Zwölfter Tag, Sonntag, 15.08.2021
Tatsächlich brauchte Beate des Nachts wieder ihre zusätzliche Wolldecke über die Füße und ich dachte am morgen daran, die Heizung anzumachen. Hier auf über 800 Metern Höhe wird es abends und nachts schon recht kühl, dafür am Tag wieder richtig heiß über 30 Grad.
Heutiges Ziel war der spektakuläre Aussichtspunkt Banjska Stena im Tara Nationalpark. Schaut man Bilder von diesem Nationalpark wird man bestimmt auch Bilder von diesem Aussichtspunkt hinunter auf die aufgestaute Drina sehen.
Wir mussten zunächst 32 Kilometer bis zum Örtchen Mitrovac fahren, von wo aus diese Wanderung begann.
Stühle, Tisch und andere Dinge ließen wir am Campingplatz zurück und fuhren ein Teil der Strecke zurück, die wir gestern hierher gefahren sind. Dann kam der Abzweig nach Mitrovac. Die Straße wurde schlecht, übersäht von Schlaglöchern, aber das kennt man ja. Gut dass Beate gefahren ist, sie fährt langsamer als ich.
Gegen halb 12 waren wir in Mitrovac auf dem Parkplatz, stellten das Wohnmobil ab und machten uns auf den Weg. Ich hatte von Banjska Stena schon Youtube Videos gesehen, wusste also, was auf uns zukommen würde. Die leichtere Strecke Nummer neun von 1:40 Minuten führt zum größten Teil über einen geschotterten Fahrweg, eine andere, etwas längere Strecke Nummer neun A durch den Wald. Da wir Zeit hatten, entschieden wir, den längeren Hin- und den kürzeren Rückweg zu nehmen. Wir machten einen Rundweg. Zunächst ging es über Wiesen, dann in den Wald hinein und kurze Zeit später ständig hinab. Eigentlich ideal für Beate, nur kommt bei ihr sofort die Angst auf, alles, was man runtergeht muss man auch wieder hoch. Grundsätzlich ist das ja richtig, nur kann es steil hinunter gehen und später in langen, flacheren Etappen wieder hinauf.
So kam es denn, als der Weg sich noch steiler nach unten senkte. Er wurde immer langweiliger, nichts Interessantes gab es zu sehen. Beate verfluchte ihn, ließ nichts Gutes an ihm, weil kein besonderes Blümchen und rein gar nichts zu sehen sei. Überhaupt sei es ein blöder, langweiliger Weg.
Was tut Mann, wenn die Frau unzufrieden ist, es aber keine Lösung ihres Problems gibt? Er schweigt.
So trotteten wir also weiter, in der Gewissheit, dass der Höhepunkt kommt und Beate ihn mögen wird. Der Weg stieg auch gar nicht so steil an wie er hinabführte, ganz gemächlich ging es wieder hoch und bald schon erreichten wir den ersten, furiosen Höhepunkt, die Aussicht auf die tief unter uns liegende Staumauer des Drina-Stausees. Am anderen Ufer die aufragenden Berge Bosniens. Eine atemberaubende Aussicht. Natürlich durfte Frau sich das nicht sofort anmerken lassen, aber es wurde ja noch besser.
Weiter ging es schmale Pfade entlang, der Weg war recht gut markiert. Mitten in der Landschaft dann plötzlich ein Verkaufsstand mit selbstgemachten Seifen und Kosmetik. Man konnte sich nehmen, was man wollte, das Geld gab man in ein Glas, nahm sich Wechselgeld heraus und weiter gings. Ein unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen steckt wohl dahinter, niemand wird hier das Geld frevelhaft stehlen.
Kurze Zeit später der Hauptaussichtspunkt, noch furioser, phantastischer als der erste. Hier tummelten sich jede Menge Leute, machten Fotos, oft Selfies mit Selfiestangen und genossen die Aussicht. Das hier soviel mehr waren als am ersten Aussichtspunkt liegt wohl daran, dass dieser einfacher zu erreichen ist. Man kann mit dem Auto zu einem Parkplatz fahren und hat dann noch ca. 15 Minuten Fußmarsch zurückzulegen. Klar, dass das besser kommt als zwei Stunden bis zum ersten Aussichtspunkt.
Nun hieß es, den Rückweg antreten. Wir mussten den geschotterten Fahrweg gehen, 1:40 Stunden war angegeben bis Mitrovac. Uns kamen viele Autos entgegen oder fuhren von hinten kommend an uns vorbei, natürlich immer begleitet von einer ziemlichen Staubwolke. War ich doch froh, dass wir diesen Weg nicht hin und zurück gegangen sind. Irgendwann holten wir dann unsere Masken aus der Tasche und setzten sie bei jedem vorbeifahrenden Auto auf. Was gut sein soll gegen Viren ist bestimmt auch gut gegen Straßenstaub.
In Mitrovac angekommen spülten wir den Staub noch mit einem guten Valjevsko Pivo herunter und fuhren dann zurück zum Campingplatz.
Hier erledigten wir unsere täglichen Hausaufgaben, zahlten 42,-€ für zwei Nächte inklusive Strom (für Serbien sehr teuer, aber wir sind ja auch im Nationalpark, das kostet extra) und stiegen dann beizeiten ins Bett.
Gefahrene Kilometer: 54
Gelaufene Kilometer: 12
Banjska Stena – in der Tat ein wunderbarer Aussichtspunkt. So wie Serbein ein Top-Reiseland ist, was anscheinend immer mehr Leuten auffällt. Nochmals besten Dank für diesen TR, ich bin begeistert.
Sehr schön