Vierzigster Tag, Montag, 20.06.2022
So früh waren wir noch nie unterwegs. Fünf vor neun war alles erledigt und wir konnten los. Obwohl beim Aufwachen und dem Blick aus dem Fenster wieder Frust aufkam. Es hatte tatsächlich die ganze Nacht derartig gestürmt, dass wir immer wieder leicht durchgeschüttelt wurden. Und so ein Sturm verheißt eigentlich nichts Gutes, bläst er doch immer wieder Wolken vom Atlantik heran. Doch es bildeten sich Wolkenlücken und zu unserer Abfahrtszeit sah es dann doch schon sehr gut aus. Auf unserer Fahrt über eine ganz schmale Straße wurde der Himmel dann blauer und die Wolken verschwanden, so hatte ich mir den heutigen Tag vorgestellt. In der kleinen Siedlung Black Valley stellten wir das Wohnmobil ab und entluden unsere Fahrräder.
Nun hieß es, zunächst einmal eine ganz schöne Steigung hinauf auf den Scheitelpunkt der Straße zu bewältigen, danach ging es dann nur noch stetig bergab. Die Szenerie war einmalig schön, atemberaubende Berge rechts und links und eine malerische Landschaft voraus. Nicht umsonst gilt die Gap of Dunloe als eine der „must see“ – Attraktionen Irlands. Man kann die knapp 11 Kilometer lange Passstraße durch ein unglaublich schönes Gebiet zu Fuß durchwandern, mit dem Fahrrad oder dem Motorrad oder mit kleineren PKW durchfahren oder als Passagier auf einachsigen Pferdewagen erleben. Größere Fahrzeuge wie Lieferwagen oder Wohnmobile dürfen hier nicht unterwegs sein.
Am unteren Ende der Straße hält sich ein ganzes Heerlager von Pferdewagen mit ihren Kutschern auf, die auf zahlungskräftige Fahrgäste warten, um sie über die Passstraße zu kutschieren. Hier ist auch der große Parkplatz für Busse, die Touristen aus Killarney hierher karren.
Wir bewältigten die Strecke in knapp 45 Minuten und kehrten dann gepflegt in das „Coffee Pot Café“ ein, um einen Capuccino und ein Stück Kuchen bei herrlichem Sonnenschein zu genießen.
Viertel nach elf ging es zurück, die Straße steigt von hier aus langsam an, um dann am Scheitelpunkt wieder steil in Kehren herunter zu führen. Auf der Rückfahrt hatten wir des öfteren diese Pferdekutschen und Autos vor uns, die auf der engen Straße nur schwer zu überholen waren. Die Fahrt mit den e-bikes ging so leicht, trotz z.T. erheblicher Steigungen. Wir waren aber auch die einzigen e-bike-Fahrer, alle anderen Radler quälten sich mit normalen oder Rennrädern die Straße hinauf.
Nach Rückkehr zum Wohnmobil ging es nun zunächst die gleiche Straße zurück bis zu unserem Übernachtungsplatz und dann weiter Richtung Killarney. Unterwegs ein Aussichtshalt mit Blick über drei Seen. Kurz vor der Stadt noch ein Halt beim „Muckross House and Garden“, ein schönes Herrenhaus mit einem riesigen und sehr gepflegten Park. Der Rasen englisch kurz und herrliche Bäume und Pflanzen darin.
Das Highlight hier war das riesige Mammutblatt, unter deren Blättern man aussieht wie ein geschrumpfter Däumling. Wir konnten wunderbar in der Sonne spazieren und uns an der Szenerie erfreuen. Und das ganze tatsächlich kostenlos.
In Killarney wollten wir noch LPG nachtanken, ein etwas schwieriges Unterfangen, lag doch die Tankmöglichkeit ziemlich versteckt auf einem Hof einer Baufirma. Man muss schon recht findig sein bei der Suche nach LPG, gibt es sehr wenig in Irland.
Dann noch ein kurzer Stadtbummel und Einkäufe gemacht für den Grillabend und weiter ging es. Wir fuhren jetzt abseits der Reiseführerempfehlungen direkt Richtung Cork. Unterwegs steuerten wir einen etwas abgesetzt neben der Hauptstraße gelegenen schönen Parkplatz mit Picknickbänken an, um dort dann unser Nachtquartier aufzuschlagen. Die erstandenen Lammkoteletts kamen auf den Grill, dazu Salat und gutes Guinness. So konnten wir diesen bis dahin schönsten Tag in Irland beenden. Leider wird es dabei auch bleiben, denn die Wettervorhersage sieht wieder nicht besonders gut aus.