Fünfundzwanzigster Tag, Mittwoch, 13.03.2024
Es geht zurück auf der Passstraße
Heute wieder wunderschönes Wetter, da macht es Spaß, Sardiniens herrliche Natur zu entdecken. Auf unserem Parkplatz hatten wir ruhig und gut gestanden und brachen um 10:00 Uhr auf hinaus aus Baunei und zurück Richtung des hohen Passes Ghenna Silana.
Von dort aus wollten wir unsere heutige Wanderung starten. Heute fuhr Beate und ich konnte die im Sonnenlicht strahlende Bergwelt genießen.
Hinunter zur Schlucht
Die Schlucht Gola Gorropu ist eine der mächtigsten Schluchten in Europa und nur zu Fuß erreichbar. Von der Passhöhe ging es zunächst in seichtem Gefälle auf gutem Wanderweg hinunter, heute nicht nur durch Wald, sondern häufig mit freier Sicht auf die umliegenden Berge. Wir waren zufrieden, war dieser Weg doch leichter zu bewältigen als der gestrige. Da werden wir sicher weniger Schwierigkeiten bergauf auf dem Rückweg haben.
Doch nach ca. drei viertel des Weges ging es dann ziemlich steil hinunter. Ich sah tief unten im Tal den Fluss, der auch durch die Schlucht fließt. Der Weg wurde nun sehr steinig, steil und schwierig. In vielen Kehren ging es hinunter und ich dachte immer an den Rückweg und mögliche Schwierigkeiten, die wir haben könnten, so steil wieder hoch zu steigen.
Ich hatte allerdings gelesen, dass es einen Fahrservice mit Geländewagen wieder hoch zum Pass gibt, nachdem man nochmal 2,8 Kilometer Fußmarsch zurück gelegt hat. Nun wusste ich nicht genau, ob dieser Service auch jetzt schon außerhalb der Saison angeboten wird. Wir beide hofften es.
Der Weg nach unten nahm kein Ende, immer noch eine Kehre und noch eine. Dann ein Schild „Gorropu fünf Minuten“. Nun konnte es nicht mehr weit sein und siehe da, zwischen großen Felsen ein kleines Zelt, wo ein Eintrittsobolus entrichtet werden musste.
Über Felsen tief in die Schlucht hinein
Erleichtert waren wir, als der junge Mann im kleinen Zelt uns sagte, dass dieser Rückfahrservice auch heute möglich ist, gegen halb vier müssten wir dann am Zelt zurück sein. Zwar waren dafür 18,-€ pro Person zu entrichten, aber das war es wert, den steilen und langen Weg nochmal hoch wäre für uns doch sehr sehr anstrengend gewesen.
Dann ging es hinein in die Schlucht. Über große Felsen musste man immer wieder Klettern, sich seinen Weg suchen. Hier gibt es zum Glück keinen hergerichteten, geebneten Weg, den Hinz und Kunz gehen kann, hier ist die Natur noch ursprünglich und nur für die zu begehen, die es schaffen können.
Durch eine enge Felsspalte hindurch mussten wir uns zwängen, um immer tiefer in die Schlucht einzudringen. Überwältigend waren die Ansichten, riesige Felsen in einer engen Schlucht mit steil aufragenden Felswänden. Der Mensch zwischen den Felsen und am Boden der Schlucht so winzig und unscheinbar.
Wir arbeiteten uns weiter vor. Die Schlucht ist in drei Teile unterteilt, einen grünen, leichteren Teil, einen gelben, schwereren und einen roten, der nur mit Klettersteigausrüstung und Führer zu begehen ist.
Bis zum roten Teil sind es 500 Meter, doch wir brauchten dafür einschließlich der vielen Fotos und der immer wieder andächtigen Pausen, die uns die Größe und Gewalt der Natur klar werden ließen, knapp eine Stunde. Dort, wo der rote Teil der Schlucht beginnt, war tatsächlich kein Weiterkommen mehr, keiner der herumliegenden Felsen konnte von mir überklettert werden. Hier machten wir Pause.
Auf zum Jeep Transfer
Nach weiteren 40 Minuten Rückweg für 500 Meter waren wir am Eingangszelt und gingen von dort auf leichterem Weg nochmal 2,8 Kilometer zu dem Platz, wo der Geländewagen für die Rückfahrt geparkt war. Kaum hatten wir diesen erreicht, kam auch schon der junge Mann vom Kassenzelt, er muss diesen Weg jeden Tag zweimal laufen und ist natürlich entsprechend flott.
Die Fahrt mit dem Landrover ging über eine ziemliche Holperstrecke sicher fast acht Kilometer, dann war die hoch oben liegende Passstraße wieder erreicht. Dann nochmal ein langes Stück Fahrt bis zum Parklatz unseres Wohnmobils.
Sehr glücklich waren wir, heute wieder so eine fantastische Tour bei herrlichstem Wetter gemacht zu haben. Anstrengend zwar, aber durch den Fahrzeugrücktransport sehr genussvoll. Ein Rückweg zu Fuß nach der Kletterei in der Schlucht wäre unzumutbar gewesen.
Letzte Etappe Schlafplatz
Nun galt es noch, einen Übernachtungsplatz zu finden. Zwar hätten wir oben am Pass stehen bleiben können, aber es war noch nicht so spät und wir konnten noch etwas fahren. Unser nächstes Ziel sollte eine Grotte sein und in deren Nähe wollten wir die Nacht verbringen.
Zunächst ging es die Passstraße hinunter, dann schwenkten wir ein Richtung Küste und dann wieder eine abenteuerliche und eigentlich für Wohnmobile verbotene Straße wieder hinauf. Doch wen stören in Italien schon Verbote, noch dazu zu dieser Zeit? Beate war zwar etwas unruhig und wäre am liebsten wieder umgekehrt, doch ich trieb sie weiter.
Schließlich erreichten wir kurz vorm Dunkelwerden den anvisierten Platz in völliger Ruhe neben einem noch geschlossenem Hotel. Hier ließ es sich gut die Nacht nach einem solchen herrlichen Tag verbringen.
Gefahrene Kilometer: 62 km