9. Tag, Dienstag, 06.06.2023
Arromanches – Gold Beach
Die Wettervorhersage muss ich hier auch nicht mehr täglich prüfen, sie stimmt ohnehin nicht. Gestern Abend noch Sonnenschein am klarblauen Himmel vorausgesagt, heute morgen alles grau.
Nun, die Soldaten an jenem 06. Juni vor genau 79 Jahren hatten es auch nicht besser, gar schlechter, mussten sie nicht nur mit dem schlechten Wetter kämpfen.
Die Fahrräder wurden abgeladen und fertig gemacht für unsere heutige lange Tour. Zunächst ging es nach Arromanches, dem Hauptort im Bereich des Gold Beach, des britischen Landungsstrandes und dem größten Ort an der Landungsküste. Hier war einiges los, viele Militärfahrzeuge unterwegs und als wir fast den Ort erreicht hatten, donnerten sechs Flugzeuge der Patrouille de France über uns hinweg und zogen blau – weiß – roten Rauch in Form der französischen Flagge hinter sich her.
In Arromanches dann erstmal alles abgesperrt, kein Zugang zum Strand oder der Promenadde. Überall Polizei und sogar Rucksackkontrollen. Auf meine Frage an einen Polizisten, warum alles abgesperrt ist bekam ich die Antwort, dass dies wegen offiziellen Programmpunkten sein müsse. Also Politprominenz vor Ort.
Auf dem Platz vor dem Museum spielte eine amerikanische Militärkapelle und es fanden offizielle Aufmärsche statt. Ein Menschengewühl sondergleichen, sodass wir in eine Nebenstraße in eine kleine Bar gingen, die wir vor neun Jahren am 70. Jahrestag der Invasion auch schon aufgesucht hatten. Ein kleines Bier, ein Cidre, dann ging es zurück. Für Beate erinnert das alles sehr an Fasnet.
Nach St. Laurent sur Mer – Omaha Beach
Wir versuchten möglichst nahe an der Küste zu fahren, ging aber nicht immer. Vorbei am Beobachtungsbunker der Geschützbatterie Longues sur Mer – natürlich musste ich einen Blick hineinwerfen, spielt er doch eine Rolle im Film „Der längste Tag“, hin zu den Geschützbunkern der Batterie selbst, auch hier ein Foto an einer Kanone wie vor neun Jahren.
In der Nähe von Colleville sur Mer befindet sich der amerikanische Soldatenfriedhof und das Denkmal für die 1. Infanteriedivision, die hier an Land ging. Entsprechend viele Leute waren hier, vor allem Amerikaner, ganze Busladungen wurden ausgeschüttet. Viele Menschen brachten eine weiße Rose mit, die wohl am Denkmal der gefallenen Soldaten niedergelegt werden sollte.
Genau zu diesem Zeitpunkt überflogen in geringerer Höhe vier amerikanische Transportmaschinen vom Typ Hercules C 130 den Ort des Geschehens, zwei Maschinen sogar mit den weißen und schwarzen Invasionsstreifen versehen, wie sie die alliierten Flugzeuge damals als Erkennungszeichen trugen.
An der Einfahrt zum Friedhof selbst und auf der Zufahrtsstraße herrschte ziemlicher Verkehr, ich wollte hier so schnell wie möglich durch sein.
Kurz vor St. Laurent sur Mer ein kurzer Halt. Hier hatte ich zusammen mit drei anderen Kameraden am 05. Juni 2004 einen Unfall mit einem Jeep, dem alle zum Glück unversehrt entkommen sind, nur der Jeep – nicht meiner, ich war damals nur Mitfahrer – wurde total zerstört.
Ein kurzes Gedenken und ein Dank an Gott an der Unfallstelle, dann ging es weiter.
Pointe du Hoc – hoch über dem Meer
Von Vierville aus ging es einen neuen Fahrradweg direkt an der Küste entlang. Noch bei unserem letzten Besuch war hier nur undurchdringliches Buschwerk. Auch der Campingplatz war nicht wiederzuerkennen. Nur noch Wohnmobile und kleine Hütten, Möglichkeiten für Zelte oder ein Camp wie vor neun Jahren gibt es nicht mehr.
Es fuhr sich sehr schön zum Pointe du Hoc, schon von weitem konnten wir die Menschenmassen dort sehen. War das Gelände 1989 bei meinem ersten Besuch noch völlig frei zugänglich und der Parkplatz davor nur eine Wiese, wurde Jahr um Jahr mehr hinzugebaut. Jetzt gibt es einen großen, asphaltierten Parkplatz, ein Touristenzentrum und alles ist abgesperrt. Nur noch auf eingezäunten und geschotterten Wegen kann man durch das Areal laufen, die Bunker sind abgesperrt und mit Aussichtsplattformen versehen. Ein großes Freilichtmuseum wurde hier errichtet, nicht sehr schön, aber die Besucher kennen ja auch anderswo nichts anderes.
Wir machten ein paar Bilder und uns dann wieder auf die noch lange Rückfahrt. In St. Laurent kehrten wir noch in ein Restaurant mit absolut überteuerten Preisen ein und legten dann den Rest der Strecke zum Teil auf Fahrradwegen, zum Teil auf Landstraßen zurück. Beate navigierte, ich fuhr hinterher.
Kurz vor 21:00 Uhr kamen wir nach über 90 Kilometern Fahrt wieder an unserem Wohnmobil an.
👍 bin mit lesen in Verzug 😊