Vierzehnter Tag, Samstag, 02.03.2024
Vom Capo Cacchia zum Torre della Pegna
Ich hatte es gehofft, die Wettervorhersage hatte es angesagt, heute schönes Sonnenwetter. Früh schon helles Licht, das durch unsere Fenster drang, der Himmel wolkenlos. Es wird ein schöner Tag. Der Plan für heute stand auch schon, Fahrt zum Capo Caccia mit Wanderung und falls möglich, Besuch der Neptungrotte.
Zunächst hieß es jedoch Frischwasser auffüllen. Hier bot sich ein Frischwasserbrunnen in einer kleinen Ortschaft an. Derartige öffentliche Brunnen gibt es auf Sardinien zu Hauff, an Wassermangel werden wir nicht leiden.
Der Wasserdruck dieses Brunnens war allerdings sehr bescheiden, sodass es lange dauerte, bis wir den Tank wieder gefüllt hatten. In der Zwischenzeit konnte ich einen computerisierten Abfallautomaten bewundern, wie er wohl häufiger in sardischen Gemeinden steht.
Ein riesiger Container mit vielen verschiedenen Einwurföffnungen für Pappe, Plastik, Metall, Glas und Restmüll. Um ihn zu nutzen muss man seine Gesundheitskarte, die wohl fast jeder Italiener hat, vor einen Scanner halten, dann werden die Daten eingelesen und man kann per Knopfdruck die entsprechende Klappe öffnen und den dafür vorgesehenen Müll einwerfen. An dem Container ist aber auch noch eine Videokamera angebracht, die genau beobachtet, ob man auch den richtigen Müll in die richtige Klappe wirft. Überwachung total. Bei uns würde der Datenschutz sofort „Skandal, Skandal“ rufen.
Durch urwaldähnliches Buschwerk hinauf
Das Capo Caccia liegt auf einer engen nach Süden gerichteten Landzunge, an deren Ende auf einer hohe Klippe ein Leuchtturm thront. Sehenswert dort ist außerdem die Neptungrotte, die nur über das Wasser erreicht werden kann. Die Grotte war allerdings, wie zu dieser Zeit Vieles, noch geschlossen. War aber egal, wir wollten das Wetter für eine schöne Wanderung entlang der Steilküste nutzen.
Zunächst ging es eine Straße hinauf, dann bogen wir kurz vor einem militärischen Sperrgebiet in die niedere Vegetation ab. Hier wurde es dann recht schwierig, den richtigen Weg zu finden, der war nämlich hier nicht besonders als Wanderweg gekennzeichnet. Nur anhand der Wegführung auf Komoot konnten wir uns orientieren.
Es ging über kleinere Felsbrocken und zwischen niederen Hecken durch, oft war der Weg kaum erkennbar. Steil herab ging es zu einem Parkplatz und von dort aus wieder durch niedriges, urwaldähnliches Buschwerk entlang der Steilküste nach oben. Ein riesiges Stück Weg lag noch vor uns. Immer wieder mussten wir den Weg neu suchen, verschiedene, braun gefärbte Pfade führten durch dieses unwegsame Gelände. Der Weg war nur sehr schwach durch kleine blaue Punkte gekennzeichnet, die man aber oft nicht sah und so einer anderen Spur folgte. Öfter kamen wir nicht weiter, mussten umdrehen und woanders laufen. Ohne den Wegverlauf auf Komoot hätten wir uns gar nicht zurecht gefunden, obwohl wir ja das Ziel immer sehen konnten.
Torre della Pegna
Wir erreichten die Kante der Steilküste, von dort aus ging es ebener hin, der Weg oft besser zu sehen. Dann erneut aufsteigen, diesmal mehr klettern als wandern. Über dicke Steinbrocken ging es aufwärts, eine anstrengende Kletterei. Immer wieder kontrollierten wir den Weg auf dem Smartphone. Irgendwann dann sah ich hoch über dem Meer den Turm, einen Stumpf nur, aber von dort hatte man einen fantastischen Ausblick auf die nördlich gelegene Steilküste und die vorgelagerten Felsen. Die Anstrengungen hatten sich gelohnt.
Der lange Weg zurück
Doch nun mussten wir den Rückweg antreten, vor allem, wenn wir unten waren, noch ein langes Stück Straße laufen bis zurück zum Auto.
Zunächst ging es fast die Fallline hinunter, oft über große Felsbrocken und schräge Felsplatten. Nur gut, dass es sich um sehr griffigen Kalkstein handelte, sonst wären wir gar nicht über diese Felsen gekommen. Der Weg bzw. die Abstiegsmöglichkeit war hier recht gut durch farbig markierte Holzpflöcke gekennzeichnet, ein Verlaufen schwer möglich.
Aber wir mussten ohnehin dieses steile Felsenband hinunter. Endlich wurde der Weg besser, wir hatten nach einer Stunde Kletterei den unteren Weg erreicht, konnten nun bequem weiter. Plötzlich ein geschlossenes Tor, doch das Smartphone wies einen anderen Weg aus, der uns aber noch weiter vom Auto wegführte. Als es nun hieß, rechts abzubiegen, war auch hier ein geschlossenes Tor und kein Weiterkommen. Geradeaus weiter ging auch nicht, da dort ein Sperrschild stand. Was nun? Also kurzerhand den nicht allzu hohen Zaun überklettert, schon waren wir wieder auf dem richtigen Weg.
Der führte zur Hauptstraße, auf der wir heute morgen gekommen waren. Nun hieß es, vier Kilometer Straße unter unsere Füße zu bringen und den langen Weg zum Auto zurück zu legen. Wir konnten den Straßenverlauf vor uns sehen und wussten immer, wie furchtbar weit es noch war. Aber was blieb uns übrig. Zwar dachte ich mal, evtl. zu versuchen, ein Auto anzuhalten, tat es dann aber doch nicht.
Endlich zurück
Nach über sechseinhalb Stunden und fast 11 Kilometern über zum Teil schwere Wegstrecke waren wir wieder am Wohnmobil zurück. Wir beschlossen, nicht viel weiter zu fahren, nur ein Stück auf den unterhalb liegenden Panoramaparkplatz und dort die Nacht zu verbringen. Der Bierdurst war gewaltig.
Auf diesem Parkplatz darf man offiziell zwar von 22:00 bis 06:00 Uhr nicht stehen, aber wen juckt es Anfang März.
Viele PKW standen noch hier, mehrheitlich besetzt mit jungen Pärchen, die sich etwas oberhalb an die Steilküste setzten und dort den Sonnenuntergang in romantischer Zweisamkeit genossen.
Doch sehr schnell nach Einbruch der Dämmerung waren alle Autos verschwunden und wir standen allein, nur ein VW-Bus aus Wien war mit uns hier.
Ein wunderschöner und anstrengender Tag war beendet.
Das Bier schmeckte herrlich.
Gefahrene Kilometer: 59,1 km
Alle Achtung, 11 km über z.T. schwieriges Gelände, dagegen ist es von Stetten nach Mühlheim und zurück ja nix 🥳
Der Müllautomat mit Überwachungskamera ist interessant 🧐 Muss noch drüber nachdenken, ob ich’s gut finde. Ihr konntet ja ohne Karte nicht dort entsorgen 🤨