Herrliche Sierra Nevada

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Zweiundzwanzigster Tag, Sonntag, 05.11.2023

Stürmisch ging's einher

Der gestern Abend aufgekommene Sturm schüttelte unser Wohnmobil arg durch, aber das sind wir ja gewöhnt und können deswegen trotzdem gut schlafen.

Am Morgen klarblauer Himmel und Sonnenschein, der Sturm hatte sich gelegt.

Es ging weiter in den Nachbarort Pampaneira, hier am Sonntag waren zahlreiche Touristenbusse und dementsprechend viele Leute unterwegs in den Gassen des Ortes. In Pampaneira gibt es überall in den Läden massenhaft aus bunten Fäden gewebte farbenfrohe Teppiche, wohl ein Haupterwerbszweig hier. Die Kirche innen sehr hübsch mit einem großen, geschnitzten Altar.

Wir hielten uns nicht allzu lange auf, denn es galt Richtung Granada zu fahren um zwei wichtige Dinge zu erledigen: Ver- und Entsorgung, vor allem der Toilette, und den Gastank auffüllen, damit wir weiterhin kochen können und warmes Wasser haben.

Erstes ging problemlos, das Zweite gestaltete sich problematischer.

Pampaneira
Teppiche in Pampaneira
Gehäkeltes Sonnenschutz in Pampaneira
Gehäkeltes Sonnenschutz in Pampaneira
Gehäkeltes Kreuz in der Kirche von Pampaneira
Gehäkeltes Kreuz in der Kirche von Pampaneira
Altar in Pampaneira
Altar in Pampaneira

Das Dilemma mit der Gasversorgung

Für Spanien und nur hier braucht man einen ganz speziellen Adapter für den Tankstutzen des Gastanks, den sog. Euroadapter, beim Auffüllen in Sevilla hatte die Tankstelle eine ganze Auswahl davon. Nun aber fuhren wir Tankstelle um Tankstelle an – nur an wenigen gibt es überhaupt Gas – doch entweder hatten sie keinen Adapter oder nicht den passenden. Ich wurde immer nervöser, denn unser Gasvorrat würde nur noch für ca. fünf Tage reichen. Dann eine weitere Tankstelle anfahren – wir mussten dazu immer ziemliche Wege am Stadtrand von Granada zurücklegen – als ich endlich eine ganze Auswahl an Adaptern über die Kassentheke gereicht bekam und der richtige dabei war. Nun konnte unsere Reise unbesorgt weiter gehen.

Auf den höchsten Pass Europas

Von nun an ging es bergauf. Die Bergwelt der Sierra Nevada leuchtete im Sonnenlicht, herrliche Aussichten links und rechts. Immer höher schraubte sich die Straße und mit ihr das Wohnmobil. Auf ca. 2500 Meter Höhe dann die Hotel- und Apartmentsiedlung Pradollano, die nur im Winter von Skitouristen bevölkert ist und jetzt verlassen da liegt. Früher war hier wohl schon im Oktober / November Schnee und Skibetrieb, jetzt noch keine Spur davon. Böser Klimawandel!

Von der Straße oberhalb der Hotels konnte ich auf einen großen, leeren Parkplatz sehen, auf dem zerstörte Paletten, Bretter und Kartons verstreut herumlagen und zwischen all dem Müll ein Pferd herrenlos umher lief. Eine Szene wie aus einem Endzeitfilm.

Lanjaron
Lanjaron
Skiort Pradollano
Skiort Pradollano
Sierra Nevada Naturpark
Sierra Nevada Naturpark
Sierra Nevada Naturpark

Etwas weiter dann war Schluss, ein Parkplatz namens Hoya de la Moro war Endziel. Von hier aus geht es nicht mehr weiter. Die Straße führte früher über den höchsten Pass Europas, doch als die Sierra Nevada Naturpark wurde, sperrte man ihn für Motorfahrzeuge. Früher konnte man auf kurzem Weg nach Trevelez fahren, nun muss man weite Wege in Kauf nehmen.

Wir parkten den Wagen, ein eisiger Wind wehte. Da es noch früh war, wollten wir noch einen kleine Gang auf etwas höher gelegene Hügelkuppen machen, doch Beate war es bald zu kalt und der Wind zu heftig, sodass sie umkehrte und ich noch etwas allein weiter lief. An einem ehemaligen Gebäude des spanischen Militärs las ich über dem Eingang den Schriftzug „Todo por la Patria“ – „Alles für das Vaterland“. Würde man das in Deutschland irgendwo anschreiben oder sagen hätte man sofort einen Prozess am Hals wegen Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts. Armes Deutschland.

Glutrot ging die Sonne unter, der eisige Wind blies und die Nacht brach herein. Sämtliche Tagesbesucher waren fort. In der Ferne unter uns sah man die Lichter der Stadt Granada als würde man mit dem Flugzeug darüber fliegen.

Es ist schon etwas Besonderes, hier oben auf über 2500 Metern Höhe in der Sierra Nevada die Nacht im Wohnmobil zu verbringen.

Sonnenuntergang in der Sierra Nevada
Sonnenuntergang in der Sierra Nevada

Schreck am späteren Abend

Richtig kalt wurde es zu späterer Stunde und ich machte die Heizung an. Langsam wurde es warm im Wohnmobil doch plötzlich war Ruhe, die Heizung ging aus. Was nun, was war das, doch nicht etwa kaputt?

Nach einiger Wartezeit ein erneuter Versuch, wieder brummte die Heizung, verströmte warme Luft ins Innere. Doch dann wieder das Gleiche, Heizung aus. Die Bedienungsanleitung gab nichts her, doch Beate hatte den Verdacht, dass es an der Höhe liegen könnte. Google wurde bemüht und ein möglicher Grund des Abschaltens konnte tatsächlich gefunden werden. Wir waren hier fast 2600 Meter hoch und für solche Höhen bietet die Herstellerfirma spezielle Höhenkits an, die die Treibstoffzufuhr bei geringerer Luftdichte regeln. Je geringer die Luftdichte desto geringer muss die Treibstoffzufuhr sein. Das könnte die Lösung sein.

So mussten wir denn bei ziemlicher Kälte ins Bett und uns mit allem zudecken, was da war. Auf tiefe Temperaturen in der Nacht waren wir in Andalusien nicht eingestellt.




Gefahrene Kilometer: 118 km

Landkarte

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Ruth

    Wieder ein Häkeltip, auch Kreuze können umhäkelt werden 👍😊 Sone kalte Nacht haben wir letztes Jahr mal im Wohnwagen meines Schwagers verbracht, hatte noch nie so gefroren. Aber bei Euch war‘ s vermutlich noch einiges kälter.
    Ach ja, bezüglich der Verwendung des Wortes „Vaterland“ hast Du sowas von recht.

    1. Beate

      Ja genau. Wir könnten doch mal das Kesselbachgeländer umhäckeln.:)

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