Türkei Neunter Tag, Dienstag, 15.04.2025
Istanbul zu Fuß
Ein oder zwei Tage in dieser 16 Millionen Einwohner zählenden Megastadt sind definitiv zu wenig, doch wir waren ja noch nicht am Ziel und wollten weiter. Dennoch gönnten wir uns einen zweiten ganzen Tag in dieser unglaublichen Stadt.
Die Nacht neben der Straße war laut, fürchterlich laut, dennoch fanden wir Schlaf, ich mehr, Beate weniger. Zum Glück durften wir heute unser Wohnmobil in eine der Straße abgewandte Position fahren, wo der Straßenlärm weniger zu hören war.
Auf dem Parkplatz standen zwei Reisebusse mit ukrainischen Kennzeichen, die den Hinweisen hinter der Windschutzscheibe Reisegruppen durch die Türkei fuhren. Eine der Stationen war Istanbul. Hier fragen wir uns doch, es wird uns jeden Tag in den Medien erzählt, wie schlimm der Krieg in der Ukraine wütet und wie schlimm die Menschen dran sind. Aber wie kann es dann sein, dass trotzdem Menschen aus diesem – angeblich – kriegsgebeutelten Land lustige Urlaubsreisen unternehmen? Ist der Krieg vorbei und wir haben es nicht mitbekommen?


Auch die Anfrage eines Freundes, der ab Ende April in die Türkei reisen möchte, wie es denn um die Sicherheitslage in Istanbul bestellt sei – man hört und sieht ja soviel Schlimmes – führte bei uns zu der Erkenntnis, dass unsere deutschen Medien ziemlich viel und unseriöse Propaganda verbreiten und uns vieles weismachen wollen, was so gar nicht stimmt. Jeder möge sich seine eigenen Gedanken machen.
Nach unserer Morgenroutine ging es zunächst wieder per Metro und Straßenbahn zur Haltestelle Sultan Ahmet Moschee.
Hier befindet sich gegenüber der Universität die Beyazit Moschee, die ich irgendwie mit der blauen Moschee verwechselt hatte. Macht nichts, schauen wir uns halt noch eine überhaupt nicht überlaufene Moschee in aller Ruhe an.
Dann ging es wieder hinein in den Trubel des Basars, die ganze Altstadt ist voll von Geschäften, eins neben dem anderen. Hier bekommt man wirklich alles, was man brauchen kann oder auch nicht. Alles ist trotz des scheinbaren Chaos doch irgendwie geregelt, es gibt ganze Bereiche nur mit Metallwaren, dann wieder nur Schmuckgeschäfte oder Gewürz- und Teeläden. Einen großen Stoff- und Kleidermarkt gibt es ebenso wie Süßigkeitengeschäfte. Was man allerdings vermisst sind Läden mit Lebensmitteln wie Brot, Wurst, Fleisch u.a. Nur zwei Geschäfte mit Käse hatten wir entdeckt, Brot suchten wir vergeblich. Auch sonst in den von uns durchstreiften Gegenden der Stadt kein einziger Lebensmittelladen für Dinge des alltäglichen Bedarfs.
Istanbul, die Katzenstadt
In der ganzen Stadt trifft man überall auf Katzen. Die sehen nicht etwa verhungert oder zerzaust aus sondern stehen meist sehr gut im Fell da. Überall auch Futternäpfe oder Katzenfutter am Boden, hin und wieder kleine Boxen als Schlafstätte für die Tiere. Sie werden von allen Menschen geduldet, oft gestreichelt oder gefüttert.
Wir waren hier etwas verwundert, doch entdeckten wir auch ein Katzenmuseum, in dem dieses Phänomen beschrieben wurde. In früher Handelszeit brachten die Seefahrer die Katzen aus Ägypten und dem Orient auf ihren Schiffen mit, damit diese dort die Ratten und Mäuse fangen und so das Schiff von diesen Nagern fern halten sollten. Am Zielort Istanbul entschwanden dann viele Katzen und vermehrten sich.
Den Istanbulern sind ihre Katzen heilig.
Viele Touristen und eine Pause
Der Weg zum Galata Turm war steil und teilweise über Treppen ging es hinauf. Von hier oben sollte man einen schönen Blick über das Goldene Horn und den europäischen Teil der Stadt haben. Doch das wollten leider sehr viele Leute, sodass wir davon absahen, vielleicht für sehr lange Zeit in der Schlange zu stehen und uns von der Sonne braten zu lassen.
Es ging zurück und mit der Straßenbahn über die Galatabrücke zur Sultan Ahmet Moschee. Dort suchten wir erstmal ein kleines Restaurant auf, um die Füße zu erholen. Wir bestellten etwas zu essen und jeweils ein großes Bier und waren nicht schlecht erstaunt, als wir 0,7 Liter Bier im Krug serviert bekamen. Ursprünglich dachten wir ja, in dem überwiegend muslimischen Land Türkei gibt es kein Bier oder Wein, dies ist aber nicht so. Es gibt sogar mehrere Brauereien, die bekannteste ist die Anadolou Efes Brauerei.

