Fünfter Tag – Samstag, 16.10.2021
Markttag in Asti
Wieder mal himmlische Ruhe auf unserem Übernachtungsplatz, die nahe Fabrik empfing am heutigen Samstag keine Waren, daher kein LKW-Verkehr, der wahrscheinlich wochentags hier recht rege ist. Heute war ein Marktbesuch geplant, danach die Erkundung des als UNESCO – Welterbe eingestuften Gebietes südlich von Asti.
Wir fuhren das Wohnmobil etwas näher ans Stadtzentrum heran, um später keinen so weiten Rückweg mehr zu haben. Die Innenstadt war am heutigen Samstag gut gefüllt, reger Fußgängerverkehr, viele Menschen in Straßencafés, ein schöner morgen.
Zuerst besuchten wir den allgemeinen Krämermarkt mit Bekleidung, Haushaltsgegenständen und Elektronikwaren, dann ging es hinüber auf den großen Parkplatz, den wir gestern Abend wieder verlassen hatten, zum Gemüse und Lebensmittelmarkt. Wir waren froh, einen anderen Übernachtungsplatz gefunden zu haben, zwar hätten wir am morgen nicht flüchten müssen, doch wohl keine Ruhe mehr gehabt.
Wir kauften etwas Obst, sehr süße Muskattrauben und natürlich Käse. Ein Paradies für mich, am liebsten hätte ich von jedem ein Stück mitgenommen.
Durch das Welterbe
Ich hatte aus dem Informationsmaterial der Touristeninformation eine schöne Fahrtstrecke durch das von der UNESCO als Welterbe eingestufte Gebiet zusammengestellt, von Asti bis zu unserer nächsten Station Alba.
Die Strecke führte bergauf, bergab durch wunderschönes Gebiet, sehr zerklüftet mit zum Teil tiefen Tälern und hohen Hügeln, alles bewaldet oder mit Weinstöcken bepflanzt. Dazwischen überall Häuser, große, kleine und Dörfer hoch auf den Gipfeln der Hügel. Eine wirklich beeindruckende Landschaft, die wir so noch nie gesehen hatten.
Leider schwebte eine recht dicke Dunstglocke über der Gegend, sodass wir wenig Fernsicht hatten und Fotos der Landschaft wenig zeigen. Schade, aber in der Nacht wird es schon sehr kalt, morgens sind die Scheiben nass vom nächtlichen Tau, der dann bei Sonneneinstrahlung in die untere Atmosphäre entfleucht. Hier würde nur ein heftiger Regenguss helfen, die Luft wieder rein zu waschen, doch das wollen wir ja nicht, Sonnenschein und Wärme sind uns lieber.
In mehreren Orten hielten wir an, in einem sahen wir Hinweise auf ein dieses Wochenende stattfindendes Weinfest, aber bleiben konnten wir nicht. In Costigliole d’Asti befindet sich ein mächtiges Schloss, das Sitz des ICIF ist, des „Italian Culinary Institute For Foreigners“, wo junge Köche aus aller Welt die Geheimnisse der italienischen Küche erlernen können.
In Canelli, einer größeren Stadt und Hauptstadt des Spumante und Ursprungsort des Ramazzotti, blieben wir etwas länger, unternahmen einen Spaziergang durch die Stadt die Hänge hinauf bis zum Gancia-Schloss, leider nicht zugänglich, aber von hier oben hätte man einen schönen Blick, wenn man ihn denn hätte.
Fast festgesteckt
Weiter ging es enge Sträßchen und kurvenreiche Strecken nach Roccaverano. Hier wird der einzige italienische Ziegenkäse mit geschützter Herkunftbezeichnung D.O.P. (Denominazione Originale Protetta) hergestellt.
Wir fuhren mit dem Wohnmobil eine enge Straße hinauf, unten stand schon ein Schild „maximale Durchgangsbreite 2,30m in einer Kurve“. Nun, die Breiten- und Höhenbeschränkungen werden immer etwas geringer angegeben, als sie tatsächlich sind. Unser Wohnmobil ist ca. 2,30m breit. Beate zögerte weiter zu fahren, ich nicht. Also parkten wir unser Mobil und gingen dann hoch zum Kirchplatz. Hier mussten wir die Engstelle passieren, aber sie sah doch breit genug aus.
Unterhalb des Platzes, ein echtes Juwel mit Kirche und Burg, gab es noch ein geöffnetes Lebensmittelgeschäft, in dem wir zwei originale Roccaverano-Ziegenkäse kaufen konnten. Weiter oben dann im Angesicht der Burg und der Kirche eine schöne kleine Bar, wo wir einen Aperitivo einnahmen. Dazu gab es wie üblich kleine Häppchen. Eine tolle Sache, dieser Aperitivo.
Dann ging es zurück zum Auto, nun hieß es hier durch die Engstelle zu kommen. Zurück ging es nicht, Einbahnstraße. Beate chauffierte den Wagen millimetergenau um die Kurve durch die Enge, der rechte Spiegel musste eingeklappt werden, sonst hätten wir es nicht geschafft. Weniger als ein Zentimeter trennte die Wohnmobilwand von der Mauer, doch sie brachte den Wagen durch. Chapeau für die Fahrerin und für den Wagen, ein tolles Fahrzeug, das wir nicht mehr hergeben werden.
Alba, Hauptstadt des weißen Trüffels
Es wurde schon dunkel, als wir nach Alba reinfuhren. Einen Übernachtungsplatz auf einem großen Parkplatz hatten wir schon ins Visier genommen, doch war hier sehr wenig Platz. Ganz in der Nähe fand ein großes Volksfest statt mit entsprechender Geräuschkulisse. Doch was soll’s, in Städten haben wir oftmals wenig Ruhe gefunden.
Durch die schöne Fußgängerzone ging es zu einem empfohlenen Restaurant. An mehreren Stellen standen Verkaufsstände mit Trüffeln und anderen Spezialitäten, vor allem auch Haselnüsse. Die Trüffel werden präsentiert wie Juwelen, der teuerste schlug mit 500,-€ zu Buche. Natürlich nichts für unseren Geldbeutel.
Auf dem zentralen Platz weitere Verkaufsstände für Wurst, Käse und andere Leckereien. Dieser Bereich war jedoch abgesperrt, man musste durch eine Kontrolle, wo der Impfstatus abgefragt wurde, ein blaues Bändchen am Handgelenk bestätigte ihn und dann konnte man mit Maske vor dem Gesicht an die Verkaufsstände. Irrsinn i.S. Corona gibt es also auch hier. In der Fußgängerzone tummeln sich die Menschen, drängen um die Trüffelstände ohne Maske und Abstand, etwas weiter dann Kontrollen und Maskenpflicht.
Die Suche nach einem Restaurant gestaltete sich nicht ganz einfach, in drei Lokalen fanden wir keinen Platz, erst in der vierten, der „Osteria zum alten Hahn“ war noch ein Tisch frei. Wir speisten hervorragend, dazu gab es guten Hauswein und zum Abschluss Käse der Region.
Der Weg zurück zum Wohnmobil war kurz, doch die vom Volksfest herüberdröhnende Musik ließ uns erst um 01:00 Uhr nachts zur Ruhe kommen.
Gefahrene Kilometer: 120 km