Das große Malheur und ein Winter der nicht ist

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Achter Tag, Montag, 13.02.2023

Fast das Ende

Bevor ich über den heutigen Tag berichte, muss ich auf den Anfang und das Ende des gestrigen Tages zurückblicken. Bereits beim Hochfahren unseres elektrischen Hubbettes unter die Wohnmobildecke stellte ich ein merkwürdiges Verhalten fest. Der Knopf „nach oben“ lies das Bett absinken, der Knopf „nach unten“ lies es nach oben gleiten. Da stimmte was nicht.

Nun, ich nahm mir vor, am Abend einen Reset der Elektronik vorzunehmen. Gesagt, getan, doch leider tat sich danach am Bett gar nichts mehr. Was immer wir auch versuchten, das Bett blieb unter der Decke hängen. Nun war guter Rat teuer. Es blieb uns einzig die Möglichkeit, die Matratze vom Bett zu bekommen und unser Lager auf den Sitzbänken und dem Tisch zu richten. Für mich war die Tour fast gelaufen, doch Beate meinte nur „ich fahre doch jetzt nicht zurück“. Viele andere Frauen hätten vielleicht gehadert und gejammert, nicht jedoch Beate. „Irgendwie wird es schon gehen“, meinte sie. Also löste ich die beiden vorderen Haltegurte des Bettes, damit man es etwas nach unten kippen konnte und so mit Mühe und Kraft die Matratze herunter brachte.

Das neue Lager wurde gerichtet, Kissen hierhin gestopft, Polster dorthin darunter geschoben. Bald zwei Stunden haben wir insgesamt geschuftet, dann konnten wir uns auf unser neues und für den Rest der Reise zu nutzendes Lager betten. Wieder einmal eine tolle gemeinschaftliche Lösung eines doch ziemlich heiklen Problems.

Östersund, die angeblich schönste Stadt Schweden

Ein Reiseprospekt preist Östersund als Stadt mit einem „lebendigen Kern mit pittoresken engen Gassen und schmucken Holzhäusern“. Das mussten wir uns anschauen. Das Wetter hatte sich verändert, grauer Himmel, fünf Grad Wärme, Tauwetter, alles schmuddelig. Somit konnten wir der Stadt nichts abgewinnen, liefen durch viele Straßen, konnten aber keine „pittoresken Gassen“ und auch keinen „lebendigen Stadtkern“ finden. Soviel zu Reisebeschreibungen.

Gestern hatte ich Beate vorgeschlagen, zum ca. eine Stunde entfernten größten Wasserfalls Schwedens, den Tannfors zu fahren, der im Winter mit seinem vereisten Wasser fantastisch aussehen soll. Also brachen wir dahin auf, allerdings fing es an zu regnen und das Tauwetter ließ alles sehr schmutzig aussehen. Ich machte mir Gedanken, ob sich der Weg von weit über 100 Kilometer, die wir auch wieder zurück fahren mussten, lohnen würde angesichts der hohen Temperaturen. Wenn kein Eis mehr da wäre, wäre es ein normaler Wasserfall wie wir schon viele gesehen haben. Nach ca. 30 Kilometern fragte dann Beate, ob es auch wirklich Sinn machen würde, diese lange Strecke zu fahren. Da ich denselben Gedanken gehabt hatte, drehten wir um und nahmen die Straße nach Storuman, unserem heutigen Etappenziel, unter die Räder.

Östersund
Östersund
Östersund
Östersund
Schweden

Waldeinsamkeit

Allmählich besserte sich das Wetter, die Wolken gaben blauen Himmel und ein paar Sonnenstrahlen frei. Auch wurde es ein wenig kälter, nunmehr nur noch vier Grad über Null. Damit war die Straße dann auch mehr vereist und es rumpelte manches mal wie auf den Rüttelstrecken im Balkan.

Dies Straße verlief oft lange schnurgerade, dann wieder ein Kreisverkehr und Geschwindigkeitsreduktion. Tempomat rein und mit knapp 90 km/h immer weiter gen Norden.

Schweden

Drei Städtchen passierten wir, in einem wurde getankt, im anderen sahen wir vom Fahrzeug aus eine kleine, aus Eisblöcken gebaute Kirche. Das mussten wir uns näher ansehen. Hier fand gerade ein kleines Winterfestival statt und im Fremdenverkehrsbüro erfuhren wir, dass in der Eiskirche am Samstag eine Hochzeit stattfinden soll. Ich meinte nur, „hoffentlich wird es nochmal wieder kalt, sonst ist die Kirche bis Samstag dahin“.

Eiskirche

Auf den letzten Kilometern bis Storuman wurde es dann schon dämmrig, erst viertel nach vier, doch die Dämmerungsphase dauert hier viel länger als bei uns. Erst halb sechs, als wir unseren heutigen Übernachtungsplatz erreicht hatten, war es richtig dunkel.

Immer wieder kamen wir an noch weihnachtlich bunt beleuchteten Häusern vorbei und auch in einer Stadt war die Weihnachtsbeleuchtung noch nicht komplett abgebaut. Anscheinend haben die Leute hier oben noch nichts vom St. Knuts-Tag gehört, an dem die Weihnachtszeit vorbei ist und der am 13. Januar gefeiert wird. Aber schön sah es trotzdem aus.

Gefahrene Kilometer: 335 km

Landkarte: Krokom – Storuman