Dreiundzwanzigster Tag - Donnerstag, 26.08.2021
Was nun?
Am Morgen 13°. Sehnsucht nach den über 30° der letzten Wochen. Aufgrund des immer noch grauen und regnerischen Himmels und des heutigen Donnerstages waren wir uns am Morgen nicht im Klaren, wie wir den Tag gestalten wollten. Auf unserer weiteren Reise steht wieder die Überquerung der Berge, diesmal von Norden nach Süden über die spektakulärste Passstraße Europas an, der Transfagagarasan, eine parallele Straßenverbindung zur Transalpina, die wir ja bereits befahren hatten. Eine Fahrt über die Transfagarasan sollte man aber auf keinen Fall am Wochenende unternehmen, da steht man nämlich mehr im Stau als dass man fährt. Und da das Wochenende bevor steht planen wir diese Tour für den kommenden Montag. Also was bis dahin unternehmen? Das Schloss Bran / Törzburg, auf das Bram Stroker seinen Dracula angesiedelt hat, befindet sich nur fünf Kilometer von unserem Stellplatz entfernt. Also erste Station Dracula (der geneigte Leser weiß, alles nur Touristenabzocke).
Bran
Wir brauchten nicht lange, schon sah man die ersten Hinweise auf Dracula: „Vampire Parking“ stand da auf einem Hinweisschild und schon, knapp um die Kurve gebogen, zeigte sich die mir von vielen Bildern bekannte Silhouette des Schlosses. Der Verkehr nahm zu, es bildete sich gar ein Stau bei der Ortsdurchfahrt. Nirgendwo eine Parkmöglichkeit für unser Mobil zu erkennen. Ziemlich weit außerhalb mussten wir den Wagen abstellen, konnten dabei gleich einen Blick auf die Rückseite des Schlosses werfen. Schon bei der Einfahrt nach Bran sahen wir den Budenmarkt und die vielen Menschen, aber das sind wir zwischenzeitlich in Rumänien gewöhnt. Da, wo was los ist, wo Menschen hinkommen, gibt es einen Budenmarkt oder mindestens unsägliche Souvenirstände. Hier war beides vereint. Wir schlenderten etwas herum und näherten uns einer Menschenschlange, von der ich annahm, sie stand bei einer Budenattraktion an. Aber nein, alle warteten, um eine Eintrittskarte für das Schloss zu bekommen. Umgerechnet 9,-€ pro Person Eintritt wird hier verlangt, für Rumänien sehr viel, aber anscheinend können oder wollen sich das viele leisten.
Wir hatten keine Lust auf diese ewige Warterei bis wir ins Schloss konnten und dort evtl. nur durchgeschoben werden. Also ließen wir Dracula Dracula sein, schauten uns noch etwas auf dem Budenmarkt um, tranken einen türkischen Kaffee (sehr gut) und gingen dann zum Auto zurück.
Rasnov – Rosenau
In Wiesbaden war Beate seit ca. 1990 in einem Mütterkreis und eine Freundin daraus stammt aus Siebenbürgen, genauer aus Rosenau.
Im Vorfeld unserer Reise hatte sie uns einige Besichtigungstipps gegeben und auch die Adressen, wo früher sie und auch ihr späterer Mann gewohnt haben und was sie so hin und wieder in Rosenau gemacht haben.
Also begaben wir uns auf Spurensuche. Wir konnten das Haus der Freundin in Rasnov ausfindig machen, gingen ins Café im Hotel Radsor und aßen dort leckere Siebenbürgener Kuchenspezialitäten.
Dann suchten wir das empfohlene Deutsche Forum an der angegebenen Adresse auf, allerdings trafen wir nur auf zwei Frauen, die unentwegt in rumänisch auf uns einredeten, obwohl wir deutlich machten, dass wir nichts verstehen würden. Aber trotzdem bedankten wir uns und verabschiedeten uns freundlich, obwohl das gefundene Haus dann doch nicht das des Deutschen Forum war. War ein Haus weiter.
Brasno – Stadt der schwarzen Kirche
In Brasno – Kronstadt angekommen, war es unmöglich einen Parkplatz zu finden. Ich fuhr in immer enger werdende Straßen in der Altstadt hinein, Beate kriegte immer mehr die Krise. Dann plötzlich wurde es so eng, dass man mit dem Wohnmobil nicht mehr weiter konnte. Horror für Beate. Das anschließende Wendemanöver artete deshalb in zum Teil heftige Diskussionen untereinander aus, eine Hausdachecke hätte beinahe Bekanntschaft mit dem Wohnmobil gemacht und auch sonst war es nicht leicht, in dieser engen Straße zu wenden.
Es wurde langsam Zeit, einen Übernachtungsplatz zu finden. Eigentlich wollten wir ja nicht mehr in Städten übernachten, Kronstadt aber sah bei der Durchfahrt der Altstadt recht nett aus und das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Ein auf Park4Night als ruhig ausgewiesener Parkplatz lag ziemlich weit von Stadtzentrum entfernt, doch steuerten wir ihn an. Zum Zentrum zurückzulaufen war zu weit, also hielten wir ein Taxi an und ließen uns chauffieren. Umgerechnet 2,20€ kostete die Fahrt, da ist ja bei uns in Deutschland allein die Grundgebühr ohne einen Meter Fahrt bald doppelt so teuer.
Zunächst ging es zur schwarzen Kirche, die Hauptkirche in Kronstadt, die zwar nicht schwarz ist, dies aber wohl nach einem Stadtbrand in früheren Jahrhunderten zeitweilig so war und seitdem so heißt.
Auf dem zentralen Platz fand in Pavillions eine Bücher- und Spielemesse statt und die Straßencafés und Restaurants waren gut gefüllt. Die Zeit für das Feierabendbier war inzwischen überfällig, also hieß es, ein Restaurant zu suchen. In einer Nebenstraße fanden wir ein nettes Straßenrestaurant, ließen uns nieder und genossen den hier gebrauten Gerstensaft, wie er unsere Kehlen hinunterfloss.
Nach einer kleinen Abendspeise wurde es Zeit, den Heimweg anzutreten, auch ließen die Temperaturen uns langsam frösteln. Wir hatten schon am Vormittag in Bran unsere kurzen Hosen gegen lange getauscht, jetzt am Abend mussten wir noch Strickjacken zusätzlich überziehen, so kalt war es geworden.
Erneut 11 Lei für`s Taxi gezahlt und wir waren zurück am Wohnmobil. Der als so ruhig beschriebene Parkplatz erwies sich leider bis spät in den Abend hinein als Spielwiese für Leute mit einem Spleen für überlaute Autos, die Spaß daran haben, ewig lange Motoren laufen zu lassen und dann mit Höllenlärm davonzurasen. Zum Glück waren alle verschwunden und es wurde ruhig, als wir uns zur Bettruhe begaben.
Gefahrene Kilometer: 50