Durch das Hinterland von Kroatien

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:Ein Kommentar
Dritter Tag, Mittwoch 09.04.2025

Denkt man an Kroatien so denkt man ans Meer, an Istrien, Dalmatien und die Adria. Wir waren jetzt ganz im Osten Kroatiens, im Hinterland, in das sich so gut wie kein Kroatientourist verirrt. Entsprechend schaut es hier aus, es erinnerte uns alles ein wenig an Rumänien, die Häuser, die Dörfer, hier wie dort langgezogene Straßendörfer mit kleinen, oftmals recht heruntergekommenen Häuschen.

Kirschblüte in Kroatien
Kirschblüte in Kroatien
Hinterland von Kroatien
Hinterland von Kroatien
Hinterland von Kroatien

Spuren des Krieges

Die Fahrt ging ostwärts Richtung serbische Grenze. Unbedeutende und unbekannte Orte wurden durchfahren, dann kamen wir Osijek näher, die einzige größere Stadt hier ganz im Osten Kroatiens.

Nicht weit entfernt Vukovar, eine Stadt, die im Jugoslawienkrieg in den 90er Jahren eine Rolle spielte. Als Wahrzeichen und zugleich Mahnmal steht noch der über 50 Meter hohe, zerschossene Wasserturm der Stadt. 

Wahrzeichen von Vukovar
Wahrzeichen von Vukovar
Wahrzeichen von Vukovar

Er war in den 60er Jahren, als er erbaut wurde, einer der höchsten Wassertürme Europas. Im jugoslawischen Bürgerkrieg erlitt er mehr als 640 Granaten- und Raketentreffer, doch er hielt stand. Dadurch ist er zum Symbol des freien und unabhängigen Kroatiens geworden.

Etwas weiter am Ortsausgang von Vukovar dann auf dem örtlichen Friedhof ganz weit hinten ein Gräberfeld mit hunderten weißer Marmorkreuze ohne Namen und ein Mahnmal für die Opfer des Krieges. Hier wurde mir wieder der Irrsinn von Kriegen bewusst, tausende junge Menschenleben werden vernichtet, nur weil einige irre politische Führer es so wollen. Und niemals lernt der Mensch daraus, es passiert immer und immer wieder.

Raus aus der EU

An der Donau entlang ging es nach Backa Palanka, in Sarengrad konnten wir noch einen guten Blick auf die schon breite Donau werfen, diesen Abschnitt hatten wir bei unserer Donaureise 2021 ausgelassen.

Donauüberquerung
Donauüberquerung

Dann kamen Grenzkontrollanlagen in Sicht, zunächst die von Kroatien. Hier wurden nur unsere Reisepässe angeschaut, dann konnten wir weiter.

Es ging über die Donau und nur ein kurzes Stück dahinter dann der serbische Kontrollposten. Wir fuhren an ein Häuschen mit zwei rechteckigen Öffnungen. In die erste gaben wir unsere Pässe, der dahinter sitzende Beamte schaute sie sich an, stempelte sie und gab sie zurück.

Dann zur nächsten Öffnung, eine Hand mit rot lackierten Fingernägeln hing heraus. Die Hand nahm die Pässe, jetzt sah man die zugehörige blonde Dame mittleren Alters. Ein Blick auf die Ausweise, dann die Frage: „Wohin fahren?“ und mit der Antwort „Novi Sad und Belgrad“ gab es die Papiere zurück und wir konnten unsere ersten Kilometer in Serbien unter die Räder nehmen.

Die EU hatten wir nun verlassen.

Beate hatte schon am Mittag den Vorschlag gemacht, nochmal nach Novi Sad zu fahren, da wir vor 3 ½ Jahren leider keinen Parkplatz in der Innenstadt gefunden hatten und so nur die Festung Petrovaradin besuchen konnten.

Nun parkten wir den Wagen etwas außerhalb des Zentrums und machten uns zu Fuß auf den Weg. 

Abseits der Altstadt ist Novi Sad sehr modern mit vielen Geschäftsgebäuden und großen Hotels. Markante, hoch aufragende Gebäude, an denen man sich orientieren kann, um zur Altstadt zu finden fehlen. 

Jemanden fragen. Zwei junge Mädchen müssten eigentlich etwas englisch sprechen, also sie gefragt. Doch anscheinend kann diese Generation ohne Smartphone keine Auskunft mehr geben. So musste erstmal gegoogelt werden, wo denn das Zentrum der Stadt ist, um uns dann grob den Weg zu zeigen. Irgendwann hatten wir dann selber für kurze Zeit ein WLAN-Signal und konnten uns den Weg anzeigen lassen.

Sehr froh war ich, nun auch Novi Sads Innenstadt gesehen und damit die Lücke von 2021 geschlossen zu haben.

Ganz in der Nähe von Novi Sad liegt in Sremski Karlovci die Heimat des Bermet, einer Art Likörwein, die nur dort hergestellt werden darf.

Wir hatten bei unserem ersten Besuch dort zwei Flaschen erstanden, die natürlich schnell geleert waren, und so kam mir spontan der Gedanke, hier in Novi Sad neuen Bermet zu erstehen. Kaum gedacht, schon standen wir vor einem Spirituosenladen, der eben diese Weinspezialität anbot.

Natürlich wanderten nach einer kleinen Probe zwei Flaschen in unsere Einkaufstasche, mit der wir den Laden voller Zufriedenheit verließen.

Nachtlager im Dunkeln

Inzwischen war es spät geworden und wir hatten noch ca. eine Stunde bis zu unserem ausgewählten Übernachtungsort zu fahren. Flott ging es aus der Stadt hinaus und Richtung Belgrad. 

Die Sonne verschwand rot am Horizont und die Dunkelheit legte sich über das Land. Nur mit Hilfe unseres Navis fanden wir schließlich den Schotterparkplatz nahe der Kirche von Ugrinovci.

Ein schöner Tag hatte wieder sein gutes Ende gefunden.

Gefahrene Kilometer: 338,6 km

Landkarte: bis Belgrad

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Sieker-Hoppmann, Ruth

    Novi Sad hat mir auch gut gefallen, war ja vor 1,5 Jahren mit zwei serbischen Ex Mitarbeiterinnen dort. Fand die Altstadt von Novi Sad hat auch einen leichten K.u.K. Monarchie Touch 🇷🇸

Schreibe einen Kommentar