Vom Kloster im Fels, der Grenze und der Stadt

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Türkei - Dreizehnter Tag, Samstag 19.04.2025

Besuch im Kloster

Nach einer fast totenstillen Nacht – nur der Bergbach rauschte – weckte mich um halb fünf Uhr ein fürchterliches Knarren und Rauschen, dann die metallene Lautsprecherstimme des Muezzin. Mitten im Wald in einem engen Bergtal wird da so eine schlechte Aufnahme abgespielt die nur kratzt und rauscht. Wie harmonisch klingen doch da unsere Kirchenglocken.

Unser Stellplatz im Wald
Fußweg zur Busshaltestelle

Nach dem Frühstück ging es ca. 200 Meter die Straße hinauf zu ein paar Häusern, vor denen drei Reisebusse standen und auch Männer Tee tranken und welchen kochten. Ich sprach einen Herrn mit Ausweis um den Hals an, wie man von hier hoch zum Kloster Sumela kommen könnte. Nun, ganz einfach, hier fahren immer Shuttlebusse hoch und wenn einer noch Plätze frei hat, können wir einsteigen.

Drei Busse mussten wir durchlassen, dann konnten wir für 120 TL bis hoch zum Kloster fahren.

Noch 350 Meter zu Fuß, dann waren wir am Kassenhäuschen zur Entrichtung des Eintrittspreises.

100 TL pro Person stand da angeschrieben, ungerechnet etwa 2,30 €. Doch dann kam ein Mitarbeiter und zeigte uns den von uns zu entrichtenden Preis, nämlich 1740 TL, wiederum umgerechnet 20,- €. Der Ausländer zahlt also fast zehn Mal soviel wie die Einheimischen. Müsste man mal bei uns machen, wäre unmöglich, denn wir Deutschen sind ja blöd.

Ohne Worte
Ohne Worte
Hoch oben am Berg Kloster Sumela
Hoch oben am Berg Kloster Sumela

Was blieb uns übrig, wollten wir doch das Kloster besichtigen. Dafür gab es dann auch einen Audioguide via Smartphone, man musste die App aber selbst runterladen und installieren. Dumm, wenn man kein Smartphone und keine türkische Sim-Karte hat.

Das Kloster selbst war sehr interessant, erstaunlich, was Menschen früher schon für bauliche Höchstleistungen vollbracht haben, hier so hoch oben an steiler Felswand ein Kloster für ca. 100 Mönche zu bauen. Es waren griechisch orthodoxe Mönche, die hier bis zur Gründung der Republik Türkei 1923 ansässig waren und dann das Land Richtung Griechenland verließen.

Tik Tok Stars

Ziemlich viele Besucher hielten sich hier auf, in erster Linie natürlich Türken. Wie wird es hier zur Hauptsaison sein, wahrscheinlich kein Durchkommen mehr.

Sehr lustig bzw. lächerlich anzuschauen, wie sich fast jede junge Türkin ins Bild setzen will. Wie Fotomodelle stellt man sich hin, posiert und verrenkt die Glieder. Ständig macht man Selfies an jeder erdenklichen Stelle und in jeder unmöglichen Haltung. Junge Männer fotografieren so ihre Frauen oder Freundinnen. Manche Bereiche des Klosters glichen eher einem Fotostudio. Alle wollen Tik Tok – oder Instagram – Stars werden.

Weiter zur Grenze

Der Bus brachte uns nach unserem Besuch zurück zum Parkplatz. Inzwischen wieder herrlicher Sonnenschein nach einem kurzen Anflug von Regen beim Beginn unseres Klosterbesuchs.

Nun stand die letzte Etappe in der Türkei an. Zunächst wieder fast 200 Kilometer nur an Häusern vorbei, es scheint die gesamte türkische Schwarzmeerküste zugebaut zu sein, zumindest was wir bisher gesehen hatten.

Ca. 40 Kilometer vor der Grenze begann ein unendliches LKW – Aufkommen von Fahrzeugen aus Turkmenistan, Aserbaidschan, Usbekistan, Georgien und der Türkei. Sie alle standen auf dem Randstreifen, es dürften hunderte gewesen sein. Oft waren die Fahrzeuge verlassen, öfter sah man Personen davor, die aßen oder nochmal schnell nachtankten. Sie werden wohl alle auf die Grenzabfertigung in Sarp warten. Allerdings erstaunlich, auch auf der Gegenspur das gleiche Bild, LKW an LKW. Denkt man an die Grenzkontrollprozedur für jedes einzelne Fahrzeug stehen hier einige bestimmt Wochen herum, bis sie über die Grenze fahren können.

Wir fuhren flott an allen vorbei und bedauerten so manchen dieser Fahrer.

Grenzabfertigungsprozedur

Dann kam die Grenzabfertigung. Man fährt hier nicht gerade durch die Kontrollstellen sondern muss im Bogen herein, über einen großen Hof und dann auf der georgischen Seite des Abfertigungskomplexes wieder raus.

Zunächst kam ein Zollkontrolleur, schaute unsere Papiere an, warf einen Blick ins Fahrzeug und den hinteren Gepäckraum, dann schickte er mich als Beifahrer zurück zum Fußgängereingang des Abfertigungsgebäudes. Es darf nämlich nur der Fahrer mit dem Fahrzeug durch die Kontrollen, alle Mitfahrer müssen zu Fuß durch die türkische Ausreise- und georgischen Einreisekontrolle.

Türkisch - Georgische Grenze
Türkisch - Georgische Grenze

So verließ ich dann Beate und machte mich auf den Weg. Zunächst lange, einsame Gänge entlang, dann die türkische Passkontrollstelle. Hier hieß es etwas anstehen, doch nicht allzu lange, dann war der Stempel im Pass. Nun weiter wieder lange Gänge entlang zum georgischen Kontrollposten.

Hier vier größere Menschenschlangen, doch auch das ging reibungslos.

Ich war in Georgien.

Nun hieß es nur noch Beate mit dem Wohnmobil wiederzufinden. Auf der georgischen Seite der Grenzabfertigung herrschte ein ziemliches Fahrzeugchaos und hier befanden sich auch massenhaft Häuschen mit blinkenden Wechselkursanzeigen.

Dann sah ich unser Wohnmobil, Beate fuhr zu letzen Kontrollstelle, noch einmal die Papiere vorzeigen und wir waren beide durch. Das Ganze hat nicht mal eine Stunde gedauert.

Nun noch etwas Geld wechseln und an einer Bude eine georgische KFZ-Versicherung für einen Monat abgeschlossen, dann ging es die letzten 23 Kilometer zu einem vorher ausgesuchten Parkplatz nach Batumi.

Schon wieder mussten wir die Uhr um eine Stunde vorstellen. Langsam wurde es auch dunkel und wir waren froh, nach einer recht langen Fahrt durch die wuselige Stadt bei Dunkelheit unseren Nachtparkplatz anfahren zu können.

Wir hatten unser Zielland erreicht.

Gefahrene Kilometer: 245 km

Landkarte: zur georgischen Grenze

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