Weitere Besichtigungsvorhaben schlugen fehl, am Eingang zur unterirdischen Kathedrale, einer ehemalige Wasserzisterne, standen unzählige Mengen an Menschen an, man hätte wieder viel Zeit investieren müssen.
Die Hagia Sophia schenkten wir uns, ebensoviele Leute und es ist eben auch nur eine Moschee, mit angehängtem Museum zwar, aber so begeisterte Museumsbesucher sind wir nicht.
Der angrenzende Topkapi-Palast war am Dienstag für Besuche geschlossen.
Zurück in die Altstadt
Beate wollte nochmal auf den Stoffmarkt, um evtl. etwas Hemdenstoff zu kaufen. Dazu mussten wir erstmal ein wenig durch den wunderschönen, tulpenbestandenen Gülhane Park, in dem sich viele Familien aufhielte. Man hatte das Gefühl, es sein Sonntag und alles ist bei dem schönen Wetter auf den Beinen.
Stoffe kauften wir dann doch nicht, sondern gingen zurück zu den Schiffsanlegestellen für die Ausflugsbote für Fahrten auf dem Bosporus.
Wir wollten eine Abendfahrt machen und so holte ich zwei Fahrscheine für die 19:00 Uhr Fahrt.
Vorher noch ein teures Bier, das kleine 0,33 l so teuer wie heute Mittag das große 0,7 l, aber was soll’s, wir hatten Durst.
Abendfahrt auf dem Bosporus

Kurz vor 19:00 Uhr ging es auf’s Schiff, das pünktlich ablegte und zunächst unter der Galatabrücke durchfuhr hinein in den Bosporus. Viele Boote und Schiffchen waren unterwegs und auch riesige Frachtschiffe kreuzten unseren Weg, die von Süden den Bosporus Richtung Schwarzes Meer befuhren.
Über den Bosporus spannen sich drei große Hängebrücken, die Yavuz Sultan Selim Brücke ganz im Norden und längste Brücke, etwas unterhalb der Mitte die Fatih Sultan Mehmet Brücke (Brücke des Eroberers Sultan Mehmet) und ziemlich im Süden kurz vor dem Goldenen Horn die kürzeste Brücke, die 15 Temmuz Sehitler Brücke (Brücke der Märtyrer des 15. Juli). Kurz nach der Mündung des Goldenen Horns in den Bosporus befindet sich die Galatabrücke, deren Vorläufer von der Fa. MAN im Jahre 1912 errichtet wurde.
Ziemlich kalt war es trotz des Sonnenscheins, doch auf dem Wasser ist es halt immer recht windig.
Es ging den Bosporus hoch unter der 15 Temmuz Sehitler Brücke hindurch. Langsam wurde es dämmrig und dunkel. Die Brücken wurden sehr schön angeleuchtet und auch der auf der Höhe im asiatischen Teil der Stadt stehende Fernsehturm wechselte ständig seine Farbe von dunkel über weiß auf rot. Ein wunderschön anzusehendes Farbenspiel und auch die Häuser der Stadt rechts und links des Bosporus begeisterten durch ihr Leuchten.
Die Fahrt ging hoch bis zur Fatih Sultan Mehmet Brücke, dann kehrte das Schiff um.
Irgendwann hatten sich alle Passagiere vom Oberdeck verzogen und die Wärme unter Deck gesucht.
Nach eindreiviertel Stunde Fahrt waren wir wieder am Anleger zurück.
Durch die einsame Altstadt

Ich hatte die Absicht, da wir heute schon genug gelaufen waren, mit der Straßenbahn und Metro zurück zum Wohnmobilplatz zu fahren. Doch beim Einlass zur Straßenbahnhaltestelle zeigte unsere Istanbul-Card kein Guthaben mehr an. Wir konnten nicht mehr fahren.
In Istanbul kauft man sich am Automaten eine wieder aufladbare Fahrkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel. Will man zur Metro oder in die Straßenbahn einsteigen, muss man zunächst durch ein Drehkreuz, das durch Auflegen der Karte bedient wird. Gleichzeitig werden 27 TL (türkische Lira) vom Betrag der Karte abgezogen. Ohne Karte also kein Zutritt zu den Haltestellen. So kann man natürlich ganz einfach das Schwarzfahren verhindern. Aber auf solche einfachen Möglichkeiten kommt man im bürokratischen Deutschland nicht.
So hieß es dann also laufen. Jetzt waren die Gassen des Basars menschenleer, alles war geschlossen. Müll und Dreck vom Tag lag herum, vereinzelt waren noch Händler damit beschäftigt, ihren Laden zu schließen. Eine irgendwie gespenstische Szenerie. Dazu gesellte sich dann noch der abendliche Ruf des Muezzin durch die Lautsprecher. Jetzt fehlte nur noch, dass der Graf Orlok Nosferatu ums dunkle Eck kommt.
Schneller als gedacht hatten wir den Parkplatz mit unserem Wohnmobil wieder erreicht.
Ein herrlicher Tag im beeindruckenden Istanbul konnte beendet werden.
Gefahrene Kilometer: 0 km



Hallo ihr 2. ja mit dem Brot ist es verzwickt. Überall gibt es kleine Lebensmittelhändler, die haben eine Vitrine voll mit Brot, eigentlich eher ein Kasten mit Tür. Entweder ist die gleich Innen, oder steht vor der Tür. Man sieht es meist nicht sofort. Der Alhoholkauf in der vorderen Türkei, kein Problem, je weiter nach hinten je schwieriger wirds, aber es gibt auch da 😉 Ist natürlich schade, dass ihr in Istanbul nicht alles besichtigen konntet. Viel Spaß noch.
Sehr interessant, ist sicher ne tolle Stadt. Und.., dass mit den UA- Urlaubern…, da kommen Fragen auf.
LG 😻🐈⬛😘