Achtundzwanzigster Tag, Mittwoch, 08.06.2022
Strömender Regen prasselte auf das Wohnmobildach, draußen alles grau. Hat sich die schlechte Wettervorhersage doch bewahrheitet. Und wenn das schon am morgen stimmt, wird es hier am Loch Lomond den ganzen Tag nicht besser.
Wir blieben deshalb lange im Bett, könnte ein Regentag im Wohnmobil werden. Draußen kamen die Touristenbusse an und entluden ihre Fracht, das Reiseprogramm muss durchgezogen werden und heute stand halt auf dem Programm „Fahrt mit den Ausflugsschiffen auf dem Loch Lomond“. Also alle rauf auf`s Schiff und rein in das Regengrau. Gesehen hat man nichts, aber schließlich ist so eine Fahrt bezahlt worden.
Für uns gab es spät Frühstück, danach konnten wir an der Versorgungsstation dieses Parkplatzes noch unsere Toilette leeren, das Schmutzwasser herauslassen und frisches Wasser auftanken. Dann machten wir uns trotz Regens auf, am Loch Lomond brauchten wir nicht mehr zu bleiben. Die Fahrt ging Richtung Glasgow, man merkte, dass man das schottische Hochland verlassen und in die Nähe der größten Stadt Schottlands kam. Wir fuhren aber an Glasgow vorbei, kamen durch Prestwick und etwas weiter nach Ayr. Dort sollte es einen Servicebetrieb für Thetford Kühlschränke geben, vielleicht können die uns helfen, den Gasverbrauch zu senken. Doch an der im Internet angegebenen Adresse nur Wohnhäuser. Nochmal die Seite www.caradoctorscotland.com gecheckt, und siehe da, kein fester Werkstattbetrieb, sondern ein mobiles Serviceunternehmen nach Anruf. Hilft uns jetzt nicht weiter, also wieder Fahrt aufgenommen, wollten wir heute doch noch nach Cairnryan zum dortigen Fährhafen, um eine Passage nach Nordirland zu ergattern.
Unterwegs besserte sich das Wetter, die Sonne kam heraus. In der Ferne tauchte dann plätzlich aus dem Meer ein riesiger runder Berg auf, die Insel Ailsa Craig. Sah interessant aus, schnell mal google befragt und zur Antwort bekommen, dass es sich um eine 338 Meter hohe unbewohnte Insel mit einer Burgruine und einem Leuchtturm darauf handelt, die seit 2012 für ca. 1,8 Millionen Euro zum Verkauf steht. Ob schon jemand soviel Geld für einen riesigen Steinhaufen bezahlt hat, wissen wir nicht. Immerhin, ein gutes Fotomotiv gab sie ab.
Im kleinen Örtchen Ballantrae schaute ich an der Ortseinfahrt kurz nach rechts und was sah ich da, einen Anhänger mit der Aufschrift Caradoctorscotland. Also sofort gewendet, angehalten und freundlich gefragt, ob uns der nette Herr „Doctor“ helfen könnte. Er war gerade fertig mit seiner Arbeit an einem anderen Wohnmobil und kam dann zu uns. Nun maß er die Elektrik durch und stellte fest, dass der Kühlschrank keinen Strom mehr vom Motor bzw. der Lichtmaschine bekommt. Leider macht er nur Arbeiten im Wohnmobilaufbau, der Bereich Motor bis Aufbau ist nicht sein Metier. Immerhin, jetzt wissen wir, wo der Fehler zu beheben ist, können wir selber aber nicht machen.
Wir bedankten uns, Geld wollte er nicht, und fuhren dann die restlichen Kilometer bzw. in Schottland Meilen zum Fährhafen in Cairnryan. Dort dann erst mal zum Ticketschalter und erkundigt, ob es überhaupt heute noch Passagen rüber nach Irland gibt. Es gab, Fähre nach Belfast.
Gut, ich hatte zunächst die Fähre Cairnryan nach Larne im Auge, aber zu diesem Fähranleger hätten wir noch weiter fahren müssen, was uns erst bewusst wurde, als wir schon auf dem Schiff waren. Aber letztlich umso besser, sparen wir uns die Fahrt von Larne nach Belfast.
Viertel nach sieben ging es auf`s Schiff, eine halbe Stunde später legte es ab. Kaum waren wir auf See, fing es auch schon wieder an zu regnen. Hatte sich doch der Nachmittag noch recht gut gemacht, wurde es jetzt dunkel und wüst. Aber wir saßen im Trockenen unter Deck. Die düsteren Regenwolken am Himmel sahen bedrohlich aus, immer mal wieder wurde es etwas heller, doch es änderte sich nichts. Regen, Regen, Regen.
Viertel nach zehn waren wir im Hafen von Belfast angekommen, die dunklen Wolken ließen kein Tageslicht mehr durch, es wurde Nacht. Waren wir es vom Norden Schottlands gewohnt, dass es erst nach 23 Uhr dunkel wurde, so sind wir jetzt schon wieder weiter südlich, die Nacht kehrt früher ein.
Zusammen mit dem heftigen LKW – Verkehr rollten wir vom Schiff und durch das Hafengelände, allerdings nicht zu weit, denn in der Nähe in einer Seitenstraße war auf Park4Night eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit benannt worden. Dorthin fuhren wir, eine Industriestraße nahe des Hafens, nur einige LKW-Anhänger und Auflieger waren hier abgestellt. Die Straße allerdings nicht dunkel, sonderrn mit Laternen beleuchtet und wenig Verkehr. Hier begrüßten wir Irland mit einem gemeinsamen Bier und beendeten den Tag mit einem Gläschen Ingwerlikör.
Fazit: Schottland ist allemal eine Reise wert, ein wunderschönes Land, nette Menschen, viele Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten. Die Westküste ist etwas interessanter als die Ostküste, wer also Schottland bereisen möchte und nicht unbegrenzt Zeit hat, sollte sich an der Westküste aufhalten und auch die Inneren Hebriden besuchen, allen voran die Isle of Skye. Wer Whisky liebt, ist hier ohnehin besser aufgehoben, es gibt unzählige große, mittlere und kleine Destillerien. Allerdings muss man sich in Schottland auch auf das Wetter einlassen, sicherlich ist alles schöner bei Sonnenschein, aber Regen gehört in diesem Land zwischen Nordsee und Atlantik dazu.
Unsere persönlichen Highlights waren der Besuch der Inseln Skye, Mull und Staffa sowie die Besteigung des höchsten Berges Großbritanniens, des Ben Nevis.
Interessant, Nordirland 👍