13. Tag, Samstag, 10.06.2023
Die Nacht war ruhig, es ging kein Wind und auch das tief unter uns liegende Meer rauschte nicht. Irgendwann dann mal Regentropfen aufs Dach, doch nur kurz und nicht heftig. Der Morgenhimmel dann zwar grau aber aufgelockert, furchtbar schlechtes Wetter war nicht zu befürchten. Unser Stellplatz war so herrlich, vergleichbar mit den Wohnmobilreklamen in Zeitschriften und im Fernsehen, wo ein Wagen einfach so irgendwo in der Landschaft oder am Meer steht. Hier in der Normandie ist das möglich.
Nach dem vielen Käse nun mal Schinken
Wir hatten gerade gefrühstückt, ich erledigte den Abwasch, da sah ich ein Fahrzeug der Gendarmerie den Weg herunterkommen. Na, was wollen die wohl? Nichts. Sie wendeten ihren Wagen und fuhren wieder davon.
Die Hauptsehenswürdigkeiten der Normandie hatten wir „abgereist“, nur noch wenige Ziele standen auf dem Plan, so eine Räucherschinkenfabrik mit Verkauf in Lessay. Zunächst allerdings ging es noch kurz an einen schönen Sandstrand und dann über eine mehr im Inland liegende Route ins Städtchen Lessay. Wir wollten nicht immer nur entlang der Küste fahren, sondern auch etwas vom Landesinneren sehen. Doch hier sieht alles ziemlich gleich aus. Zusammenhängende Wälder gibt es nicht, nur Wiesen, Baum- und Heckenreihen, eine durch und durch kultivierte Landschaft.
Der Schinkenverkauf in Lessay war schnell gefunden, allerdings nichts Besonderes. Wir kauften etwas ein, dann ging es weiter. Hier muss man nicht gewesen sein. Da die Ver- und Entsorgung unseres Wohnmobils anstand, folgten wir Schildern zu einem Stellplatz. Hier hat die Gemeinde einen kostenfreien Platz für Wohnmobilisten eingerichtet mit allem, was man baucht. Sehr schön, einen großen Dank an die Stadt Lessay, daran könnten sich viele deutsche Gemeinden ein Beispiel nehmen anstatt Wohnmobilfahrer mit überhöhten Gebühren zu melken. Allerdings ist so etwas wie in Lessay auch nicht in ganz Frankreich anzutreffen.
Savoir vivre in Coutances
Während ich das Klo entleerte und Wasser auffüllte schaute Beate nach weiteren Zielen und fand heraus, dass die Stadt Coutances recht sehenswert ist und auch über eine mächtige Kathedrale verfügt. Also auf dorthin.
Es erübrigt sich zu erwähnen, dass auch Coutances in der Nacht vom 06. auf den 07. Juni 1944 von den „Befreiern“ fast vollständig zerstört wurde, nun aber wieder hübsch dasteht. Wir taten es den Franzosen gleich und setzten uns nach Besichtigung der mächtigen Kathedrale um die Mittagszeit in ein Café auf dem Rathausplatz und ließen es uns gut gehen. Die Sonne schien und es war ungewöhnlich schwülwarm.
Altes Gemäuer – viel zu teuer
Ich hatte noch etwas südöstlich von Coutances die Benediktinerabteiruine Hambye auf dem Plan, also schlugen wir diese Richtung ein. Auch hier nur maximal 30 Minuten Fahrt, dann waren wir dort. Leider verlangt man für die Besichtigung dieses alten, ruinierten Gemäuers sechs Euro pro Person Eintritt, etwas, was wir nicht einsehen und nicht bereit sind zu zahlen. Nur weil man ein aufwändiges Besucherzentrum davorgeschaltet hat mit Personal, das bezahlt werden muss und unnützem Zeug, das man an den Touristen bringen will, um ihm noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Sehen wir gar nicht ein, ein Foto über den Zaun gemacht reicht und weiter ging die Fahrt.
Zurück ans Meer
Letztes Ziel für heute war das Städtchen Granville, eine kleine Hafenstadt mit etwas über 12.000 Einwohnern. Hier wurde am 21.01.1905 der Modeschöpfer Christian Dior geboren und hier befindet sich auch ein Museum mit seinen Kreationen. Etwas außerhalb der Innenstadt am Pointe du Rock parkten wir den Wagen und gingen dann zu Fuß in die Stadt. Heute am Samstag war allerhand los, ein quirliges Städtchen mit vielen Gastronomiebetrieben und Geschäften, in einer Straße fast ausschließlich Kunstateliers.
Ein wenig schauten wir uns um, dann war es schon wieder Zeit, einen Übernachtungsplatz zu suchen und anzufahren. In der Stadt gibt es zwar auch einen Wohnmobilstellplatz, aber wir wollten lieber in der freien Natur für uns allein stehen. Bevor wir abfuhren schaute ich noch schnell am Aussichtspunkt Pointe du Rock vorbei. Auch hier wie schon so oft anderswo etliche Bunkerbauten, Geschützstellungen und andere massive Bauwerke. Viel zerstörter Beton lag herum, alle diese Bauwerke hatten letztendlich nichts genützt und sind nun ewige Zeugnisse einer vier Jahre dauernden Besetzung Frankreichs durch deutsche Soldaten.
Nicht weit von Granville entfernt fanden wir dann unseren heutigen Stellplatz, eine schöne Wiese mit Picknickbänken abseits des städtischen Trubels. Leider hatte es angefangen zu regnen, sodass wir das gestern gekaufte Hackfleisch nicht zu grillbaren Buletten verarbeiten konnten.
Gegessen wurde drinnen.
Gefahren 171 km