Arktische Temperaturen und eine üble Panne

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Zweiunddreißigster Tag, Donnerstag, 09.03.2023

Frostig, frostig – eine kalte Nacht und der Schreck am Morgen

Der Blick heute morgen auf das Thermometer zeigte erschreckende minus 28 Grad. So kalt hatten wir es bisher nirgends und es war die erste Nacht, in der Beate gefroren hatte. Auch im Innenraum hatten wir um fünf Uhr morgens minus drei Grad, unser Wasservorrat in Flaschen begann zu gefrieren. Also schon um fünf Uhr die Heizung angemacht, doch zweieinhalb Stunden später war es immer noch nicht kuschelig warm. Wir kommen an unsere Grenzen.

Norwegen
Ein schöner Stellplatz im Nirgendwo

Dann der große Schreck in der Morgenstunde. Noch bevor wir abfahrbereit waren und gefrühstückt hatten, steckte ich den Zündschlüssel ins Schloss, drehte und der Motor orgelte. Sprang nicht an, die Anzeige „Dieselfilter überprüfen“ auf dem Instrumentendisplay erschien. Was nun, weitere Versuche führten zu nichts und hätten auch nur die Batterie unnötig belastet. Diesel wird ja bei extrem niedrigen Temperaturen zähflüssig, daher tankt man im Winter speziellen Winterdiesel, der solche Temperaturen eigentlich aushalten müsste.

Wir machten uns fertig, frühstückten und überlegten, was zu tun sei. Warten, ob die strahlend aufgehende Sonne vielleicht irgendwann die Luft so erwärmt, dass der Wagen wieder startet oder den Automobilnotdienst rufen. Nun standen wir ja hier irgendwo einsam in der unbewohnten Gegend herum, direkt an der Europastraße 6 zwar, aber weit von größeren Ortschaften entfernt. Das wird ein langer Morgen.

Norwegen
Norwegen

Auch später, als die Temperaturen gestiegen waren, betätigte ich vergeblich den Anlasser. Hatte wohl schon zu viele Versuche unternommen, sodass die Batteriespannung im Keller war. Nun konnte uns nur noch die Pannenhilfe retten.

Versuche, die direkte Nummer der norwegischen Pannenhilfe zu wählen scheiterten. Also den ADAC in München angerufen, auch das gestaltete sich schwierig, ständig irgendwelche automatischen Ansagen und Nummerndrückerei. Dann endlich jemand menschliches am Apparat, doch der nicht zuständig, also weitervermittelt. Dann jemand, der sich der Sache annahm, allerdings wollte der erstmal alle möglichen Fahrzeugdaten, Länge, Breite, Höhe, Gewicht, Kennzeichen. Dabei sprang doch nur der Motor nicht an. Aber geduldig alles mitgeteilt und dann der Hoffnungsschimmer, er will jemanden schicken, könnte aber mindestens zwei Stunden dauern. Nun gut, Hauptsache wir kommen hier wieder weg.

Hilfe kommt

Zum Glück kam schon etwa eine Stunde später der rettende Engel. Leider ist es gar nicht so einfach, an die Starterbatterie in unserem Fahrzeug zu kommen, zunächst musste dazu der Beifahrersitz ausgebaut werden, was in der Kälte ziemlich mühsam war und auch nicht vollständig gelang. Dennoch konnte das Starthilfekabel angeschlossen werden, doch leider wollte der Motor trotzddem nicht anspringen. So lange wir auch warteten, dass sich die Batterie etwas mehr auflud, es tat sich nichts.

Nun sah ich unser Wohnmobil schon auf einem Abschleppwagen stehen und uns irgendwo im Ungewissen.

Jetzt gab es nur noch den Versuch, das Fahrzeug anzuschleppen. Und tatsächlich, nach kurzer Fahrt am Abschleppseil sprang der Motor an. Glücklich waren wir, konnte es jetzt doch weiter gehen. Neben dem Arbeitslohn überreichten wir dem Retter meine letzte Flasche Hirsch Weiße, schweren Herzens zwar, aber ohne ihn wären wir da nicht weggekommen.

Norwegen
Starthilfe geht nicht
Norwegen
Stefan wartet
Norwegen
Der Retter
Norwegen
Abschleppen

Auf nach Trondheim

Kurz nach 13:00 Uhr konnten wir dann endlich die noch über vier Stunden dauernde Fahrt nach Trondheim antreten. Eigentlich wollten wir schon gegen Mittag dort sein, nun waren wir froh überhaupt mal dort anzukommen.

Das Wetter war herrlich, die Landschaft allerdings wurde gewöhnlich. Nicht mehr so spektakulär wie die Tage zuvor, eher wie im Allgäu oder dem Voralpenland. Auch der Schnee an den Rändern wurde schmutziger und die bisher immer verschneite oder vereise Straße zeigte sich völlig frei. Somit konnte es dann auch flott voran gegen, wir verzichteten auf jeden Halt oder Umweg.

Halb sieben dann kamen wir in Trondheim an. Da wir am Abend in die Stadt wollten und auch wegen der knappen Wasservorräte beschlossen hatten, einen Stellplatz mit Service aufzusuchen, fuhren wir den einzigen brauchbaren Platz in Trondheim an, richteten das Fahrzeug für die Nacht und machten uns dann auf in die Altstadt zu einen kleinen, gemütlichen Restaurant in einem der am besten erhaltenen historischen Gebäude der Stadt. Hier kamen wir bei gutem Fischessen auch in ein nettes Gespräch mit einem am Nebentisch sitzenden Ehepaar aus Schweden.

Später dann noch der kurze Besuch in einem im Reiseführer besonders erwähnten Bierlokal, was sich allerdings als nicht allzu außergewöhnlich erwies. Derartige Pubs hatten wir zur Genüge in Schottland und Irland erlebt.

Zu Fuß ging es durch die verschneite Stadt zurück zum warmen Wohnmobil.

Ist dieser Tag doch noch gut zu Ende gegangen, hoffen wir, das die weitere Reise ohne negativen Vorkommnisse sein wird.

 

Gefahrene Kilometer: 300 km

Landkarte: Harran – Trondheim

Trondheim

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Ruth

    Siggi und ich hattet gestern nich gesagt, dass wir Von Euch nix gelesen hätte, jetzt ist klar warum. Ihr hattet andere Sorgen 😊 Gut, dass alles noch glimpflich abgegangen ist. Und wenn Ihr jetzt in etwas wärmeren Gefilden seid, ist das ja für die Batterieverfügbarkeit auch besser. Einen angenehmen Restfreitag noch 😻😘🙋🏻‍♀️

  2. Schmidt

    Oh je, ihr seid Helden.

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