Go west – immer der Küste entlang

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Fünfzehnter Tag, Donnerstag, 26.05.2022

Schon zwei Wochen unterwegs, bei uns in Deutschland ist in einigen Bundesländern Feiertag, Vatertag oder besser Christi Himmelfahrt, hier im protestantischen Schottland und England normaler Arbeitstag. Er begann auch für uns recht schön, schon um halb vier Uhr morgens war es hell, eine Stunde später stand die Sonne schon zwei Finger breit über dem Horizont, an dem kaum Wolken zu sehen waren. Aber so früh war uns nicht nach aufstehen, lieber noch etwas im warmen Bett verbringen. Gestern Abend war es so kalt, dass wir die Heizung anmachen mussten, auch heute morgen ließ ich sie laufen.

Das Frühstück hatten wir hinter uns gebracht, erstes Vorhaben heute morgen ein Marsch zum Duncansby Head, einem ca. fünf Kilometer entfernten Leuchtturm. Es ging immer der Küste entlang über kurz gefressene Schafweiden mit vielen der Wolllieferanten und deren putzigen kleinen Lämmchen. Die letzten 500 Meter müssten wir auf der asphaltierten Zufahrtsstraße gehen, dann waren wir da. Der Leuchtturm ist längst automatisiert, das große rote Nebelhorn abgebaut und am Hafen von John O`Groats wieder als Industriedenkmal aufgestellt. Noch war es sonnig, doch von Westen her zogen schon graue Regenschleier zu uns herüber.

Duncansby Head
Duncansby Head
Duncansby Head
Duncansby Head

Wir liefen zur Steilküste und an Möwenkolonien vorbei zu einem besonderen Aussichtspunkt, von wo aus man zwei der Steilküste vorgelagerte große, spitze Felsen sehen konnte, die auch gerne als Postkartenmotiv genommen werden. Leider begann es nun zu regnen, wir mussten schauen, den kürzesten Weg zurück zum Wohnmobil zu nehmen. Doch der kräftige Küstenwind trieb auch diese dunklen Wolken schnell vor sich her, sodass es schon bald wieder sonnig wurde und unsere nassen Sachen trockneten. Kaum waren wir am Wohnmobil und Beate suchte nochmals die öffentliche Toilette auf, goss es plötzlich wieder wie aus Kübeln, sodass ich das Fahrzeug näher zum Toilettenhäuschen bugsierte, um Beate den Weg durch den Regen zu ersparen. So ging es den ganzen Tag über, Sonnenschein, kurze Zeit später unwetterartige Regenfälle. Derartig schnelle Wetterwechsel habe ich noch nicht erlebt, gibt es wohl nur hier an der nördlichsten Küste der britischen Insel, wo sich Nordsee und Atlantik vereinen. Dazu kommt eine momentane Wetterlage eines abziehenden Tiefs dicht gefolgt von einem Hoch, dass diesen Sturmwind erzeugt und für schnell ziehende Wolken sorgt.

Duncansby Head
Duncansby Head
Hotel auf Duncansby Head

Gegen 12:00 Uhr ging es weiter, zunächst zum Castle of Mey bei Thurso, an dem wir aber nur vorbei fuhren, hier war Einlass nur gegen online Vorbuchung möglich. Dann steuerten wir eine Wohnmobil Servicestation an, um Wasser aufzufüllen und die Toilette zu leeren. Hier stellen Privatleute in ihrem Garten einen Wasseranschluss sowie ein Abflussrohr für den Toiletteninhalt zur Verfügung, dazu noch Waschmaschine und Trockner. Nette Sache und man verdient sich was dazu.

Castle of Mey bei Thurso
Castle of Mey bei Thurso
Schottland

Von Thurso ging es weiter zur nunmehr nördlichsten Spitze des britischen Festlandes, nach Dunnet Head. Durch karge, öde Landschaft ging es über eine enge Straße bergan, bis wir den Parkplatz am Leuchtturm erreicht hatten, Natürlich heftigster Regen, kaum etwas zu sehen, doch schon bald klarte es auf und es wurde sonnig. Kalt jedoch blieb es. Von einem Aussichtspunkt konnte man wunderbar auf die Steilküste sehen, doch war es so stürmisch, dass Eltern ihre kleinen Kinder festhalten mussten, damit sie nicht davon flogen.

Ein wenig liefen wir noch herum, die Sicht auf die nahegelegenen Orkney Inseln wurde frei, doch Sturm und Kälte ließen uns zurück zum Wohnmobil gehen.

Schottland

Nun ging es zunächst zum Hafen von Scrabster, wo die Fähren nach Orkney abfahren, dann weiter Richtung Westen durch die wunderschöne, aber doch karge Landschaft. Die Straßen eng und oft ziemlich schlecht, immer wieder mussten wir in sog. Passing Places anhalten, um den Gegenverkehr durchzulassen oder der Gegenverkehr wartete auf uns. Weit und einsam war das Land, irgendwann dann war an einem netten Plätzchen eine Kaffeepause fällig. Schnell wurde der Sonnenschein abgelöst von heftigsten Regenfällen, vielleicht 15 Minuten lang, dann kam die Sonne wieder.

Der Kaffee war getrunken, es ging weiter, schier endlos durch die karge Einsamkeit. Um zu dem ausgewählten Stellplatz für die Nacht zu kommen mussten wir einen tief ins Land eingeschnittenen Fjord umfahren. Auf der einen Seite runter, auf der anderen Seite wieder hoch. Zwischendrin ein kurzer Stopp, um mal kurz auszutreten, in dem Moment öffneten sich die Himmelsschleusen und jemand warf sogar mit kleinen Hagelkörnern. Also schnell wieder rein und weiter.

Bei der Ankunft am Zielort in Balnakeil beim Örtchen Durness natürlich wieder Sonnenschein. Leider ist die Suche nach einem geeigneten Stellplatz in England und Schottland nicht so einfach wie auf dem Balkan, alle schönen Platze an schönen Orten sind für das Parken über Nacht verboten. Und da wir gute Wohnmobilfahrer sind´, halten wir uns natürlich daran, auch wenn es ziemlich ausgeschlossen scheint, dass jemand in der Nacht vorbei kommt und uns wegschickt. Dennoch fanden wir eine ebene Stellfläche gegenüber des alten Friedhofs von Balnakeil mit direktem Blick auf den Strand und die Bucht.

Unser ständiger Begleiter "Schnurpie"
Wohnmobil
Schottland
Der Goldtopf war ganz nah

Sogleich nach unserer Ankunft gegen 19:00 Uhr gab es Abendessen, dann schlossen wir den Tag ab mit einem kleinen Strandspaziergang und ließen uns ordentlich vom Wind durchpusten, bis es uns zu kalt wurde. Die Temperatur war im Laufe des Tages auf sieben Grad gesunken, wahrlich kein Vatertagsmaiwetter. Aber hätten wir das haben wollen, hätten wir daheim bleiben müssen. Aber das wollten wir ja nicht.

Schottland
Mystisches Schottland

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