Dritter Tag – Donnerstag, 14.10.2021
Der Tag beginnt mit Wein
Auf diesem herrlichen Stellplatz genossen wir eine Grabesruhe, erst am Morgen fuhren die ersten wenigen Autos vorbei. Der Himmel war etwas bedeckt, was mich beunruhigte und enttäuschte, waren wir doch hierher gekommen, um Sonne pur zu erleben.
Ganz in der Nähe lag das von einer Deutschen geführte Weingut Tenuta Tenaglia, von dem wir gelesen hatten, dass es Weinproben anbietet. Und wozu waren wir hier, wenn nicht auch zum Weintrinken und Trüffelessen. Also ging es nach dem Frühstück die wenigen 100 Meter hinunter zum Weingut in typisch italienischem Stil. Der Himmel zeigte sich immer noch grau, es ärgerte mich schon, doch was kann man gegen einen bedeckten Himmel schon tun?
Im Weingut mit seinem großen und hellen Gastraum wurden wir von einer netten Italienerin begrüßt, die sehr gut englisch konnte und die uns sogleich eine mögliche Weinprobe erklärte. Wir könnten draußen Platz nehmen oder drinnen, dann allerdings müsste sie unseren „green pass“ sehen. Aha, die Impfzertifikate, hat Beate ja auf dem Smartphone. Sie kam mit ihrem Smartphone, scannte die QR-Codes ab und befand uns geeignet, um drinnen den Wein zu verkosten. Eine solche Kontrolle der Impfzertifikate hatten wir noch nicht erlebt, aber so ist es richtig, dafür sind ja die im Impfzentrum so vehement verlangten QR-Codes da.
Vier gute Rotweine sollten verkostet werden, dazu gab es Brot, verschiedene Käsesorten und gute italienische Salami.
Von den ersten drei probierten Weinen schmeckte einer besser als der andere. Die junge Frau lies jeweils nach dem Einschenken die Flasche vor uns stehen und so konnte ich nicht widerstehen, nochmal nachzuschenken. Beim zweiten und dritten Wein tat ich dies wohl etwas zu offensichtlich, sodass bevor die vierte Probe kam die noch auf dem Tisch verbliebene Weinflasche in Sicherheit gebracht wurde. Die letzte Probe, ein Syrah, wurde kurz eingeschenkt, dann nahm sie die Flasche gleich wieder mit. Das war jetzt nicht ganz so schlimm, da dieser Wein hier nicht meinem Geschmack entsprach.
Nach eineinhalb Stunden Weinprobe entschlossen wir uns zur Mitnahme von jeweils drei Flaschen der für uns geschmacklich besten Weine, mit 28,-€ je Flasche aber auch die bisher teuersten. So zogen wir dann voll des guten Weines mit sechs Flaschen los zurück zum Wohnmobil. Der Vormittag hatte schon mal prächtig begonnen, allerdings war jetzt an Weiterfahrt nicht zu denken.
Wanderung rund um den Sacro Monte di Crea
Wir fanden im Internet eine schöne, 2 ½ stündige Rundwanderung beginnend direkt an unserem Stellplatz hinunter zur Ortschaft Serralunga di Crea und durch grüne Wälder und leuchtende Wiesen zurück. Die Wanderschuhe angezogen und los ging’s, vorbei an der Wallfahrtskirche und hinunter ins Dorf. Ein typisch italienisches Bergdorf, was auch sonst. Enge Gassen, alte Häuser, niemand unterwegs. An vielen Häusern hingen Verkaufsschilder, irgendwann wird das hier wohl ein verlassenes Geisterdorf werden, wie es einige im Piemont und anderswo in Italien gibt.
Es ging hinaus durch grüne Wiesen und trockene Sonnenblumenfelder bis zu den ersten Weinflächen,die allerdings die Lese schon hinter sich hatten, nurmehr bunt gefärbtes Weinlaub hing an den Stöcken.
Nach knapp zweieinhalb Stunden waren wir zurück am Wohnmobil, es gab noch einen Kaffee mit dem ersten Christstollen, die es ja schon seit einiger Zeit in den Supermärkten gibt. Dann brachen wir auf zur knapp acht Kilometer entfernten Stadt Moncalvo, unserem Tages- und Genussziel.
Völlerei in Moncalvo
Das Städtchen, natürlich wieder typisch italienisch, siehe oben, liegt auf einem Bergrücken, den wir erstmal über enge Sträßchen erklimmen mussten.
Ich hatte einen Stellplatz ausgemacht, doch immer wenn man ihn erreicht hat, schaut Beate, ob sich nicht noch was besseres findet. Also weiter, bei der Schule soll es auch noch möglich sein. Dort war aber gerade Schulschluss, jede Menge Kinder auf der Straße und Schulbusse, die sie aufnahmen, um sie in ihre jeweiligen Dörfer zu fahren. Na, wenn wir uns da hinstellen, haben wir morgen früh keine Ruhe. Also wieder zurück zum ersten Parkplatz, das Fahrzeug abgeschlossen und auf ins Städtchen.
Wir suchten zunächst das mir bekannte Trüffelrestaurant mit dem für die Zeit treffenden Namen „Corona Reale“, schauten dann aber weiter herum nach noch einem anderen, gut bewerteten Lokal. Da es erst um 19:30 Uhr öffnete, drehten wir noch ein paar Runden durch die verwinkelte Altstadt und nahmen dann auf dem zentralen Platz in einem Restaurant wie die Italiener noch ein gutes Glas Wein zu uns. Hierzu gab es reichlich Taccos mit Salsasoße, Chips, Oliven, Knusperbrotstangen, das alles für acht Euro. Wir hatten für den guten Bardolino mit mehr gerechnet.
Dann ging es zum ausgesuchten Restaurant Monsu Mario, hier bestellten wir natürlich eine Flasche Bardolino Montferrat und das Menü für 35,- Euro. Das hatte es aber in sich. Einen Gruß aus der Küche, dann drei verschiedene kleinere Vorspeisen, gehacktes, tatarähnliches Rindfleisch mit grobem Himalayasalz, dann Auberginenscheiben mit Pilzen, zuletzt eine Kürbistorte. Der zweite Vorspeisengang bestand aus einer Art Spaghetti und für Beate Agnolotti ähnlich wie Ravioli. Nun war der Sättigungsgrad erreicht, das dürfte es gewesen sein. Falsch gedacht, der Hauptgang, sehr zart in Bardolinosoße gekochte Ochsenbäckchen mit Gemüse und Kartoffeln. Die Beilagen schafften wir nicht alle, auf das süße Dessert mussten wir verzichten, zu gespannt waren unsere Bäuche. Lediglich ein Espresso passte noch hinein.
Spät traten wir den Heimweg an, sahen im Wohnmobil mit geblähten Bäuchen noch einen Film und versuchten dann, Schlaf zu finden. Ein wunderschöner Tag im Piemont war zu Ende, auch das Wetter hatte sich kurz nach Beginn unserer Weinprobe zum Guten gewendet.
Gefahrene Kilometer: 8 km