt. doch, verdiene da ja immerhin noch mein Geld. 😌😊