Dreiunddreißigster Tag, Montag, 13.06.2022
So langsam wünscht man sich mal wieder klarblauen Himmel und Sonnenschein von morgens bis abends. Dieses Irlandwetter mit dem überwiegend grauen Himmel und den ständigen Regenschauern zwischen den einzelnen sonnigen Abschnitten nervt langsam. Aber Hoffnung keimt auf. Auch bei den Iren kommt so etwas wie Wetterfrust auf.
Dennoch, uns hält nichts von unserer weiteren Fahrt ab, und so schlecht war es an den vergangenen Tagen nun auch wieder nicht. Man muss positiv eingestellt sein. Heutiges erstes und einziges Ziel waren die höchsten Klippen Europas, die Slieve League genannt werden. Höchster Punkt 595 Meter über dem Meer. Die Fahrt dorthin ging zunächst über gut ausgebaute Straßen nach Letterkenny, wo wir nochmal einen Lidl – Markt aufsuchten, um unsere Vorräte zu ergänzen. Interessant der Preis für das Sonnenblumenöl, ein Euro 49 Cent der Liter. Bei uns in Deutschland ein Vielfaches. Hier kommt der Verdacht auf, dass wegen der Dummheit der Deutschen, plötzlich Sonnenblumenöl zu hamstern, die Konzerne ordentlich aufschlagen, um diese Torheit reiflich auszunutzen. Recht geschieht es uns.
Dann ging es weiter über kleine, enge Sträßchen zur Atlantikküste, immer dem „Wild Atlantic Way“ nach Süden entlang. Es galt bald darauf, den Glengesh – Pass zu bezwingen, recht steil hoch ging es, nur im zweiten Gang zu schaffen. Fast oben, dann eine herrliche Sicht ins Tal und auf die umliegenden Berge. Zum Glück hatte sich die Wolkendecke gehoben und den Blick freigegeben.
Auf der weiteren Fahrt kamen wir uns vor, wie auf hoher See, der Wagen rollte und stampfte über die Straße, eine zu hohe Geschwindigkeit war nicht angebracht, sonst hätte man aufgesetzt. Es scheint, als ob das Asphaltband der Straße einfach auf die Landschaft gelegt wurde, ohne Vorbereitung des Unterbaus. Jede Kuppe, jeder Hügel, jede Senke ist zu spüren.
Der Abzweig zum Parkplatz unterhalb der Klippen war bald erreicht, wir stellten den Wagen ab und gingen dann noch ca. 20 Minuten zu Fuß zu den Aussichtspunkten. Die Klippen lagen vor uns, steilaufragend und tief abfallend ins tosende Meer. Der Wind pfiff und pustete uns arg durch.
Nach fast zwei Stunden waren wir wieder zurück am Wagen und weiter ging es. Für heute stand nur noch die Suche nach einem Übernachtungsplatz auf dem Plan und ein Tankstopp für Gas. Zwar hatten wir noch genug für die nächsten 14 Tage, aber Gastankstellen sind rar gesät und wenn eine auf dem Weg liegt, müssen wir das wahr nehmen und tanken. Auch Diesel musste nachgefüllt werden, hier in Irland billiger als in England, aber dennoch als günstigstes Angebot zwei Euro, drei Cent. Diesel ist hier auch wieder billiger als Benzin, zudem gibt es hier wie dort an den Tankstellen nur zwei Sorten Kraftstoff, unverbleites Superbenzin und Diesel. Diesen Unsinn an deutschen Tankstellen mit unzähligen unterschiedlichen Sorten von Benzin, die nur dazu dienen, dem autovergötternden Deutschen das Geld aus der Tasche zu ziehen und die Mineralölkonzerne immer reicher machen, gibt es hier nicht.
Ich las im Reiseführer von einem Höhlensystem, in das man zuerst mit dem Boot einfährt und das mit seiner faszinierenden Welt aus unterirdischen Flüssen, Wasserfällen, Windkanälen und Domen zu den schönsten seiner Art in Europa gehört. Wir entschieden uns also, diesem Höhlensystem morgen einen Besuch abzustatten. Dazu mussten wir die Küstenstraße verlassen und Richtung Inland fahren. Bei der Ortschaft Belleek erreichten wir wieder das Territorium von Nordirland und waren damit wieder im Vereinigten Königreich. Nur noch wenige Kilometer hatten wir hinter uns zu bringen, dann bogen wir ab auf eine kleine Straße zum Tully Castle. Dort gab es einen schönen Parkplatz mit angrenzenden Picknickbänken, ruhig und mit schönem Ausblick auf das Lower Loch Ernie. Mit einem kleinen Spazierweg am Seeufer entlang beendeten wir diesen Tag. Außer einigen kurzen Schauern am Vormittag blieb es dann doch den ganzen restlichen Tag trocken.