Neunundzwanzigster Tag, Donnerstag, 09.06.2022
Unser Übernachtungsplatz hätte sicher mancher ängstlichen Seele nicht zugesagt, wir aber schliefen wunderbar wie die Murmeltiere, das leise Brummen von irgendwo her störte uns dabei nicht. Im Laufe der Nacht verstummte es auch.
Am frühen Morgen viertel vor vier hörte ich die ersten Lastwagen, danach war es wieder ruhig, der Schlaf konnte fortgesetzt werden. Erst ab sieben Uhr wurde es dann unruhig, wir beide wachten auf. Die Sonne schien ein wenig, aber dunkle Wolken zogen schon wieder auf. Naja, solange es trocken bleibt soll`s uns Recht sein.
Wir fuhren ohne vorher gefrühstückt zu haben los auf einen Parkplatz im „Titanic Quartier“, ganz in der Nähe der ehemaligen Harland & Wolff Werftanlagen. Nach dem Frühstück dort ging es wenige Meter zum Titanic-Museum und den erhalten gebliebenen Slipways der parallell gebauten Ozeanriesen Titanic und Olympic. Es war schon sehr beeindruckend, hier den Hauch von über 110 – jähriger Geschichte zu spüren. Ich ging auf dem Boden, auf dem die Titanic gebaut wurde, die Umrisse des Schiffes waren vor und hinter dem Betonboden des Slipways mit Metallprofilen und hellen Steinen angedeutet, ebenso die Positionen der Rettungsbote, der Aufbauten und der Schornsteine. Erhalten gebieben sind die Schienen, auf denen die Materialwagen zum Schiffsrumpf geschoben worden sind. Lange blieb ich an diesem Ort und versuchte mir vorzustellen, wie das damals beim Bau dieser Schiffe war. Beate warterte derweil in der Museumshalle. Wir machten hier keinen Besuch, da wir schon viele ähnliche Titanic-Ausstellungen gesehen und sogar schon einen „Tauchgang“ zum Wrack unternommen hatten, vor einigen Jahren in Leipzig als Panoramabild von Yadegar Asisi.
Wir verließen den Parkplatz und suchten unser heutiges Nachtquartier auf, von wo aus wir dann ca. 30 Minuten zu Fuß in die Innenstadt laufen mussten. Erstes Ziel war der „Crown Liquor Saloon“, ein Pub von 1846, der innen wohl noch genauso aussah wie zur Bauzeit. Das Besondere sind kleine Abteile mit Tür, in denen man abgeschirmt von den übrigen Gästen sein Bier oder Essen genießen kann. Da alle Abteile besetzt waren, blieben wir im Barraum, tranken unser Bierchen und genossen den Aufenthalt.
Dann ging es zur Stadtbesichtigung, vorbei am mächtigen Rathaus der Stadt hinein in die Fußgängerzone. Hierbei fiel uns auf, dass sehr viele Geschäfte geschlossen waren, Häuser recht heruntergekommen oder viele eingerüstet. Die Innenstadt und Fußgängerzone machte auf uns keinen schönen Eindruck. Zudem kam natürlich noch der leichte Nieselregen, der alles noch etwas grauer erscheinen ließ.
Nächste Station war der Pub „Duke of York“, wohl der originellste Pub von Belfast, über und über mit Bierdeckeln, Getränketabletts, Lichterketten und Spiegeln versehen. So toll, dass es kaum zu beschreiben ist. Auch hier nahmen wir unser Bier ein und suchten dann das neue Wahrzeichen Belfasts auf, den „Big Fish“, eine große Skulptur eines Dorschs, verkleidet mit Keramikfliesen, auf denen die Geschichte Belfasts und des Fisches zu lesen ist. Wenn man diesen Fisch auf`s Maul küsst, soll das Glück bringen, in Coronazeiten wohl eher nicht.
Nun hieß es, ein Restaurant für das Abendessen zu finden, nicht ganz leicht, aber Beate machte sich im Internet schlau. Der Weg dorthin war geprägt von ziemlichem Hin- und Herlaufen, da Beate ihrer google-Navigation mehr vertraute als mir mit Stadtplan. Die Navigation für Fußgänger bei google maps ist vollkommen unbrauchbar und führt nicht zum Ziel. Vergessen wir das für die Zukunft.
Das ausgesuchte Lokal war, obwohl noch jede Menge Tische frei waren, laut Wirt schon ausgebucht. Also woanders hin. Wir wurden schnell nebenann fündig, ein schöner Pub mit recht leckerem irischen Essen. Gut gefüllt traten wir den Rückweg zum Wohnmobil an, so eine Stadtbesichtigung strengt an und macht müde, zumal mit drei großen Guiness im Bauch.
Nach Rückkehr genossen wir noch etwas den Sonnenschein und pflegten unsere geplagten Füße, insgesamt ca. 13 km hatten wir auf ihnen in Belfast zurück gelegt.