Im Land der Lappen

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Neunter Tag, Dienstag, 14.02.2023

S' goht degege - Es geht voran

Auf dem gestern Abend angesteuerten Platz stand doch heute morgen neben uns genau der Volvo mit Sigmaringer Kennzeichen, den wir auch gestern morgen in Östersund auf dem Parkplatz gesehen hatten. Ein junger Mann schälte sich aus dem Schlafsack und trat raus in die Kälte. Das veranlasste uns, von unserem warmen Schlafplatz aus das Fenster zu öffnen und ihm einen guten Morgen zu wünschen. So kamen wir ein wenig mit ihm ins Gespräch, er war im Rahmen von „Work and Travel“ in Schweden unterwegs und nun auf dem Weg nach Tromsö. Überraschend, dass er auch genau den abgelegenen Übernachtungsplatz aus der App gewählt hatte wie wir auch.

Schweden

Erlkönige unterwegs

Das Wetter sah gut aus, es versprach ein schöner Tag zu werden. Ich hatte zunächst nur den nächst größeren Ort Arvidsjaur als Ziel gewählt, danach wollten wir weitersehen.

Die E 45, der sog. Inlandsvägan war nun mehrheitlich eisbedeckt, dennoch konnte man recht flott vorankommen, da sehr wenig Verkehr war. Die Sonne leuchtete, der weiße Schnee funkelte. Je näher wir Arvidsjaur kamen, umso mehr Fahrzeuge mit deutschem Kennzeichen, PKW und LKW, kamen uns entgegen. Auch einige sog. „Erlkönige“, Prototypen neuer PKW von Audi, fuhren vorbei. Wieso das? Nun, bei Arvidsjaur befindet sich ein Automobiltestzentrum, das wohl europaweit größte für Neufahrzeuge, und hierher kommen die großen Automobilhersteller samt Technikern und Ingenieuren, um die Fahrzeuge bei extremen winterlichen Bedingungen zu testen.

Wir fuhren in Arvidsjaur ein und parkten auf dem zentral gelegenen Marktplatz. Dort standen dann auch gleich vier Testwagen von VW, zwei der neuesten Multi Vans (VW Bus) und zwei neue Modelle des VW Caddy, einer mit einer ziemlich provisorisch angebrachten Steckdose für die Aufladung der Batterie. Die Fahrzeuge sind zwar schon auf dem Markt, werden hier aber wohl weiter zwecks Verbesserungen getestet.

Wir bummelten etwas durch den Ort, schlenderten zum Sami – Hüttendorf Lappstaden und statteten der schönen Kirche einen Besuch ab. Danach ein erstes Mal Einkaufen und dann weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit.

Sami – Hüttendorf Lappstaden

Nichts zu sehen im Winter

Ca. 55 Kilometer von Arvidsjaur Richtung Norden entfernt liegen die Trollforsen, eine 800 Meter lange Stromschnelle, die längste Europas. Da wir nur unweit von der Hauptroute fahren mussten und das Wetter und der Schnee herrlich waren, bogen wir entsprechend ab und fuhren nun über völlig mit festgefahrenem Schnee bedeckte Straßen durch eine weiße Winterwunderwelt. So hatte ich mir reisen in Skandinavien zu dieser Zeit vorgestellt. Unterwegs dann auch noch auf der Strasse und rechts und links im Wald freilaufende Rentiere.

Rentiere in Schweden
Rentiere in Schweden

Irgendwann dann galt es zu entscheiden zum Punkt Trollforsen Süd oder Trollforsen Nord zu fahren. Da Süd näher lag, fuhren wir dort hin. Doch leider gab es außer einem großen schneebedeckten See nichts zu sehen. Also zurück und zum Punkt Trollforsen Nord gefahren. Sehr weit mussten wir zurück, über eine Eisenbahnbrücke, die gleichzeitig, wenn kein Zug kam, von Autos genutzt werden konnte, und dann wieder nordwärts.

Eisenbahnstrasse in Schweden

Irgend wann dann ein Schild, dass es nur noch 500 Meter sind, doch fahren konnte man nicht. Also den Wagen abgestellt und durch den zum Teil tiefen Schnee gestapft. Nicht unbedingt einfach. Doch endlich dort angekommen, wo eine Infotafel stand, wieder nur der zugefrorene, schneebedeckte See. Die Stromschnellen mussten irgendwo 200 Meter weiter liegen. Sehen konnte man sie nicht, aber hören. Doch dahin zu kommen durch den Tiefschnee war unmöglich. Außerdem begann es zu dämmern, heute früher als gestern. Also zurück zum Wagen und über fürchterliche Rüttelstraßen Richtung ausgewähltem Übernachtungsplatz. Die schneebedeckten Straßen werden durch das Befahren mit PKW und LKW genauso uneben und mit Schlaglöchern übersät wie die Schotterstraßen auf dem Balkan. Es wundert einen schon manchmal, dass im Fahrzeug alles zusammen bleibt.

Und wieder kamen wir, diesmal aber eine halbe Stunde früher als gestern, im Dunkeln an unserem Platz für die Nacht an.

Gefahrene Kilometer: 292 km

Landkarte: Storuman – Moskosel

Sonnenuntergang in Schweden
Sonnenuntergang in Schweden