3. Tag, Mittwoch, 31.05.2023
Wald von Compiegne
Was war das für ein herrlicher Morgen, die Sonne blinzelte durch das Laub der Bäume, die Vögel zwitscherten und es war warm. Ein frisches Baguette war schnell geholt und das Frühstück konnte im Freien abgehalten werden. So muss ein Tag beginnen.
Erstes Ziel war das Museum mit dem Eisenbahnwagen im Wald bei Compiegne, in dem 1918 das Waffenstillstandsabkommen nach dem Sieg Frankreichs über Deutschland unterzeichnet wurde und 1940 als Schmähung der Franzosen von Hitler im gleichen Wagen die Kapitulation Frankreichs besiegelt wurde. Das Museumsgebäude, in dem der Wagen steht, beinhaltet ein sehr interessantes Museum zu beiden Weltkriegen und zeigt einmal mehr, wie sinnlos Kriege sind und wie sie einfach durch das Machtgehabe der verantwortlichen Politiker und Staatenlenker mit all dem Leid und Tod über das Volk gebracht werden. Und niemand hat aus der Geschichte gelernt.
Eine riesige Kathedrale, die letzte ihrer Art
Es ging weiter nach Beauvais, wo im 13. Jahrhundert wohl die größte Kathedrale Frankreichs und vielleicht sogar der Welt gebaut werden sollte. Fertig wurde nur der Chor und das Querschiff, beides allerdings so mächtig wir manch eine komplette Kathedrale. Der Chor im Inneren allein 47,5 Meter hoch, so gewaltig und zugleich filigran aufragend, dass man ins Staunen gerät über die baulichen Fähigkeiten der Menschen vor 800 Jahren. Leider ist die Bausubstanz außen recht stark durch Umwelteinflüsse angegriffen, das ein großes Gerüst angebracht werden musste und auch im Inneren sind zusätzliche hölzerne Stützgerüste eingezogen worden.
Beauvais sollte die letzte Kathedrale ihrer Art in der Picardie werden, doch dazu kam es nie.
Bei einem Espresso und einem Bier auf dem Marktplatz der Stadt berieten wir die weitere Fahrt. Eigentlich wollte ich noch nach Rouen, der Hauptstadt der Normandie, doch es war schon recht spät und Beate mag keine großen Städte. Außerdem gibt es da auch nur wieder eine große Kathedrale, und von denen hatten wir ja jetzt schon einige gesehen. Also hieß das Tagesziel die Küste bei Dieppe. Über lange, gerade Straßen ging es dem Ziel entgegen, viertel nach sechs waren wir da, nicht in Dieppe, aber nicht weit entfernt im Badeort Pourville en Mer. Ein kostenloser Parkplatz direkt am Meer war schnell gefunden, dann gingen wir etwas die Promenade entlang, immer die mächtige weiße Steilküste vor Augen und vom Wind durchgepustet. Ein Restaurant für das Abendessen sollte unseren Tag abrunden. Nicht weit von unserem Parkplatz entfernt fanden wir ein recht gutes Haus, die Franzosen geben ja gewöhnlich viel Geld für das Essen aus, so sind dann auch die Preise. Aber von Norwegen waren wir anderes gewohnt.
Ein Bier noch im Sturmwind am Strand, die Wellen schlugen hoch, die weiße Gischt schäumte, das ist die Kanalküste der Normandie. Wild und rauh, bizarr und schön. Viel länger als bei uns bleibt es hier hell, doch irgendwann wurde es dunkel und wir ließen uns durch das Rauschen des Meeres in den Schlaf singen.
Gefahrene Kilometer: 215 km
Liest sich so, dass man auch gerne dort wäre, direkt am Meer 🌊 schlafen 👍😘