Endspurt zum Schwarzen Meer

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Neunundzwanzigster Tag - Mittwoch, 01.09.2021

Einöde pur

Wir genossen nach einer ruhigen Nacht ein herrliches Frühstück im Freien mit Blick auf den See. Die Angler waren immer noch da und versuchten weiterhin ihr Glück. Tatsächlich fingen sie auch was, wohl einen großen Karpfen.

Heute sollte die Strecke zunächst recht langweilig werden und durch pure Einöde über lange, kerzengerade Straßen führen. Bis zur Donau, dort, wo sie in Rumänien nach Norden schwenkt um dann nach erneutem 90° Schwenk ins Schwarze Meer zu münden, waren es ca. 80 Kilometer.

Auf dieser Strecke, die wir wahlweise auch auf der Autobahn hätten hinter uns bringen können, war wenig bis nichts Interessantes zu entdecken. Nur endlose Felder, bestanden mit Mais oder Sonnenblumen, die hier bis zum Vertrocknen auf dem Acker bleiben, damit sie leichter gedroschen werden können.
Parallel zur Straße verläuft die Eisenbahnlinie von Bukarest nach Constanta, der eine oder andere Güter- oder Personenzug kam vorbei.

Das Kätzchen

Irgendwann dann, nach vielen endlosen Kilometern musste ich einem Bedürfnis nachgeben. Rechts an der Straße eine Ruine, umgeben von Dreck und Schutt, wahrscheinlich eine ehemalige Raststätte. Also kurz eingerdreht und ausgestiegen.
Auch Beate stieg aus und als ich zum Wagen zurückkehrte hielt sie ein winziges Kätzchen im Arm, wohl kaum drei Wochen alt.
Oje, was nun, mitnehmen unmöglich, also taten wir was uns übrig blieb, ein wenig Sahne, etwas von dem mitgenommenen Katzenfutter, beides wurde dankbar angenommen.
Uns blieb weiter nichts als so schnell wie möglich zu fahren und das kleine Tierchen sich seinem Schicksal zu überlassen.
Uns blutete das Herz, aber die Natur ist nun mal erbarmungslos. Ich musste Beate lange trösten und den ganzen Tag dachte sie an „unser“ Kätzchen.

Zurück zur Donau

Nach langer, stupider Fahrt erreichten wir das Städtchen Fetesti, von hier aus war es nur noch möglich, den nächsten Ort am jenseitigen Ufer der Donau über die Autobahn zu erreichen. Kurz zuvor sahen wir noch einen LIDL – Markt und füllten dort unsere Vorräte auf.

Einkaufen in Rumänien ist fast wie bei uns in Deutschland, es gibt hier neben den kleinen Geschäften und „Supermärkten“ auf den Dörfern sehr viele Märkte deutscher Ketten. So finden sich hier Kaufland, Penny, Lidl, DM, Deichmann, KIK, und Takko.
Die Sortimente sind natürlich dem rumänischen Verbraucher angepasst, aber man findet auch deutsche Produkte, oftmals direkt so wie auch bei uns.
Das Preisniveau ist bei Produkten, die es auch bei uns in Deutschland gibt, fast gleich, einheimische Produkte sowie die Grundnahrungsmittel sind zum Teil wesentlich billiger.
So hatte ich zum Frühstück am Montag bei Kaufland ein Baguettebrötchen, ein Körnerbrötchen und ein Laugenbrezel sowie eine Packung Vollkornbrot für umgerechnet 1,20 € bekommen. In Deutschland läge ich da zwischen fünf und sechs Euro.
Eine Zweiliterflasche recht gutes einheimisches Bier kostet hier unter einem Euro.

Nach dem Einkauf ging es auf die Autobahn und über die Donau, begleitet von Beates Jubelrufen, endlich wieder „ihre“ Donau zu sehen. Es ging kurz danach am Fluss entlang, nun aber donauaufwärts.
An einem schönen Platz direkt am Wasser machten wir halt. Hier stand schon ein Wohnmobil mit Esslinger Nummer. Ich packte die Stühle aus, Beate machte Kaffee und wir genossen die warme Sonne. Etwas windig war es, doch das störte nicht.
Aus dem anderen Wohnmobil kam dessen Bewohner zu uns herüber, ein Rumäne, der schon seit 14 Jahren in Plochingen wohnt, und sich mit uns unterhielt. Leider war sein deutsch nicht immer verständlich, doch wir unterhielten uns gut mit ihm.
Auch er gab zu verstehen, dass es derzeit in Rumänien nicht einfach ist zu leben und daher viele seiner Landsleute vor allem in Deutschland ihr Glück und vor allem viel Geld bei wenig Arbeit suchen.
Auch prangerte er den vielen Müll an, den die Rumänen überall liegen lassen.
Nicht die Plastikflaschen in der Landschaft sind das Problem sondern die Menschen, die sie dorthin werfen.

An der Donau in Rumänien
Endlich sehe ich die Donau wieder
Stellplatz an der Donau
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Felsenkloster Sankt Andreas
Irgendwo
Innenansicht
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Eingang zur Höhle

Nächste Station Sehenswürdigkeiten

Weiter ging es Richtung Süden, hier waren noch zwei Besichtigungspunkte abzuarbeiten. Zum einen ein Felsenkloster und zweitens die Rekonstruktion einer Siegessäule des römischen Kaisers Trajan.

