Achtundvierzigster Tag - Montag, 20.09.2021
Kloster Nr. 1 - Dragomirna
Wir waren zwar gestern Abend nach Ankunft auf dem Nächtigungsparkplatz schon mal kurz im Kloster gewesen und hatten einem Gottesdienst in der Klosterkirche beigewohnt, doch wollten wir es uns heute bei besserem Licht nochmal anschauen.
Der Himmel war immer noch grau, ich habe wenig Hoffnung, dass wir hier in Rumänien nochmal Sonnenschein und Hitze bekommen werden. Zunächst umrundeten wir das Kloster und wollten einen guten Blick von einem erhöhten Platz haben, dazu mussten wir aber einen Weg gehen, der eigentlich für Unbefugte gesperrt ist.
Aber uns sieht ja niemand. Falsch gedacht, Gottes Dienerinnen sind überall. Plötzlich aus dem zunächst Nirgendwo eine Stimme, dann sahen wir ein schwarz gewandetes Wesen auf dem Friedhof, dass uns aufforderte, zurück zu gehen. Verstehen konnten wir die Frau nicht, schlossen dies aber aus ihren Gesten. Muss die jetzt um diese Zeit auf dem Friedhof sein. Aber was haben Nonnen in einem Kloster sonst zu tun?
Also drehten wir um, gingen aber einen anderen Weg. Nun ist dieses Klostergelände vollständig mit einem hohen Zaun umgeben, wo sollten wir raus, wenn nicht wieder da, wo wir reingekommen waren. Doch es ergab sich, dass eine Brücke über einen Bach führte und diese Brücke war mit einem Gemeindeabsperrgitter abgesichert, der klösterliche Zaun wurde hier unterbrochen. So konnten wir mit leichter Kletterei diese Absperrung überwinden und waren wieder draußen. Jetzt ging es noch einmal in die Klosterkirche, dann zurück zum Wohnmobil.
Die nächsten Ziele waren weitere Moldauklöster, die alle zum UNESCO – Welterbe gehören. Moldauklöster heißen sie deshalb, weil sie in einem Gebiet liegen, das dereinst zum Fürstentum Moldau gehörte, jetzt aber auf rumänischer Seite liegt. Dragomirna ist noch eins der größeren Klöster, das keine Bemalung an den Außenmauern aufweist, ganz anders, als die danach besuchten Klöster.
Kloster Nr. 2 – Arbore
Das Kloster Arbore liegt etwas unscheinbar gleich am Ortseingang des gleichnamigen Ortes, weshalb ich auch erstmal vorbei gefahren bin. Das Kloster weist vergleichsweise wenig Außenbemalung auf, vieles davon ist in den vergangenen Jahrhunderten verwittert und verloren gegangen. Das Innere schauten wir uns nicht an, die 20 Lei sparten wir uns.
Kloster Nr. 3 – Sucevita
Dieses Kloster soll das bekannteste der Moldauklöster sein, nun, ich hatte zuvor noch nichts von ihm gehört. Hier hätten wir auch 10 Lei pro Person bezahlen sollen, doch es gab 50% Ermäßigung für Pensionäre. Warum also nicht mal zugeben, dass man Pensionär ist, wenn es sich finanziell positiv auswirkt.
Die Kirche ist außen rundum mit Heiligenfiguren und biblischen Szenen bemalt und zeigt als Besonderheit die „Leiter der Tugenden“ auf einer Außenseite. Sie hat 30 Stufen vom Paradies im Himmel bis zum Höllenfeuer. 30 Tugenden zählt auch die orthodoxe Kirche auf, die wichtigsten davon sind Glaube, Liebe Hoffnung. Den einfachen Leuten früher, die ja im Allgemeinen weder lesen noch schreiben konnten, brachte man so bildlich näher, was sie erwartet, wenn sie nicht tugendhaft leben.
