Türkei - Zehnter Tag, Mittwoch, 16.04.2025
Eine Stadt, die nicht endet
Die vergangene Nacht war merklich leiser und erholsamer als die letzte.
Ich musste noch eine HGS Karte von einem Postamt holen, das ist eine Mautkarte für die elektronische Mautzahlung auf Autobahnen in der Türkei. Hier sind nur die Autobahnen gebührenpflichtig.
Man kauft dazu z.B. beim Postamt einen Klebestreifen, der irgendwie elektronisch ausgelesen werden kann und der mit Guthaben aufgeladen wird, klebt ihn oben an die Windschutzscheibe und schon kann man ungehindert alle Autobahnen benutzen. Wie das abgerechnet wird, wenn das Guthaben aufgebraucht ist, weiß ich nicht. Wir werden sehen.
Dann ging es los, wir wollten nicht durch die ganze Stadt fahren sondern die nördliche Bosporusbrücke nehmen. Dazu mussten wir einen ziemlichen Bogen zunächst nach Westen durch die Vorstadt fahren.
Doch auch hier Stopp and Go Verkehr. Ganz langsam ging es voran und immer sahen wir nur Häuser. Die Stadt schien nicht zu enden und dennoch belegt Istanbul erst den 22. Platz in der Rangfolge der größten Städte der Welt.
Doch bald schon legte sich der Verkehr, die jetzt befahrene Autobahn Richtung Brücke war recht leer. Die Brückenpfeiler kamen in Sicht, mächtig hoch und mit vielen dicken Stahltrossen verspannt, die die Fahrbahn tragen. Leider konnte man nicht hinunter auf’s Wasser blicken, Sichtschutzwände waren angebracht worden, wahrscheinlich, damit man keine Verkehrsstaus verursacht.
Zunächst zum Schwarzen Meer, dann weiter
Unser Ziel war die Stadt Sile an der Küste des Schwarzen Meeres. Wir durchfuhren wunderschön grünes Hügelland, hier scheint die Natur schon weiter zu sein als bei uns.
Das Städtchen Sile wartete auf mit vielen Geschäften und Supermärkten, diesmal aber mit Dingen, die wir wirklich brauchten.
Beim Metzger holten wir Hühnerbrustfiles und Hackfleischtaler, beim Bäcker Brot und im Supermarkt Milch und Wasser. In einem Laden prall gefüllt mit Alkoholika deckte ich mich noch mit etwas Bier ein. Irgendwie seltsam, muslimisches Land und dennoch soviel Alkohol? Beim Metzger gab es ja auch kein Schweinefleisch.
Aber vielleicht ist das hier mit dem Alkohol so wie bei uns mit den Katholiken und dem Sex vor der Ehe.


Wohin soll's gehen
Nach den erledigten Einkäufen überlegten wir, wohin es nun gegen sollte. Wir hatten auch für die Türkei einige Punkte in Google Maps markiert, einer davon war die Bauruinensiedlung Burj al Babas, ca. 150 Kilometer von der Küste entfernt. Beate schlug vor, dorthin einen Abstecher zu machen, also auf nach Burj al Babas.
Es ging zunächst über kleinere aber dennoch gute Sträßchen Richtung Südosten. Das Navi führte uns leider nicht den kürzesten bzw. den von uns beabsichtigten Weg und es war nicht dazu zu bringen, so bis zum Endziel eine Wegführung aufzuzeigen, wie wir sie gern gehabt hätten. So musste es immer in Abschnitten geschehen.
Unser Ziel war doch recht weit entfernt und es dauerte bis kurz vor 19:00 Uhr, bis wir ganz plötzlich hinter einer Kuppe diese irrwitzige geplante Ferienhaussiedlung Burj al Babas in einer Senke liegen sahen.
Ein Stellplatz für die Nacht war schnell gefunden, dann zogen wir mit Fotoapparat und Smartphones bewaffnet los, um diese Ansammlung von unfertigen Schlösschen von außen zu inspizieren.
Sie wird Tag und Nacht bewacht, obwohl sich hier nichts mehr tut. Alle Häuser sind den Verfall preis gegeben, die meisten noch gar nicht fertiggestellt und doch schon wieder ruiniert. Bei genauerer Betrachtung ist alles auch nur Schein, das Stahlbetonskelett der Häuser wird mit billigsten Dämmmaterialien und Glasfaserkunststoffteilen verkleidet, um auszusehen zu lassen wie massiv gebaut.
Hier kann man Planungsirrsinn und Bauwahnsinn in drei Worte fassen – Burj al Babas.
Das Abendessen beendete dann diesen hauptsächlichen Fahrtag, der ein kopfschüttelndes Ende hatte.
Gefahrene Kilometer: 354,5 km
Landkarte: Istanbul – Burj al Babas
Schön am schwarzen Meer 😊😘
Hier reihen sich nur Hochhäuser an Hochhäuser.