Durch die serbische Provinz

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Neunter Tag, Donnerstag, 12.08.2021

Nach dem Aufwachen hatte ich Beate im Bett neben mir vermisst. Ok, wahrscheinlich auf dem Klo, doch als ich gegen sieben Uhr ums Eck ins Klo schaute, war sie nicht da. Das Wohnmobil hat nicht viele Möglichkeiten, wo man sich aufhalten kann. Also Blick nach draußen. Tatsächlich saß sie schon mit dem Laptop auf dem Schoß draußen in der angenehmen Morgenkühle und bearbeitete die Bilder für den Reiseblog.

Ich machte mich fertig und dann gab es Frühstück. Sehr idyllisch war der Frühstücksplatz zwischen zwei Wohnmobilen mit einer extremen Geräuschkulisse fünf Meter weiter nicht, aber als Camper ist man bescheiden.

Nach dem Frühstück zunächst Hausputz nach einer Woche Fahrt. Beate machte das Bad und während sie dann den Reiseblog weiter bearbeitete befreite ich den restlichen Innenraum mit Sauger und Lappen vom angesammelten Schmutz.
Während Beates Arbeit am Laptop kam sie mit einem Camperpärchen ins Gespräch, dem ich mich später anschloss. Sympathische Leute, man tauschte Informationen aus und vielleicht trifft man sich ja mal wieder auf dieser Reise.
Dann noch Toiletteninhalt entsorgen, das Wohnmobil abfahrbereit machen, kurz den Wasservorrat aufgefüllt, und schon ging es dem nächsten Ziel entgegen, Smederevo.

Irgendwo
Smederevo Festung

Dort gibt es eine gewaltige mittelalterliche Festung, die bis zum 05.Juni 1941 als eine der besterhaltenen Donaufestungen galt. An diesem Tag ereignete sich eine gewaltige Explosion deutscher dort eingelagerter Munitionsvorräte und zerstörte große Teile der Festung. In Folge der weiteren Kriegsjahre und der Bombardements der Alliierten litt die Festung immer mehr. So kam ich mir zwar nicht mitschuldig vor an der Zerstörung dieses mittelalterlichen Erbes, aber immerhin zeigte es mir einmal mehr den Irrsinn des Krieges und von Kriegen überhaupt.

Irgendwo
Festungsturm
Irgendwo
Blick zur Donau

Wir überlegten danach anhand meiner Reisevorbereitungen, wie es weitergehen könnte mit unserer Tour durch Serbien.
Wir entschieden uns, von der Donau kurzen Abschied zu nehmen und quer durchs Land in südwestlicher Richtung nach Valjevo zu fahren. Dort gibt es in der Nähe die Gradacschlucht, ein wunderschönes Wandergebiet.

Die weitere Fahrt ging übers Land in hügelige Landschaft hinein, die Toskana Serbiens. Beate fühlte sich auch an unsere Tour 2018 dorthin mit dem Kirchenchor Stetten erinnert. Lediglich die Zypressen fehlen, sonst könnte man tatsächlich auch in der Toskana sein.

Kleine orthodoxe Kirche
Orthodoxe Kirche

Unterwegs machten wir an einem hübschen rot-weiß gestreiften orthodoxen Kirchlein abseits des Hauptweges eine Kaffeepause. Wir genossen den frisch gebrühten Kaffee auf einer Sitzgruppe im Garten des Priesters, ohne gestört zu werden, und hatten hier auch tatsächlich gutes Internet, obwohl so weit weg von größerer Zivilisation. Aber auch in Deutschland soll es ja so was geben, haben wir doch seit vier Jahren die aktive Digitalisierungsbeauftragte der Bundesregierung, Frau Staatssekretärin Dorothea Bär mit ihren Flugtaxis. (Zynismus aus)

Nach der erfrischenden Pause ging es dann weiter nach Valjevo und Richtung eines auf „Park4Night“ ausgewiesenen Stellplatzes am Gradacfluss. Kaum standen wir dort und ich schaute mich etwas um, kam ein Serbe mit gebrochenem Englisch daher und meinte, wir könnten unser Wohnmobil 300 Meter weiter unten auf einem schöneren Platz parken. Also fuhren wir ihm nach, nicht wissend, was kommen würde. Wir wurden auf ein kleines baumbestandenes Gelände geführt, auf dem schon ein Wohnmobil stand und mehrere Männer beim Bier saßen. Kaum war ich ausgestiegen, kam ein gut englisch sprechender junger Mann zu mir, stellte sich vor, gab uns zu verstehen, dass wir wo wir wollten parken könnten und das ganze auch kostenfrei sei. Wenn wir Lust hätten, könnten wir uns auch zu ihnen setzen, etwas essen und trinken.

Na, wieder mal tolle serbische Gastfreundschaft erlebt.

Wir kamen dann zu mehreren Männern und einer jungen Frau, sie begrüßten uns, sogleich gab es Sliwowitz, Wasser und noch etwas vom Grill für uns zu essen. Von allen konnte nur einer gut englisch, es stellte sich aber heraus, dass sie uns vorbeifahren sahen, einer sofort zum Parkplatz ging und uns einlud, auf ihrem Privatgelände zu stehen.
So bedankte ich mich denn nach einiger Zeit bei ihnen für die Gastfreundschaft, erhob mein Sliwowitzglas und trank auf die serbisch-deutsche Freundschaft.
Gegen 20:00 Uhr zogen wir uns in unser Wohnmobil zurück und ließen den Tag ausklingen.

Positiv neben der Bekanntschaft mit den Serben ist auch anzumerken, dass die Temperaturen hier in der höher gelegenen, etwas bergigeren Region absolut angenehm sind und auf guten Schlaf hoffen ließen, zumal nichts als das Zirpen der Zikaden zu hören war.

Gefahrene Kilometer: 186

Landkarte: Von Belgrad bis Valjevo

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