Der Weg zum Felsenkloster war ein Abstecher von der Hauptroute. Am Parkplatz der Klosterkirche angekommen umringten das Wohnmobil sofort einige junge Frauen mit Kindern, offensichtlich Zigeuner, die die hier ankommenden Besucher anbetteln wollten.
Von uns bekamen sie kein Geld, dem Jungen händigte Beate eine Schachtel mit Pfefferminzbonbons aus. Später sah sie, dass dieses Geschenk doch wohl recht gut angekommen ist.

In der Klosterkirche, ein sehr schön ausgemalter orthodoxer Bau, war ein ständiger Singsang zu hören, später sahen wir einen Geistlichen im Seitenchor sitzen, der nichts anderes zu tun hatte, als unentwegs irgendetwas für uns unverständlich vor sich hinzusingen. Wahrscheinlich erhofft er sich dadurch einen besseren Platz im Himmelreich zu ergattern.

Etwas abgesetzt von der Klosterkirche dann der Eingang zum beschriebenen Felsenkloster. Hier soll der Apostel Andreas gehaust haben, bevor die christlichen Lehren im Land verbreitete.
Erst 1918 war die Höhle wiederentdeckt worden und ein neues Kloster an dieser Stelle errichtet. Sehr interessant anzusehen, vor allem die überall in den Nischen und Felsspalten im Innenraum steckenden Münzen, Spenden der Besucher.

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Andenken an Sankt Andreas
Irgendwo
Spenden

Zweiter Besuch galt der Tranjanssäule in Adamclisi, Nachbau der dort lange im Original stehenden Siegessäule des römischen Kaisers Trajan. Das Original, bzw. die Reste davon befinden sich heute im örtlichen Museum.
Die Säule ist umgeben von einem Park und kostet 10 Lei Eintritt pro Person. Wir waren die momentan einzigen Besucher, Beate wollte den Eintritt nicht zahlen, nur um so eine blöde Säule anzuschauen, doch der Mann an der Kasse winkte uns beide durch für die entrichteten 10 Lei.

Der die Säule umgebende Park ist gespickt mit Bänken, Mülleimern und Lampen. Wir fragten uns, wer hierher in diese Einsamkeit kommt, dass soviele Bänke und Mülleiner benötigt werden?

Irgendwo
Tranjanssäule in Adamclisi,

Auf einer Tafel lasen wir dann, dass von 2010 bis 2013 ca. 3,66 Millionen Euro, größtenteils finanziert von der EU, investiert worden sind, um die Säule und den Park zu errichten. Aha, bei soviel EU – Zuschüssen muss man natürlich was hinstellen, deshalb also die vielen Bänke und Mülleimer. Warum da so viele Lampen installiert wurden, erschloss sich mir nicht, ist der Park doch nur bis Oktober von 10 – 19 Uhr geöffnet, also zu keiner Zeit bei Dunkelheit. Aber egal, Geld kam ja von der EU.

Wasserfassen

Toilette war entsorgt, Schmutzwasser auch, fehlte nur noch, den Wassertank wieder nachzufüllen, damit wir für die kommenden Tage genug frisches Nass dabei haben.
In meinem Reiseführer von 2018 steht geschrieben, dass die Wasserversorgung in Rumänien kein Problem sei, da viele Dörfer noch nicht an die Kanalisation und Wasserleitungen angeschlossen sind.

Die Bevölkerung muss sich ihr Wasser an öffentlichen Brunnen holen. Wir hatten allerdings bisher nur sehr wenige solcher Brunnen gesehen, wenn, dann waren sie nicht mehr in Betrieb. Einmal bisher konnten wir in einem Dorf in Siebenbürgen so unseren Vorrat ergänzen.

Auch jetzt hielten wir Ausschau, jedoch nichts zu erspähen. In einem kleinen Bauerndorf dann sah ich zwei Rohre aus einer Wand herauskommen, also sofort stopp. Hier handelte es sich wohl um die alte Viehtränke, der Boden ringsum war zertreten und zertrampelt, teilweise matschig und mit Kuhfladen bedeckt. Wir nahmen Gießkanne und Flaschen, überquerten ein kleines Rinnsal und füllten nacheinander fünf Kannen, immerhin 50 Liter, in unseren Wassertank. Dann konnte es weitergehen, einmal mehr Wasserfassen auf altertümliche Art.

Wasserstelle in Rumänien ac

Die tägliche Suche nach einem Übernachtungsplatz

Nun war es Zeit einen Übernachtungsplatz zu suchen. Wir wollten ihn noch bei Helligkeit erreichen, da wir unsere am Mittag gekauften Schweinbauchstücke grillen wollten. Der von Beate auf Park4Night ausgewählte Platz wurde angesteuert, aber nicht gefunden. Also kurzerhand links von der Straße ab und an einem geeigneten Stück Wiese geparkt. In Deutschland so ziemlich unmöglich, in Rumänien fast überall.

Morgen dann Schwarzes Meer.

Gefahrene Kilometer: 245 km

Landkarte: Fahrt bis kurz vor dem schwarzen Meer

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