Neunundzwanzigster Tag, Montag, 06.03.2023
Wetter adé, es ist wie es war
Die ganze Nacht wurden wir durchgeschüttelt, mal mehr, mal weniger, und immer prasselte Niederschlag aufs Dach. Am Morgen dann das vertraute Bild, alles grau in grau, Schneeschauer und Sicht gleich null.
Ja, so war es angesagt, wir werden deshalb heute die Lofoten per Fähre verlassen und auf dem Festland dann mit der Heimreise beginnen. Schließlich liegen fast 3000 Kilometer noch vor uns.
Im Laufe des Vormittags wurde die Sicht etwas besser, obwohl immer noch Schneeschauer über uns hinweg zogen. Die Fahrt bis zum Endpunkt auf der Insel war aber nicht mehr lang, knapp 12 Kilometer, also setzten wir uns in Bewegung, um dem Ort mit dem kürzesten Namen der Welt einen Besuch abzustatten. Ǻ heißt der Ort, A mit einem Kringel obendrauf, das nordische offene O.
Ein Großteil des Ortes ist Freilichtmuseum, es gibt eine Schmiede zu besichtigen, eine Bootsbauwerkstatt und das ehemalige Postamt, wo man noch wie vor langer Zeit Briefe und Päckchen in die Fächer der Bewohner sortieren kann. Das Stockfischmuseum wie auch das Restaurant haben im Winter leider geschlossen. Aber es war herrlich, im tiefen Schnee durch dieses Dorf zu laufen, begleitet von heftigem Schneefall. Doch auch die Sonne zeigte sich hin und wieder.
Kein Schiff wird kommen
Nach einem ausgiebigen Rundgang ging es dann ein Stück zurück nach Moskenes, wo wir die Fähre nach Bodö nehmen wollten. Doch am Fähranleger war dann die nächste Abfahrtszeit gegen 20:30 Uhr zu lesen, was für uns bedeutet hätte, über fünfeinhalb Stunden am Fährkai zu stehen. Da inzwischen aber das Wetter recht gut geworden war und es so aussah, als ob es immer besser würde, ganz im Gegensatz zur gestrigen Wettervorhersage, machte Beate den super guten Vorschlag, doch das Wetter zu nutzen und zurück Richtung Svolvaer zu fahren und dort dann eine Fähre rüber aufs Festland zu nehmen. Natürlich war ich sofort einverstanden, sieht man doch auf der Fahrt in entgegengesetzte Richtung die Dinge anders oder andere Dinge als auf der Hinfahrt.
So ging es also zurück nach Reine, jetzt in ganz anderem Sonnenlicht als gestern, über die kleinen Inseln Sakrisöy und Hamnöy weiter Richtung Flakstad. Kurz vor der Ansiedlung ein Stau, weiter vorn hing ein Wohnmobil im Graben, zum Glück war schon ein Bergungsfahrzeug vor Ort. Wohnmobil mit Besatzung kamen mir bekannt vor, sie hatten letzte Nacht mit uns auf dem Parkplatz in Reine gestanden. Da es Deutsche waren, ging ich hin und erkundigte mich über ihr Missgeschick. Ausweichen wollten sie, einem Räumfahrzeug, und sind dabei mit dem Heck in den Straßengraben gerutscht. Selbstbergungsversuch unmöglich, auch Hilfe anderer Autofahrer scheiterte. So mussten sie über fünf Stunden im Graben ausharren, bis das Bergungsfahrzeug aus Svolvaer angerauscht kam. Die Rettung selbst ging zügig vonstatten, Rechnung folgt sicherlich.
Auf ins Nachtquartier
Bis Svolvaer würden wir es heute ohnehin nicht mehr schaffen und ein Stellplatz unter Laternen oder in der Stadt wäre ungeeignet, falls es bei dem heutigen klaren Himmel Nordlichter gäbe. Also steuerten wir einen Parkplatz an, auf dem wir schon vorgestern auf der Hinfahrt unsere Toilettenkassette in so einem Reinigungsautomaten hatten reinigen lassen. Hier gab es auch Frischwasser und da es schon kurz vor 18:00 Uhr war, schlug ich vor, doch gleich hier zu bleiben. Hier gab es keine Lichtverschmutzung und keine störenden Bäume, somit könnten die Nordlichter kommen, der Himmel war frei. Ein herrlicher Sonnenuntergang hinter einer phantastischen Bergkulisse begleitete uns in den Abend.
Beate schaute regelmäßig in die Aurora Borealis App, um zu sehen, wie die Chancen auf Nordlichter stehen. Die äußeren Bedinungen waren ideal, klarer Himmel, sehr kalt. Um 22:00 Uhr ging Beate mit Fotoausrüstung raus und machte Jagd auf Polarlichter. Es zeigten sich zwar welche, zu sehen waren sie aber nur auf langzeit belichteten Fotos. Ich kochte etwas Glühwein und brachte ihn raus. So einen heißen Glühwein im tiefen, kalten Winter in einer mondhellen Nacht war etwas Fantastisches. Einen schöneren Abend kann man kaum haben, im Vordergrund eine märchenhafte Winterlandschaft, danach wunderschöne Beleuchtung durch das Dorf und im Hintergrund die majestätisch durch den Mond beleuchteten Berge. Einfach nur traumhaft.
Gefahrene Kilometer: 105 km