Achter Tag, Mittwoch, 11.08.2021
Schon eine Woche unterwegs.
Der Stellplatz in Belgrad wurde auf „Park4Night“ als recht laut beschrieben, da an einer viel befahrenen Hauptstraße gelegen. In der Nacht sollte es aber ruhiger sein, bis auf ständig bellende herrenlose Hunde. Nun, die Beschreibung war zutreffend bis auf das Hundegebell, derartiges nahmen wir nächtens nicht war. Vor allem Lastwagen sorgten für eine ziemliche Lärmkulisse.
Ich habe ja einen körperlichen Nachteil, der mir in solchen Situationen aber zum Vorteil gereicht: auf dem rechten Ohr höre ich schwer, sodass ich mich einfach auf die linke Seite drehe und Ruhe ist.
Die Nacht war auch weniger heiß als die letzten Nächte, der Schweißverlust war weniger groß.
Halb sieben konnte Beate ob des zunehmenden Lärms nicht mehr schlafen. Ich drehte mich erneut um und fiel tatsächlich nochmal in einem „traumhaften“ Schlaf.
Die Morgentoilette begann mit einer Dusche, dann gab es Frühstück und anschließend hatte Beate jede Menge zu tun mit der Bearbeitung der Fotos und dem Einstellen des Textes in unseren Reiseblog.
Als das erledigt war, machten wir uns gegen halb zwölf auf in die Stadt, erneut mit dem „Gratisbus“. Heute galt es, Belgrad zu besichtigen. Zunächst wollte ich die Tourist Information aufsuchen um evtl. eine Stadtrundfahrt zu buchen und Busfahrkarten zu kaufen, damit wir nicht immer gratis fahren müssen. Die Suche gestaltete sich umfangreich und schwierig und am Ende erfolglos. Beate verlor langsam die Lust, eineinhalb Stunden hin und her zu „dackeln“ um diese „blöde“ Touristeninformation zu suchen. Und wenn Beate signalisiert, bald sei Schluss mit ihrer Contenance, muss ich vorsichtig sein.
Schließlich kam sie auf die Idee, vielleicht im Hotel Moskva mal nachzufragen, wo man eine Stadtrundfahrt buchen kann. Hotels wissen so was für ihre Gäste.
Leider gab es eine Negativauskunft, wegen Corona gibt es keine Stadtrundfahrten und keine Tourist Information. Eineinhalb Stunden bei 35 Grad umsonst gedackelt. Schon seltsam, die Stadtbusse sind vollgestopft mit Fahrgästen aber Stadtrundfahrtbusse, die eigentlich nie vollbesetzt sind, dürfen nicht unterwegs sein. Kurioses gibt es also auch in Serbien.
So tranken wir dann erst einmal einen Kaffee in Belgrads nobelstem Hotel, beim Preis für einen Cappucino und einen großen Espresso erstaunten wir allerdings – umgerechnet 4,80€.
An der Hotelrezeption hatte ich mir einen Stadtplan geben lassen, auf dem auch Werbung für abendliche Bootstouren auf Save und Donau angeboten wurden, 1,5 Stunden für umgerechnet 12,50€. Also schnell gebucht, man will ja was erleben.
Nach der Kaffeestärkung hieß es, das erste Ziel in Belgrad anzusteuern, die riesige orthodoxe Kirche Sveti Sava. Ich wollte Beate nicht zumuten, in der Hitze dorthin zu laufen, also nahmen wir den Bus. Wir signalisiertem dem Fahrer wieder unsere Zahlungsbereitschaft, er aber winkte uns nach hinten durch. Ok, fahren wir wieder gratis. Vielleicht ist das auch serbische Gastfreundschaft.
Der Dom Sveti Sava (Heiliger Sava) ist ein gigantisches Gebäude, an dem immer noch herum gebaut wird. Bei meinem ersten dienstlichen Besuch in Belgrad vor mindestens sieben Jahren wurde im Inneren noch gewerkelt, jetzt war das zumindest fertig. Eine solche Größe, eine solche Pracht an Decken- und Gewölbedekoration, alles aus kleinen goldenen und bunten Mosaiksteinchen zusammengesetzt hatten wir noch nicht gesehen. Es ging hinunter in die Krypta, auch hier unglaubliche Schönheit, schier nicht zu beschreiben.
Überall in der Kirche stehen verteilt Pulte, auf denen Ikonen befestigt sind, Heiligenbilder, die von den Gläubigen verehrt werden. Sie küssen die Glasscheibe über der Ikone und werfen dann in den Schlitz daneben ihre Opfergaben. Schon in Zeiten ohne Corona fand ich diese Praxis bedenklich, jetzt in Coronazeiten eigentlich unmöglich, aber der Glaube ist wohl stärker als Corona. Im Schräglich sieht man auf den Glasscheiben zahlreiche Lippenabdrücke, der nächste schmatzt wieder drauf. Hygienisch ist das wohl nicht.
Weiter ging es durch die Hitze der Straßen vorbei am Nikola Tesla Museum. Ich hatte Beate den Stadtplan und die Führung überlassen, Jetzt sind wir wenigstens keine Umwege mehr gelaufen, weil stadtplanlesen kann sie besser als ich.
Dann weiter in den Trasmajdanpark zur zweitgrößten orthodoxen Kirche in Belgrad, der aus den 30er Jahren stammenden Markuskirche.
Vorher jedoch mussten wir erstmal ausruhen bei einem kühlen Bier und etwas Fingerfood.
Die Markuskirche es weniger schmuckvoll aber auch imposant.
Allmählich mussten wir uns auf den Weg machen zum Treffpunkt für die Schiffstour im Kalemegdanpark. Ich hatte als Treffzeit 19:00 Uhr genannt bekommen, als wir aber im Park waren, wurde uns an einem Infostand 18:30 Uhr genannt. Also hatte ich nur noch eine halbe Stunde Zeit, die im Festungsgraben ausgestellten deutschen, amerikanischen, italienischen und polnischen Militärfahrzeuge anzuschauen, Exponate des belgrader Militärmuseums.
Um halb sieben ging es dann in der Gruppe der Seefahrer durch den Park hinunter zum Schiffsanleger in der Save. Die Sonne brannte unbarmherzig auf uns herab, fast nicht mehr zum Aushalten. Das Ausflugsboot hatte leider kein Freideck, nur überdachte Decks, allerdings mit großen Schiebefenstern. Doch bis es endlich losging, schwitzten wir wie in der Sauna.
Die Fahrt ging die Sava abwärts hinein in die Donau, die hier schon riesige Ausmaße hat – denk ich an die Donau in Stetten, bin ich um die Fassung gebracht. (frei nach Heinrich Heine)
Das Schiff drehte und fuhr im Abendsonnenschein die Save aufwärts unter vielen Brücken hindurch, bis eine erneute Kehrtwendung erfolgte und der Anleger nach eineinhalb Stunden wieder erreicht war. Inzwischen war stockdunkle Nacht hereingebrochen, aber die beleuchteten Brücken und Häuser Belgrads zauberten eine beeindruckende Szenerie.
Wir bewegten uns zur nächsten Bushaltestelle, stiegen in unseren Gratisbus ein und fuhren diesmal präzise zur richtigen Haltestelle gegenüber unserem Stellplatz. Hier waren über Tag drei weitere Wohnmobile angekommen.
Noch etwas saßen wir zusammen, genossen den roten Bermet und gingen dann gegen 23:00 Uhr in unser rollendes Heim.
Gefahrene Kilometer: 0
Gelaufene Kilometer: ca. 15