Auch das Innere der Kirche ist komplett ausgemalt, wie fast alle orthodoxen Kirchen, die wir bisher gesehen haben. Diese Kirchen der Moldauklöster sind aber besonders, bestehen aus Vorraum und drei hintereinander liegenden Räumen, alle mit Teppichen ausgelegt. Man fühlt sich manchmal wie in einem Wohnzimmer.
Rund um das Kloster ist zu Saisonzeiten ein großer Budenmarkt und es parken Autos und Busse davor. Jetzt ist alles vereinsamt, wenige Besucher, kaum Autos, keine Busse. Das trübe und kalte Wetter zwei Tage vor Herbstanfang macht wahrscheinlich wenig Lust auf Ausflüge.
Kalter Pass - Ciurmarna
Bevor wir Kloster Nr. 3 erreichten, mussten wir noch über den 1100 m hohen Ciurmarna – Pass fahren, und wie es uns bisher bei fast allen Pässen in Rumänien erging, es war neblig und es gab nichts zu sehen. Auf der Passhöhe steht das Denkmal für den Straßenbau, etwas merkwürdig anmutend, eine ausgestreckte Hand, an der sich einen Straße hochwindet. Naja, sozialistische Kunst war halt gewöhnungsbedürftig.
Hier oben waren es nun nurmehr sechs Grad, 20 weniger als noch vor drei Tagen. Beate fror und es schien, als hätten wir November. Was für ein Wechsel, letzten Montag in Tiraspol mussten wir wie verrückt schwitzen, jetzt drei Jacken übereinander anziehen.
Kloster Nr. 3 - Moldovita
Über das Kloster Moldovita ist nicht mehr zu berichten, als über das vorherige Kloster, außer, es gibt keine Leiter der Tugend an der Außenfassade. Ähnlicher Bau, ähnliche Fassadenbemalung, ähnliche Innengestaltung. Und doch, es gehört in den Reigen der UNESCO – Welterbeklöster und auf den Besuchsplan eines jeden Rumänienbesuchers. Wir blieben auch nicht so lange, denn ich hatte mich nun entschlossen, doch noch das Kloster Voronet, eines der bekanntesten in der Bukowina, aufzusuchen. Beate war einverstanden, so ging es nun wieder 27 Kilometer in die Gegenrichtung. Doch es hat sich gelohnt.
Kloster Nr. 4 - Voronet
Das Städtchen Voronet ist aufgrund des Bekanntheitsgrades seines Klosters ein etwas moderneres, aufstrebendes Städtchen mit vielen Pensionen und Vier-Sterne-Hotels. Es war schon später, viertel vor sechs, sodass am Eingang niemand mehr saß und Eintrittsgelder kassieren wollte. Dieses Kloster unterscheidet sich durch die komplett bemalte Rückseite, die bei anderen Klöstern den Eingangsbereich umfasst. Außerdem ist der Hintergrund der Malereien in einem einzigartigen Blauton gehalten, dem sog. Voronet – blau. Das Innere der Kirche wieder ähnlich wie die vorherigen, aber mit diesem Besuch hatte ich bis auf eins alle UNESCO – Welterbeklöster in der Bukowina besucht.
Typische Handwerkskunst in dieser Gegend sind bemalte Eier, ob von Hühnern, Enten oder Gänsen. Wir erstanden vier Stück in unterschiedlicher Technik bemalt. Hier sind sie unglaublich billig, zwei Euro ein Ei, auf dem früher von uns besuchten Ostermarkt im Kloster Eberbach im Rheingau hätten diese Eier 20 und mehr Euro pro Stück gekostet.
Tagesabschluss
Nach diesem Klosterbesuch ging es ins Nachtquartier, einem Parkplatz in der Nähe eines Schiliftes, wo auch einige Restaurants angesiedelt sind. Wir nutzten dies zu einem Abschiedsessen in Rumänien, denn bis auf einen Besuchspunkt haben wir alle Punkte, die uns möglich waren, besucht.
Gefahrene Kilometer: 156 km