Achter Tag, Donnerstag, 19.05.2022
In der Nähe unseres Übernachtungsplatzes in Sichtweite lagen die Boulby Cliffs, die höchste Steilküste Englands. Ich hatte daheim schon die Routenbeschreibung einer Wandertour ausgedruckt, doch da wir unsere neuen e-bikes dabei haben, kam nur eine Fahrradtour infrage.
Die vergangene Nacht hatte es ordentlich gestürmt, das Wohnmobil wurde ein ums andere Mal heftig durchgerüttelt, doch blieb es trocken und am morgen sogar etwas sonnig. Leider war es nicht warm genug, um draußen zu frühstücken, am Meer geht halt immer etwas Wind. Zudem zog sich der Himmel langsam zu.
Dennoch starteten wir um 11:15 Uhr zu unserer Radtour, zunächst ging es gute Wege entlang, doch bald schon wurden daraus nur enge Trampelpfade. Dann kam ein Weidezaun mit Tor, das aber nur so zu öffnen war, dass ein Mensch hindurch konnte, kein Fahrrad. Also mussten wir die schweren Räder über den Zaun heben, um weiter zu kommen. Zwei Frauen kamen uns entgegen, die wohl meinten, der Weg sei nicht so gut für Fahrräder geeignet, da noch mehrere solcher Tore kommen würden und der Weg sehr eng an der Steilküste verlaufe. Nun, wir sind wagemutig und weiter ging es. Grandiose Landschaft mit der rechter Hand steil ins Meer abfallender Sandsteinküste, unten auf dem Wasser kleine Spielzeugboote. Dann bog der Weg links ab und steil hinauf. Zum Glück haben solche e-bikes auch einen „Gehen-Modus“, der das Schieben unterstützt, sonst hätten wir die Räder nicht den steilen, unebenen Weg hinauf bekommen.
Bald schon wurde der Weg wieder flacher, doch das nächste Tor kam. Wieder derselbe Kraftakt, doch gemeinsam lässt sich das gut bewältigen. Dann endlich der höchste Punkt der Klippen und die höchste Klippe Englands. Oft mussten wir das Rad schieben, oft aber konnten wir auch fahren. Gut, dass wir mehr Geld in die Hand genommen und uns geländetaugliche Räder gekauft haben. Meine kopierte Karte mit der Wegbeschreibung war nicht sehr gut und ich wusste bald nicht mehr, wo genau wir waren. Aber die Engländer sind sehr freundlich und hilfsbereit, und so holte ein entgegen kommender Wanderer seine ganzen Karten und Wanderführer heraus, um uns zu zeigen, wo wir waren und wie wir weiter konnten. Irgendwann bogen wir dann von der Küste Richtung Inland ab, immer entlang schmaler und holpriger Wanderpfade. Bei einem Gehöft hielten wir an, um uns erneut zu orientieren. Ein in der Nähe auf einer Leiter stehender Arbeiter rief uns zu, ich ging zu ihm hin und fragte nach dem weiteren Weg, den er mir wies.
Wieder waren einige Tore zu überwinden, immer mussten die Fahrräder über den Zaun gehievt werden. Endlich dann erreichten wir die Straße und konnten etwas besser vorankommen, doch bald schon mussten wir wieder abbiegen ins Feld. Hier dann keine Hindernisse mehr, es ging durch ein urwaldpark- ähnliches schönes Waldstück bis zu einem letzten Tor, dieses aber richtig hoch. Rechts und links alles säuberlich abgesperrt, damit nur Fußgänger hier passieren können. Doch mit vereinten Kräften schafften wir es, die Räder über dieses hohe Tor zu heben.
Der Rest des Weges zurück zum Parkplatz war dann angenehm leicht.
Kaum hatten wir das Wohnmobil erreicht, kam die Sonne heraus. Schnell waren die Räder wieder verstaut und es konnte weiter gehen. Nächstes Ziel war das schöne Städtchen Durham südlich von Middlesborough. Für eineinhalb Stunden hielten wir hier, machten einen Bummel zur riesigen Kathedrale und durch die Gassen der Altstadt. Dann ging es weiter Richtung Norden, immer bei blauem Himmel und Sonnenschein. Da hat England uns schon mal freundlich begrüßt.
Irgendwann dann beschlossen wir, einen Platz für die Nacht zu suchen. Park4Night gab eine sehr gute Empfehlung in dem kleinen Örtchen Corbridge ab, ein Restaurant mit gutem Essen und Bier, auf dessen Parkplatz man auch über Nacht stehen darf. Also drehten wir ein, parkten und gingen ins Restaurant. Ganz unkompliziert und höflich wurden wir bedient, natürlich können wir über Nacht bleiben. Bei soviel Freundlichkeit fiel es uns nicht schwer, dort zu Abend zu essen und das gute englische Bier zu genießen.
Der zweite Tag in England und der achte Reisetag neigten sich dem Ende.
Gefahrene Kilometer: Fahrrad 14,7 km
Wohnmobil: 131 km