20. Tag, Samstag, 17.06.2023
Es geht nochmal zurück
Das berühmteste Bild der Bretagne, das wohl in allem Prospekten über diese Region zu sehen ist, ist das kleine Haus zwischen den Felsen. Durch Zufall las ich davon und schaute nach, wo es liegt. In der Gemeinde Plougrescant, und die hatten wir schon passiert. Also lautete der Beschluss, dass zu sehen ist ein Muss. Das bedeutete allerdings, dass wir nochmal ein Stück zurück fahren müssen.
Die Entfernungen sind in der Bretagne zwischen all den Sehenswürdigkeiten zum Glück nicht allzu groß, lediglich 35 Minuten Fahrt zeigte das Navi an. Doch zuvor hieß es, noch Wasser aufzufüllen. Direkt an unserem Stellplatz gab es zwar eine Entsorgungsstation, doch da musste man fünf Euro berappen für 15 Minuten Wasser und eine Stunde Strom. Die Frage ist nun, was mache ich mit einer Stunde Strom? Zumal man dann hätte direkt an der Entsorgungsstation stehen müssen. Guter Gedanke, schlecht bis gar nicht umsetzbar.
Aber mindestens Abwasser und Klo konnten wir entsorgen, die fünf Euro wollte ich mir sparen, weil Strom brauchten wir ja nicht. Nun hieß es, woanders Wasser zu fassen, doch wo wir auch hinkamen, überall hätte man für mindestens 24 Stunden Campinggebühren zahlen müssen, nur um Wasser aufzufüllen. Irgendwie frustrierend, Beate und ich gerieten hierbei in eine kleine Auseinandersetzung, bis wir uns dann einigten, irgendwann werden wir schon Wasser kriegen.
Das Haus zwischen den Felsen
Über viele kleine, enge, kurvige Straßen ging es bis nach Plougrescant. Beate haderte schon, weil immer wenn sie am Steuer sitzt, die Straßen eng und fast nicht befahrbar sind. Doch so ist das in der Bretagne, hier gibt es viele kleine und kleinste Ortschaften und früher hatte man keine großen Autos, deshalb sind die Straßen eng.
Wir erreichten den Parkplatz und gingen dann zu Fuß weiter. Eine tolle, felsige Landschaft eröffnete sich vor uns, und da – mal wieder – Ebbe war, sah man die Felsen noch besser. Auch das berühmte Haus leuchtete in der Sonne und war Objekt vieler Fotografen.
Wir kletterten auf die umliegenden Felsen und bestaunten die Landschaft. Einfach grandios, ich hatte manchmal den Eindruck, das Monument Valley in Arizona in der Ferne zu sehen. Zum Glück hatten wir heute bei herrlichem Sonnenschein keinen Nebel über der Küste, sodass wir alles ungestört bewundern konnten. Unsere einhellige Meinung: der Weg hat sich gelohnt und Zeit dazu haben wir allemal.
Endlich Wasser
Nach diesem eindrucksvollen, sehr lohnenswerten Besuch ging es nun wieder westwärts. Als nächstes Ziel hatte ich die Stadt Morlaix ausgewählt, erstens sollte es da Wasser geben und zweitens gibt es in so einer größeren Stadt einen Supermarkt, um unsere Einkäufe zu erledigen.
Es ging wieder über viele kleine Straßen, und die sind hier fast genauso schlecht wie im Balkan, der Wagen wurde durchgerüttelt und geschüttelt, das man Angst um alle zerbrechlichen Sachen haben musste. Absolut nervig auch hier die ständigen Fahrbahnerhöhungen bei Fußgängerüberwegen, die zur Reduzierung der Geschwindigkeit innerorts führen sollen. An die Kreiselitis ist man ja gewöhnt, aber diese Straßenbuckel……Zum Glück gibt es das bei uns in Deutschland so nicht.
Was auf Frankreichs Landstraßen auffällt ist, dass es hier so gut wie keinen LKW – Schwerverkehr gibt. Man muss hier nicht ständig hinter irgendwelchen LKW hinterherfahren oder sie überholen, sie existieren nicht.
In Morlaix fuhren wir dann einen Parkplatz an, auf dem neben Wohnmobilen, die hier kostenlos parken können, auch eine gratis Ent- und Versorgungsstation steht. Die ist allerdings auch nur gut gemeint, und das Gegenteil von gut ist ja bekanntlich gut gemeint.
Um Wasser zu zapften braucht man einen Gardena Wasserdieb (der heißt tatsächlich so) und muss ständig auf einen Knopf drücken, damit mit wenig Druck ein Rinnsal Wasser in den Tank fließt. Mindestens zwanzig Minuten haben wir gebraucht, um unseren halbvollen Wassertank wieder zu füllen. Aber man soll nicht meckern, freuen wir uns, das es noch Gemeinden gibt, die die Wohnmobilfahrer nicht bloß abzocken wollen sondern ein Herz für sie beweisen.
Im Einkaufsparadies
Der E.Leclerc – Supermarkt in Morlaix war ein absolutes Feinschmecker-, Bier- und Einkaufsparadies. Schon kurz nach dem Eingang belgisches und französisches Bier in Massen, soviel kann man gar nicht einkaufen, wie es hier Sorten gibt. Ich musste die Augen verschließen und durch, nur ein Sixpack und zwein Flaschen landeten im Einkaufswagen, die hier übrigens besonders groß sind. Dann Fleischwaren, Grillgut, Käse, alles dermaßen im Überfluss und so lecker, dass man sich zwingen muss, nicht den ganzen großen Einkaufswagen zu füllen. Beate war von all dem Warenangebot total überfordert. Also möglichst schnell wieder raus hier.
Kultur in der Bretagne
Bevor wir unseren abendlichen Stellplatz anfuhren, war noch ein Besuch in St. Thegonnec angesagt. Hier war ich Ende der siebziger Jahre schon mal mit meinen Eltern und die Sehenswürdigkeit hier ist ein sog. Kalvarienberg neben der Kirche. Dies ist eine Besonderheit in der Bretagne. Auf den Kalvarienberg wird die Geschichte der Verurteilung und Kreuzigung Jesu in bildlicher Form anhand von Steinfiguren dargestellt, erschaffen zu einer Zeit, wo die meisten Menschen noch nicht lesen konnten und ihnen auf diese Weise die biblische Geschichte nahe gebracht wurde. Der Kalvarienberg von St. Thegonnec gehört zu einem der herausragendesten Darstellungen in der Bretagne.
Stellplatzsuche
Nach diesem kulturellen Highlight am Abend ging es auf Stellplatzsuche. Der erste Platz auf einer Wiese recht einsam gelegen war nicht schlecht, nur stank es fürchterlich durch eine nahegelegene Schweinezucht. Der zweite angefahrene Platz war zu uneben und bei Flut möglicherweise überschwemmt, sodass wir einen dritten anfuhren, der sich als sehr geeignet erwies.
Hier genossen wir die Abendsonne bei einer gegrillten Mahlzeit mit gutem französischen Weißwein.
Gefahrene Kilometer: 166 km